Hotel in Flammen
).“
Gaby zog Hauslatschen an und kam dann
zu den Jungs rüber. Tim setzte sie in den bequemsten Sessel, hockte sich vor
ihr auf den Boden und begann, ihre Füße zu massieren.
„Das tut gut“, meinte Gaby. „Werde
Tante Isa sagen, daß sie dich auch als Masseur einsetzen kann.“
„Auf keinen Fall!“ wehrte er ab. „Soweit
geht meine Selbstlosigkeit nicht, daß ich wildfremden Menschen den Speckrücken
durchwalke. Deine Laufrüben zu kneten, ist was anderes.“
„Wenn du Rüben sagst, nehme ich sie dir
weg.“
„Also gut. Ich meine Mauken.“
„Jetzt reicht’s aber. Meine erdnahsten
Gliedmaßen sind untadelig, nicht gesenkt, nicht platt, nicht gespreizt, nicht
geknickt, nicht hohl, nicht spitz oder klumpig. Klar?“
„Häh?“ staunte Klößchen.
„Pfote will sagen“, erläuterte Tim
grinsend, „daß ihre Hinterhufe keine Senkfüße, Plattfüße, Spreizfüße,
Knickfüße, Hohlfüße, Spitz- oder Klumpfüße sind. Womit sie recht hat. So.“
Er ließ besagte Gliedmaßen los. „Geht’s
wieder? Wieweit kannst du jetzt laufen?“
„Was heißt, wieweit? Bis zu meinem
Zimmer schaffe ich’s.“
„Na gut, dann bleibst du eben hier.“
Gaby richtete sich auf. „Wollt ihr noch
weg?“
Auch für Karl und Klößchen war das neu.
„Angesichts der bürgerkriegsartigen
Hotelszene“, nickte Tim, „halte ich es für unabdingbar, daß wir uns von Isabels
Feind ein klares Bild machen. Das heißt, wir bummeln zum Weekend und sehen uns
den Laden aus der Nähe an. Ach so, Pfote! Du bist ja noch nicht ganz auf dem
Info-Stand. Karl hat nämlich zufällig ein Gespräch angehört.“
Während Gaby alles erfuhr, nahm er sich
nochmals knetend ihrer Füße an.
„Jetzt könnte ich Marathon laufen“,
meinte sie schließlich.
Das heißt, sie kam mit.
10. Schutzgeld-Erpresser
Spätnachmittags hatte es ein bißchen
geregnet — von der vielbeschäftigten TKKG-Bande unbemerkt. Jetzt war die Luft
kühl und klar.
Sich in Bad Neuzell zurechtzufinden,
ist kein Kunststück für jemanden, der rechts und links unterscheiden kann.
Die vier Freunde, großstadt-gewieft,
sockten den Weg zurück, den Jörg vorhin gefahren war.
Die Richtung stimmte. Alsbald bummelten
sie eine breite Straße hinunter, die tatsächlich BREITE Straße hieß und in
deren letztem Drittel sich der Weekend-Koloß über alle umliegenden Gebäude
erhob.
„Von weitem sieht’s aus“, sagte Karl, „wie
das UN-Hauptquartier. Architektonisch derselbe Stil. Aber so bescheuert wie
dort geht’s im Weekend wohl doch nicht zu.“
„In solchen Großhotels“, meinte Tim, „ist
die Atmosphäre meistens sehr unpersönlich. Man muß seine Familie mitbringen,
damit welche da sind, die einen namentlich kennen. Mir ist die andere Art
lieber.“
„Welche?“ fragte Klößchen.
„Die persönliche Betreuung. Wie im
Erlenhof. Wäre ich dort zahlender Gast, hätte mich die Begeisterung angemacht.
Wegen des netten Personals. Gaby im Service! Du in der Küche! Karl im Büro!
Naja, und von mir als Fitneß-Trainer könnte ich auch noch was lernen.“
„Morgen löst du den Glattfeldt ab“,
erinnerte ihn Karl.
„Tue ich gern. Der gefällt mir übrigens
nicht.“
Karl pflichtete bei. „Ich glaube, der
hat keine Lust mehr. Ist wohl nur noch mit dem Hintern da, mit dem Gehirn schon
in den Ferien oder bei seinem neuen Job. Bei einigen Gästen war er sehr kurz
angebunden, wie ich hören konnte. Du wirst gefälligst höflicher sein.“
„Und du wirst gefälligst die Bürotür
zumachen“, lachte Tim. „Sonst stimmen deine Zahlen nicht.“
Der Straßenteil, den sie soeben
abschlurften, war dunkel wie Frankensteins Gruft.
Sie kamen an der Einmündung einer
schmalen und noch dunkleren Gasse vorbei.
An deren Anfang parkte ein Wagen, mit
dem Heck in ihre Richtung.
Die rechte, hintere Tür war geöffnet.
Die Innenbeleuchtung flackerte.
Vier Männer drückten die Polster breit.
Jener, der hinten rechts saß, war im Aussteigen begriffen — fast jedenfalls. Er
hatte einen Fuß schon auf dem Bordstein.
„...also morgen bei mir im Erlenhof“,
sagte er in diesem Moment, „um 10.10 Uhr. Zimmer 312. Da kriegt ihr die Kohle.
Für den vorletzten Auftrag, für den letzten — und einen Vorschuß für die neue
Aktion. Klar?“
„Aber ja“, antwortete einer der drei.
Seine Stimme klang, als hätte er lange im Ausland gelebt. „Müssen wir Krawatten
umbinden — wegen deiner Tussi? Hahahah.“
„Gunilde wird ihren Morgenspaziergang
machen. Da fällt
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