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Hotel in Flammen

Hotel in Flammen

Titel: Hotel in Flammen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Wolf
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vor. Wenn wir
den Paletti zur Sau machen, werden Recht und Gesetz unsere Verbündeten sein.“
    Mehrere Stühle wurden gerückt.
    Jetzt stand man offenbar auf.
    Karl huschte auf den Flur und latschte
zu einer nahen Herrentoilette, wo er sich vor dem Spiegel die Haare kämmte.
    Er hörte, wie Maier und Terzhaber auf
den Flur traten, und luchste um die Ecke.
    Der eine der beiden Hoteliers war klein
und mit Faßbauch ausgestattet, sein Hals so dick wie der Kopf. Wütend kämpfte
er mit dem zweiten Mantelärmel.
    Der andere — groß, knochig, mit
schwarzem Schnauzbart — stand schräg hinter ihm und hätte helfen können, rührte
aber keinen Finger.

    Die beiden Hoteliers schoben ab.
    Als sie beim Lift um die Ecke bogen,
hatte sich der Dicke endlich in seinen Mantel gequält: für ihn wahrscheinlich
eine Art Hochleistungs-Gymnastik.
    Ist ja wie bei der Mafia, dachte Karl.
Verschwörung, Anschläge, Druck. Also das Gegenteil von friedlichem Wettbewerb.
    Er holte die Unterlagen, die er beim
Waschbecken vergessen hatte, und ging zu Isabel ins Privatbüro.
     
    *
     
    Im 20.50 Uhr sagte der Küchenmeister zu
Klößchen, daß er ihn nun nicht mehr brauche.
    „Im übrigen, Willi“, fügte er hinzu, „bin
ich zufrieden mit deinem Eifer und deiner Anstelligkeit. Wenn du dich nach dem
Schulabschluß für unseren Beruf entscheidest — hier ist bestimmt eine
Lehrstelle für dich frei.“
    „Das werde ich im Auge behalten“,
meinte Klößchen.
    Ernsthaft erwog er den Gedanken
freilich nicht. Für ihn stand fest, er werde einstens die väterliche
Schokoladen-Fabrik übernehmen — und zwar als Direktor.
    Klößchen wechselte die Küchenkleidung
aus gegen seine Alltags-Klamotten und fuhr mit dem Lift zum Apartment hoch, wo
Karl soeben eingetroffen war.
    Er lag auf dem Bett und las im
LEITFADEN DER BETRIEBSWIRTSCHAFTSLEHRE.
    „Bei mir war’s echt stark“, erklärte
Klößchen. „Freue mich schon auf morgen. Wußte gar nicht, daß ich ein besonderes
Talent habe. Nämlich zum Avocado-Schälen (Avocado = südamerikanische
Baumfrucht). Das kann noch lange nicht jeder so gut wie ich. Die Kunst
dabei ist, die Schale möglichst dünn zu entfernen. Damit das schmackige
Fruchtfleisch nicht im Mülleimer, sondern auf dem Teller landet. Als
Avocado-Schäler, sagt der Küchenchef, sei ich absolut spitze.“
    „Vielleicht“, meinte Karl, „wird das
eines Tages in der Penne als neues Fach eingeführt. Dann kannst du’s als
Leistungskurs wählen.“
    „Nur keinen Neid. Ich weiß, daß du für
Praktisches zwei linke Hände hast.“
    Tim, der in diesem Moment hereinkam,
hörte die letzten Worte.
    „Ich hatte eben zwei Gymnastikschüler“,
schmunzelte er, „die hatten nur linke Füße. Sowas von Stolperei und
Konditionsmangel habe ich noch nicht erlebt. Aber sie sind willig und
entschlossen, was für die Gesundheit zu tun. Bewegungsmangel ist ein Grundübel.
Das haben beide erkannt.“
    „Hotelgäste?“ forschte Karl.
    „Ältere Herren“, nickte Tim. „Überernährt
und völlig versteift. Um sie nicht zu überfordern, habe ich erstmal nur Dehn- und
Lockerungsübungen mit ihnen gemacht. Schon das war zuviel. Aber morgen abend
geht’s weiter. Dann wollen sie ihre Ehefrauen mitbringen. Ob ich nachher an die
Bar käme, haben sie gefragt. Sie würden einen ausgeben. Die denken, ich sei 18.“
    „Glatte Beleidigung!“ meinte Klößchen. „So
verbraucht siehst du wirklich nicht aus.“
    „Vor der Gymnastikstunde“, sagte Tim, „bin
ich an einer ziemlich überdrehten Tussi gescheitert. Nadine Brenner. Das muß
ich erzählen.“
    Seine Freunde lachten, als er die Story
rausließ.
    Dann berichtete Karl von der
Unterredung, die er unfreiwillig belauscht hatte.
    „Wenn Maier, Terzhaber und ihre
Schulterschluß-Komplizen ernst machen“, schloß er, „wird aus dem kalten
Hotelkrieg ein heißer. Vielleicht erleben wir noch was.“
    Tim reckte lauschend den Kopf.
    Nebenan ging die Tür.
    Hatte Gaby ihren Service beendet?
    Er lief hinüber, und seine Freundin
fiel ihm in die Arme. Sie war total geschafft. Ihr brannten die Füße. Und die
Beine waren schwer.
    „Aber es war interessant“, berichtete
sie. „Tolle Erfahrung. Gibt die unterschiedlichsten Gäste. Den Beruf des
Kellners und der Serviererin sehe ich jetzt auch anders. Richtig doof sind mir
nachmittags nur zwei gekommen: Poldemar Plöckl und Gunilde von Weyerpitz-Riehl.
Sowas von beknackt! Für die ist Champagner eine Weltanschauung und das
Flötenglas der Guru ( Sekten-Boss

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