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Hotel Cosmos

Hotel Cosmos

Titel: Hotel Cosmos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Burke
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    Nur ein Augenblick schien vergangen zu sein, seit ich in mein Schlafzimmer getreten war, und der Traum schien nur kurz gewesen zu sein – er hatte abrupt sein Ende gefunden. Aber es war hell geworden, und der neue Tag hatte begonnen.
    Ich zog mich an und ging ins Wohnzimmer. Ich beachtete meine Mutter nicht, sondern stellte mich vor meine Großmutter hin und wollte wissen:
    „Hat mich jemand in die Berge gebracht und den Göttern geweiht?“
    „Nein“, entgegnete meine Mutter zornig. „Wo hast du von diesen alten Sitten gehört?“
    „Ich träume davon“, gab ich zur Antwort. „Das ist es, was mir Sorge bereitet. Wenn nichts Derartiges mit mir geschehen ist, weshalb suchen mich dann diese prophetischen Träume heim?“
    „Sie bedeuten nichts. Sie können gar nichts bedeuten“, hämmerte mir meine Mutter ein.
    Als sie den Raum verlassen hatte, blieb mein Blick auf meiner Großmutter haften. Ich sagte: „Du kannst mir Antwort geben.“
    „Deine Mutter“, versetzte die alte Frau, „wollte niemals etwas mit den alten Sitten zu tun haben. Aber dein Vater wußte um sie. Er wußte, was er zu tun hatte.“
    Mein Vater war vor Jahren gestorben. Ich konnte mich kaum mehr an ihn erinnern, obwohl ich mir von Zeit zu Zeit Eingebungen seiner Persönlichkeit bewußt war. Ich fragte: „Brachte er –“
    „Er erlaubte mir, dich in die Berge zu bringen“, kam das Krächzen. „Wie es mit jedermann geschehen sollte, so wurdest du geweiht, und die Götter der Hügel werden sich um dich kümmern. Und wenn sie dich brauchen, dann wirst du gehen müssen.“
    Ich war froh, zu meiner Staffel zurückzukehren. Mit einem Gefühl unverhüllter Erleichterung verließ ich die Heimat und widmete mich wieder meiner Pflicht. Die Weite der Sternenrouten schob sich zwischen mich und den Planeten, wo immer noch das uranfängliche Böse brütete und seinen Tribut von unserer Rasse forderte.
    Aber ich konnte nicht alle Erinnerungen an das, was ich erfahren hatte, aus meinen Gedanken verbannen. Die Träume kamen weniger deutlich, aber sie horten nicht gänzlich auf.
    In einem Versuch, mich von dem entnervenden Alb zu befreien, suchte ich den Arzt auf. Er war ein Erdenmensch und zeigte kein großes Verständnis. Zum Glück für mich war sein Assistent ein Sirier; ich hätte möglicherweise wegen psychologischer Unzuverlässigkeit den Dienst quittieren müssen, wäre nicht die Erklärung des Siriers gekommen, daß wir alle unter unseren rassischen Traditionen litten. Sie versuchten, mir zu helfen, Sie verabfolgten mir Suggestivbehandlungen und Schockinjektionen, aber die Träume hielten an.
    „Du siehst in letzter Zeit schlecht aus“, bemerkte mein Freund Sved.
    Lange Zeit war ich seiner Frage, was mich bedrücke, ausgewichen. Ich hatte gefürchtet, er würde mich auslachen. Er stammte auch wie ich vom Gelert, und es war ihm offensichtlich gelungen, alle alten Ängste abzuschütteln. Er war ein aufgeschlossener, fortschrittlicher Offizier, der alle Qualitäten mitbrachte, um für Sirius Ehre einzulegen. Würde er den übermächtigen Druck verstehen, der auf mir lastete?
    Vielleicht geschah es in der Hoffnung, sein nüchterner Verstand würde wie ein frischer Windhauch auf mich wirken, daß ich mich ihm endlich anvertraute. Als ich dienstfrei hatte, suchte ich seine Kabine auf und erzählte ihm ohne Einleitung von meinem Traum.
    Er nahm ihn weitaus ernster, als ich erwartet hatte.
    „Ich bin froh, daß du zu mir gekommen bist“, sagte er. „Mein Vater wurde von den bösen Gewalten getötet, die dich bedrohen.“
    „Dein Vater?“
    „Er kämpfte gegen die alten Riten. Er hat mir davon erzählt. Jedes Jahr verschwindet jemand in den Hügeln und kehrt nicht zurück. Manchmal hat man sie gesehen – schlafwandlerisch durch eine Stadt oder ein Dorf schreitend. Und niemand wagt, sie aufzuhalten.“
    „Und was wird mit mir geschehen? Das gleiche? Ich bin diesen – diesen Geschöpfen in den Bergen geweiht worden, und sie begehren mich … als Opfer.“
    „Der Traum dient als Vorbereitung“, erklärte Sved. „Er sagt dir, was du zu tun hast, zeigt dir den Weg, dem du folgen mußt, und drückt deinem Herzen seinen entsetzlichen Zwang auf.“
    Ich versuchte zu sprechen. Eiseskälte durchrann mich. Endlich brachte ich hervor: „Was kann ich tun?“
    „Du wirst das tun, was sie dir befehlen“, gab Sved zur Antwort, „aber du wirst nicht allein sein.“
    „Ich verstehe dich nicht.“
    „Diese Kreaturen stellten meinem Vater eine

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