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Hotel Cosmos

Hotel Cosmos

Titel: Hotel Cosmos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Burke
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Sie, ist sie davongelaufen?“
    Irrsinnigerweise empfand Harrison Erleichterung. Der Ausdruck, mit dem Marilyn verlangend den jungen Koechel angeblickt hatte, war nicht echt gewesen. Nicht Marilyns Gesicht, sondern die bereitwilligen, anpassungsfähigen Züge eines Uraniers, sensitiv und doch einfallslos auf die Stimmung reagierend, die sie in dem Sprechenden entdeckten, hatten mit Koechel geflirtet.
    Marilyn. Die wahre Marilyn fiel ihm plötzlich ein, und er fragte Brady: „Aber woher wußten Sie Bescheid? Haben Sie die echte Marylin gesehen? Ist sie …?“ Er konnte nicht weitersprechen.
    Brady stieß eine Tür auf. „Dort drinnen.“
    Er ließ Harrison allein und ging den Flur hinunter, entschlossen und zielbewußt.
    Harrison ließ sich neben dem Bett auf die Knie nieder und berührte angstvoll Marilyns Arm. Sie lebte. Aber ihre Augen blieben geschlossen. Sie mußte betäubt worden sein. Harrison erinnerte sich, daß die uranische Fähigkeit, verschiedene Gestalten anzunehmen, von einer Rasse zur anderen variierte. Einfache Lebensformen vermochte sie sofort nachzuahmen, aber der menschliche Körper war ein kompliziertes Gebilde, und es mochte notwendig für den Uranier gewesen sein, Marilyn zu betäuben und über ihr zu brüten, ehe er imstande war, sich zu einer Nachahmung zusammenzuziehen.
    Harrison beugte sich plötzlich vor und küßte sie. Sie bewegte sich und murmelte irgend etwas.
    „Marilyn“, rief er sie leise. „Marilyn.“
    Ihre Augenlider zuckten und öffneten sich – endlich. Einen Augenblick lang sah sie ihn an, ohne ihn zu erkennen. Dann sagte sie:
    „Ich hatte einen scheußlichen Traum. Aber dieser hier ist hübsch.“
    „Bist du verletzt?“
    Sie richtete sich auf dem Ellbogen auf, als die Erinnerung zurückkehrte.
    „Was war es? Irgend etwas schien über mich zu fallen – Besitz von mir zu ergreifen – es war schmutzig …“
    Er schlang die Arme um sie, und sie schluchzte leise an seiner Schulter. Dann machte er sich sanft frei, küßte sie erneut und stand auf.
    „Halte die Tür verschlossen und bleibe in deinem Zimmer. Wir werden das Hotel Etage um Etage auseinandernehmen –“
    „Du wirst dich in acht nehmen?“
    Harrison blickte sie an und streckte für eine Sekunde die Hand aus, um die ihre zu berühren.
    „Ich werde mich nicht auslöschen lassen“, versprach er. „Nicht jetzt, da mein Leben einen Sinn bekommen hat.“
    Er ging hinaus und wartete, bis er hörte, daß der Schlüssel sich im Schloß drehte. Dann entfernte er sich und fragte sich dabei, welche Richtung Brady eingeschlagen haben mochte. Und er fragte sich weiter, wann wohl der Trupp aus Pellucin eintreffen würde.
    Im Gesellschaftsraum beschwichtigte Coleman die aufgeregten Gäste: „Schon gut, schon gut. Beruhigen Sie sich.“
    Der Geschäftsführer erhob schrillen, hysterischen Protest. Furcht durchpulste den Raum. Die Gewißheit, daß der Uranier sich die ganze Zeit über in der Maske eines attraktiven Mädchens unter ihnen befunden hatte, übte ihre Wirkung aus. Das Durcheinander nervöser, panikerfüllter Stimmen schwoll an.
    Coleman wandte sich abrupt dem jungen Koechel zu.
    „Möchten Sie nicht weitererzählen?“ fragte er ihn.
    „Wir wollen nichts mehr hören“, rief Steve Osmond. „Wir wollen hier heraus.“
    „Ich persönlich“, ließ sich die pedantische Stimme des Professors vernehmen, „genieße diese Atmosphäre. Ich würde sehr gern die Fortführung von Mr. Koechels kleiner Fabel hören.“
    Coleman schloß: „Da wir sowieso hierbleiben müssen, können wir uns ebenso gut etwas anhören. Verbannen Sie den Vorfall aus Ihren Gedanken.“
    Seine fröhliche Unbekümmertheit entlockte dem Geschäftsmann ein wütendes Knurren; aber ehe jemand weitere Einwände erheben konnte, fuhr Koechel in seiner Geschichte fort.
     
8. KAPITEL
     
    „Als mein Vater sich entschloß, sich auf Perseus Fünf niederzulassen“, begann Koechel, „waren bereits einige Jahre seit dem Tode meines Großvaters vergangen, und er erwartete, einen vernachlässigten Besitz vorzufinden.
    Mein Vater entschloß sich zu seinem Schritt, weil er eine Reihe von Enttäuschungen erlitten hatte. Stets gab es Neider, die ihn beschuldigten, ein Tyrann und ein monopolistischer Diktator zu sein. Der Name meines Großvaters wurde als Beleidigung gegen ihn benutzt. Schlimmer noch traf ihn die Tatsache, daß seine intensive Arbeit für die Transgalaktische Linie häusliche Schwierigkeiten heraufbeschworen hatte. Meine Mutter klagte,

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