Hot Summer
einatmen ließ, nicht der Vorgang selbst. Ich fühlte mich direkt danach sofort verlegen, als hätte ich laut geschrien. Dr. Heinz tätschelte meinen Fuß, während sie den Objektträger betupfte und in eine Plastiktüte steckte, die ins Labor geschickt wurde.
„Wie sieht es mit Ihrem Zyklus aus? Legen Sie den Arm bitte über den Kopf.“
Ich wollte immer kichern, wenn sie meine Brüste bearbeitete und nach Knoten und Verdickungen tastete. Nicht weil es kitzelte, sondern weil es sich so lachhaft anfühlte. Kalte Finger, die in Gummihandschuhen steckten, massierten meine Haut, während Papier unter meinem Körper knisterte. Gelächter hätte einen Teil der Anspannung vielleicht gelöst, aber ich schaffte es, nie zu lachen.
„Meine Periode ist immer noch unregelmäßig. Aber nicht mehr so schmerzhaft. Ich kann den Schmerz mit einem heißen Bad und einem Schmerzmittel bekämpfen.“
Sie grinste. „Gut. Das wollte ich hören. Sie können sich jetzt wieder aufsetzen.“
Der Rest der Untersuchung ging schnell. Herz, Lunge, was auch immer sie überprüfte, während sie meinen Rücken abklopfte und untersuchte. Dann verließ sie den Raum, damit ich mich ungestört wieder anziehen konnte, und kehrte ein paar Minuten später mit ihrem Klemmbrett und einem freundlichen Lächeln zurück.
„Okay“, begann sie. „Da haben wir: Keinen Schmerz mehr während des Geschlechtsverkehrs, was großartig ist. Die Periode fühlt sich besser an, ist aber immer noch unregelmäßig. Das könnte eine Nebenwirkung der Verhütungsspritze sein, aber …“ Sie blätterte durch mein Krankenblatt. „Hier steht, Sie hatten schon oft unregelmäßige oder ausbleibende Blutungen. Das ist auch typisch für die Endometriose. Abgesehen davon, dass es lästig ist, sind diese unregelmäßigen Blutungen für Sie aus irgendeinem Grund beunruhigend?“
Ich schüttelte den Kopf. „Nein. Ich wünschte, es wäre einfacher, sie vorauszuberechnen, aber ansonsten nicht.“
Sie notierte meine Antwort, dann blickte sie zu mir auf. „Haben Sie sonst noch Fragen, Anne? Irgendwas über die Endometriose, über die Handhabung der Schmerzen, die Spritze? Den Sinn des Lebens? Oder wie man einen Hackbraten zubereitet?“
Wir lachten. „Nein, danke. Ich denke, ich kann einen anständigen Hackbraten machen.“
Sie machte eine Geste, als müsse sie Schweiß von ihrer Stirn wischen. „Puh! Ich hatte schon Angst, Sie würden mich nach dem Sinn des Lebens fragen und ich müsste aus dem Stehgreif irgendwas darüber sagen.“
„Nein.“ Ich zögerte. Die Fragen, von denen ich wusste, dass ich sie stellen sollte, lagen mir auf der Zunge. Doch schließlich fragte ich nicht. „Danke, Dr. Heinz.“
„Gerne doch.“ Sie lächelte. „Dann geben wir Ihnen jetzt Ihre Spritze, okay? Und dann war’s das schon für heute.“
Die Spritze tat nicht wirklich weh. Es ist nichts verglichen mit dem Schmerz einer Geburt, dachte ich, als sie meine Haut mit einem Wattebausch desinfizierte und mich mit dem chemischen Cocktail vollpumpte, der James’ Spermien daran hindern würde, in den nächsten drei Monaten meine Eizellen zu befruchten. Der Einstich blutete nicht mal. Ich verabschiedete mich von meiner Ärztin und lief durch die Gasse von knospenden Bäuchen aus der Praxis.
Der Juni ist ein richtig schöner Monat. Die Sonne scheint, aber sie hat noch nicht die Kraft, die sie im Juli gewinnt. Oder die drückende Hitze im August. Blumen blühen. Die Leute heiraten. Die Schule schließt für den Sommer. Alles scheint auf dem Scheitelpunkt, etwas Neues beginnt. Ein neues Leben, ein Neuanfang.
Ich hatte in Dr. Heinz’ Praxis die Gelegenheit, einen Neuanfang zu wagen. Und ich habe es nicht getan. Ich hatte drei weitere Monate Zeit, mich zu überzeugen, dass ich schwanger werden wollte. Aber auch wieder drei Monate, in denen ich meinen Mann anlog.
James war sehr geduldig und verständnisvoll gewesen, als ich gegen die Krankheit kämpfte, die mit schmerzhaften Perioden und schmerzhaftem Geschlechtsverkehr begann. Er brachte mir Medikamente und hielt meine Hand, wenn die Krämpfe mich zum Schwitzen brachten. Er war derjenige, der mir sagte, meine Schmerzen seien nicht nur die monatlichen Schmerzen. Ich hatte schon so lange mit den Unannehmlichkeiten gelebt, dass ich mir selbst einredete, es sei normal. Schließlich kam ich aus einer Familie, in der auch vier andere Frauen alle vier Wochen über ihre Periode stöhnten und seufzten. Es war also eine Tatsache, dass es wehtun musste.
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