Hot Summer
Entscheidungen treffen, die darauf beruhten, dass ich Angst hatte. Angst, von jenen fallen gelassen zu werden, denen ich vertraute. Damit ich aufhören konnte mich zu fühlen, als verdiente ich die guten Dinge nicht. Damit ich aufhören konnte zu träumen, wie ich ertrank.
In den nächsten Tagen sah ich Alex selten. Worum auch immer es in seinem neuen Unternehmen ging, es trieb ihn schon früh aus dem Haus und hielt ihn manchmal bis spät in die Nacht auf. Meistens war ich schon im Bett, wenn er zurückkam. Ich wusste, dass er mit James in Kontakt stand, doch ich fragte meinen Mann nicht darüber aus. Dieses Thema fühlte sich für mich unsicher an, als gäbe es Antworten auf Fragen, die ich nicht stellen wollte, auch wenn James mir nur zu gerne geantwortet hätte.
Ich gewöhnte mich fast wieder an den Gedanken, dass wir das Haus für uns allein hatten, als Alex eines Nachmittags früher zurückkam. Ich saß draußen auf der Terrasse und las ein Buch. Ich hätte genauso gut putzen oder die Aufgaben für die Party erledigen können, die im August stattfand. Aber stattdessen hatte ich mir Limonade gemacht und mich zum Lesen in die Sonne gesetzt, bevor der Sommer zu heiß dafür wurde.
„Hey.“ Er stand einen Moment in der Tür, bevor er die Terrasse betrat. Er hatte seine Krawatte gelöst, aber der Anzug saß noch akkurat.
„Hi.“ Ich beschattete meine Augen und blickte zu ihm auf. „Lange nicht gesehen.“
Er lachte. „Ich hatte eine Menge Meetings mit Investoren.“
„In Sandusky?“ Ich tat, als wäre ich beeindruckt.
Er lachte wieder und schob das Jackett von den Schultern. Sein lachsfarbenes Hemd darunter war kaum zerknittert. Ich beneidete Männer, die sich nie große Gedanken um ihre Frisur und ihr Make-up machen mussten, um gut auszusehen. Oder Feinstrumpfhosen! „Nein. Cleveland. Ich bin jeden Tag nach Cleveland gefahren.“
Das würde erklären, warum er sich so rar gemacht hatte. „Ich habe Limonade gemacht. Ich kann auch was zu essen machen, wenn du willst.“
„So ein Service!“ Er blinzelte in die Sonne. „Du solltest aber nicht so hart arbeiten.“
„Ja, weißt du, ich hab einfach bisher nicht das Glück gehabt, einen guten Hausboy zu finden.“
Alex knöpfte sein Hemd auf und zog es aus dem Hosenbund, während er gleichzeitig die Schuhe abstreifte. Ich lernte etwas Neues über Alex Kennedy. Er mochte es, halbnackt herumzulaufen.
„Da hätte ich eine Idee.“ Er streifte die Socken ab und wackelte mit den Zehen auf dem sonnenwarmen Holzboden. „Du könntest eine Anzeige schalten: ,Hilfe benötigt! Persönlicher Meister Proper gesucht für kleines Häuschen am See. Pflichten sind unter anderem Fensterputzen, Fußbödenschrubben und Shiatsu-Massagen.‘“
Ich kicherte. „Aber nicht von Meister Proper!“
Er streckte seinen Rücken mit einem Stöhnen und drehte sich, bis sein Rückgrat knackte wie Cornflakes in Milch. „Du hast offensichtlich noch nie eine gute Massage genossen. Himmel, bin ich verspannt. In Singapur bin ich total verwöhnt worden, da hatte ich jede Woche Massagen.“
„Von großen, glatzköpfigen Männern in weißen T-Shirts?“ Ich beobachtete, wie er sich streckte und bewegte. Die Linien seines Körpers faszinierten mich. Ich fragte mich, ob er sein Hemd ausziehen würde. Ich fragte mich, warum mich das interessierte.
„Nein. Kleine, hübsche Frauen mit erstaunlich geschickten Händen …“ Er wackelte mit den Augenbrauen und ahmte eine weibliche Stimme nach. „,Ach, Mr. Kennedy, wollen Sie heute ein Happy End?‘“
Ich bedeckte meinen Mund mit der Hand und tat so, als wäre ich schockiert. „Wolltest du hoffentlich nicht!“
Sein dunkler Blick verriet mir nichts, außer dass er vielleicht schwindelte.
„Würdest du nicht?“ Er legte eine Hand auf das Geländer und streckte erneut seinen Rücken.
„Ich denke nicht.“ Das Eis in meiner Limonade war inzwischen geschmolzen und sie war nicht mehr so erfrischend sauer. Dennoch war das Getränk angenehm kühl. Ich trank. Nicht weil ich plötzlich durstig war, sondern weil ich meine Hände irgendwie beschäftigen musste.
„Aber du würdest einen Hausboy einstellen, der kommt und deine Wäsche wäscht und deine Toilette schrubbt. Das ist ja interessant.“ Er schüttelte sich wie ein Hund, der gerade aus dem Wasser kam. „Scheiße, mein Rücken tut weh. Würdest du ihn für mich massieren?“
Er setzte sich bereits vor meinem Liegestuhl auf den Boden und zog sein Hemd aus.
„Kann dir
Weitere Kostenlose Bücher