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Hotel Cosmos

Hotel Cosmos

Titel: Hotel Cosmos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Burke
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einzelne Robot herbeigerufen werden konnte. Im Eßzimmer war eine kleine Schalttafel am Tisch angebracht, mit der komplizierte Aufträge rasch übermittelt werden konnten. In einem kleinen Raum, der vom Flur abzweigte, befand sich die Hauptkontrolltafel.
    Mein Vater experimentierte damit, bis er ihre Arbeitsweise begriffen hatte. Zu Beginn unterliefen ihm die sonderbarsten Fehler. Während er sich mit den verschiedenen Schaltern und Widerständen versuchte, drang der entsetzte Ruf Charlottes an seine Ohren.
    „Was stellst du denn jetzt schon wieder an? Einer der Gärtner ist in der Bücherei erschienen und hat begonnen, ein Kartoffelfeuer aufzuschichten.“
    Oder sie kam in plötzlicher Angst zu ihm gelaufen, weil ein ausdrucksloser Robot plötzlich, ohne jede Erklärung hinter ihr herstapfte.
    „Sei vorsichtig, Arnold! Wir wollen doch nicht, daß sie alle Amok laufen.“
    „Wir müssen feststellen, wer wofür vorgesehen ist“, erläuterte er zu Recht. Allmählich brachte er das gesamte Personal unter Kontrolle. Die meiste Zeit über konnte man sich darauf verlassen, daß sie ihre Pflicht von selbst erfüllten. Nur bei speziellen Aufgaben mußte das zentrale Kontrollbrett in Aktion treten.
    Nach einigen Monaten begann Charlottes Nervenkraft nachzulassen. Das Idyll erschien ihr jetzt weniger bezaubernd. Sie hatte sich nicht klargemacht, wie sehr sie menschliche Gesellschaft vermissen würde. Eines Morgens, als ihnen das Frühstück serviert wurde – zu genau der gleichen Zeit wie an jedem anderen Morgen und ohne eine Sekunde früher oder später auf den Tisch zu kommen – stieß sie plötzlich ihren Teller zur Seite und stand ungeduldig auf.
    Mein Vater blickte hoch.
    „Fehlt dir etwas, meine Liebe?“
    „Diese schrecklichen Geschöpfe, die sich über einen beugen und ewig und immer zur selben Zeit mit ihrem gräßlichen Frühstück hereintrotten.“
    Er studierte überrascht seinen Teller. „Stimmt etwas mit dem Essen nicht? Ich dachte, sie hätten es wieder gut zubereitet.“
    „Natürlich haben ‚sie es gut zubereitet“, schrie sie. „Sie können ja gar nicht anders. Niemals lassen sie etwas anbrennen, keine Suppe ist versalzen, das Wasser kocht niemals über, und niemand läßt je einen Teller fallen. Es ist entsetzlich.“
    Er lachte. „Für meine Begriffe führen sie ihre Aufgabe ideal durch.“
    „Oh, du und deine Begriffe!“
    Sie hatte noch niemals so scharf gesprochen. Er erhob sich von seinem Platz und ging zu ihr hinüber, aber als er ihr die Hände auf die Schultern legte, entzog sie sich ihm ärgerlich.
    Er sprach ihr gut zu. „Wenn irgend etwas nicht stimmt – wenn dir irgend etwas an der Art der Haushaltsführung mißfällt …“
    Aber es war ihr unmöglich, ihm zu erklären, was ihr zuwider war. Als sie sich über die Kälte der Robots beklagte und über ihr Empfinden, sie wären beide in einer Maschinerie eingeschlossen und würden schließlich zu Teilen dieses Mechanismus werden, so namen- und gefühllos wie die Robots selbst, mußte sie zugeben, daß ihre Befürchtungen töricht klangen.
    „Du bist überreizt“, tröstete er sie.
    Vielleicht war sie tatsächlich überreizt, aber daß er es ihr sagte, machte es nicht besser.
    Dazu kam die Tatsache, daß mein Vater, obgleich er seine Frau nicht vernachlässigte, Anzeichen zu zeigen begann, daß ihn andere Interessen beschäftigten. Sie konnten sich nicht Tag und Nacht miteinander beschäftigen, und er neigte dazu, am Vormittag in der Werkstatt zu verschwinden. Er war Wissenschaftler und zugleich ein Mann mit einem Verstand, der beständig forschte und nach neuen Erkenntnissen suchte. Das Studium der Robots mußte ihn faszinieren. Während Charlotte in den Gärten spazierenging und jedesmal zurückschauderte, wenn ihr Weg sie an einem der Robots vorüberführte, arbeitete er an der Werkbank, ging Stapel von Schaltskizzen und Entwürfen durch, die sein Vater hinterlassen hatte. Er nahm ein oder zwei der reglosen Robots auseinander und untersuchte ihre Kontrolleitungen.
    In erster Linie gab ihm der Robot Rätsel auf, den er vor der Schlafzimmertür seines Vaters gefunden hatte. Keiner der Schalter an der Kontrolltafel erweckte dieses Modell zum Leben. In Tätigkeit gesetzt, machte der Robotmechaniker keine Anstalten, sich mit der reglosen Konstruktion zu befassen. Alles, was mein Vater tun konnte, bestand darin, daß er dieses widerspenstige Exemplar in die Werkstatt schaffen ließ, in der Absicht, es früher oder später eingehend

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