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Hotel Cosmos

Hotel Cosmos

Titel: Hotel Cosmos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Burke
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daß sie ihn kaum sähe; er war zu beschäftigt, und persönliche Erwägungen nahmen stets den zweiten Rang bei ihm ein. Darüber wurde meine Mutter verbittert, und ich glaube nicht, daß er sie allzu ernst nahm.
    Sie werden wissen, was geschah. Meine Mutter lief mit einem anderen Mann davon, und die gegenseitige Annullierungsklausel in dem Ehevertrag gelangte zur Anwendung. Die Ehe wurde formell geschieden.
    Mein Vater war tief getroffen, und als sich auch noch Kritik und Verleumdung an seiner Arbeit einstellten, wandte er allem den Rücken. Meine Neffen übernahmen die Leitung der TGL, und mein Vater floh nach Perseus Fünf – mit einer zweiten Frau.
    Diese Heirat war für ihn ein wilder Griff nach dem Glück. Charlotte zählte zwanzig Jahre. Sie war fast unglaubhaft schön, mit einer atemlosen, impulsiven Stimme und großen Augen. Sie und mein Vater trafen mehrmals zusammen und verliebten sich ineinander. Auf beiden Seiten war die Gefühlsregung echt. Aber wahrscheinlich erkannte keiner von beiden, daß sie nicht den gleichen Ursprung hatte. Charlotte bewunderte ihn grenzenlos, und seine Bedeutung raubte ihr den Atem. Damit meine ich nicht, daß sie in eine höhere soziale Schicht aufsteigen wollte; aber der Gedanke, daß er sie liebte, überwältigte sie. Und für ihn verkörperte sie eine Art zweite Jugend, die ihm ein neues Versprechen für die Zukunft zu bieten schien.
    Gemeinsam flogen sie nach Perseus Fünf, entschlossen, ein idyllisches Leben zu führen. Sie würden mit sich selbst zufrieden sein. Die Reise dauerte zwei Jahre – zwei Jahre, die sie im Kälteschlaf verbrachten, während sie auf einem der schnellsten gravitationsgetriebenen Schiffe reisten, das jemals erbaut worden war.
    Was dann geschah, habe ich erst kürzlich erfahren. Vieles bleibt unklar, vieles einseitig, und vieles werden wir niemals wissen. Aber der Umriß der Geschichte ist nur zu klar.
    Zuerst waren mein Vater und seine junge Braut glücklich genug. Perseus Fünf war eine kleine, öde Welt. Trotz ihrer Größe war ihre Masse so beschaffen, daß ihre Gravitation nur um ein Geringes unter der Erde lag – gerade genug, um jede Bewegung zu erleichtern und ein angenehmes, wohliges Gefühl hervorzurufen. Das weitläufige Gut, das sich um das Haus erstreckte, war fruchtbar und herrlich angelegt. Es bildete eine schattige, blühende Oase auf dem nackten Felsgestein der entlegenen Welt.
    Bemerkenswerterweise waren Haus und Gut nicht vernachlässigt worden. Mein Vater hatte die Routineberichte, die ständig in seinem Büro einliefen, nur flüchtig studiert. Ihm war nicht aufgefallen, daß nach dem Tode meines Großvaters und der Bestattung seines Körpers auf der Erde die Robots weiter funktionierten. Robotgärtner kümmerten sich um die Rasenflächen und lagerten Früchte und Gemüse in Tiefkühlkellern, bis der letzte Winkel ausgefüllt war. Robotputzer säuberten das Haus, sahen nach der Heizanlage und strichen das Fachwerk, wenn es notwendig war. Jahrelang mußten alle Vorgänge routinemäßig abgelaufen sein, ungeachtet der Tatsache, daß niemand mehr das Haus bewohnte.
    Dennoch waren ein oder zwei Funktionen erstorben. Ein einzelner Robot von vollkommener menschlicher Gestalt lehnte reglos in einem der Korridore an der Wand. Ein mechanischer Defekt schien ihn dort festgebannt zu haben, und seltsamerweise war ihm der Reparaturrobot nicht zu Hilfe geeilt, der normalerweise in solchen Fällen automatisch auf dem Schauplatz erschien.
    Auch in einem der Anbauten fand sich eine Schar erstarrter Robots, von denen sich auf den ersten Augenblick nicht sagen ließ, ob es nicht lediglich noch unvollendete Versuchsmodelle waren. Eine weiträumige Werkstätte lag ganz in der Nähe, und es war klar, daß mein Großvater dort einen beträchtlichen Teil seiner Zeit verbracht hatte. Tage und Wochen und Monate mußten für ihn bei dem Bau neuer Robots verstrichen sein. Er ergänzte seinen Haushalt durch Diener jeder Form und Gestalt, von denen einer vollkommener als der andere war, und die er nicht zu entlohnen brauchte.
    „Es ist unheimlich“, schüttelte sich Charlotte, nachdem sie vierundzwanzig Stunden in dem Haus verbracht hatte. „Ich bekomme hier eine Gänsehaut.“ Aber sie lachte dabei, und er lachte mit ihr und weidete sich an ihrer gespielten Furcht.
    Sie brauchten einige Zeit, bis sie sich mit dem Kontrollsystem vertraut gemacht hatten. In vieler Hinsicht war es ein unterhaltsames Spiel. Jeder Raum enthielt Knöpfe, mit denen jeder

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