Hotel in Flammen
mir ein...“
Statt auszusteigen, zog er seinen Fuß
in den Wagen und schloß die Tür.
„Das ist er!“ wisperte Gaby aufgeregt. „Von
dem habe ich erzählt. Ist der beknackte Poldemar Plöckl.“
„Goldblondes Haar“, murmelte Tim. „Von
den andern sehen zwei aus wie Südländer. Jedenfalls von hinten. Der
Krawattenmuffel trägt Glatze.“
Während sie langsam weitergingen, äugte
er über die Schulter, prägte sich Wagentyp und Kennzeichen ein.
„Klingt nach Handelsvertretern“, meinte
Klößchen.
„So schätze ich Poldemar Plöckl nicht
ein“, widersprach Gaby, „eher wie einen Heiratsschwindler oder Hochstapler.“
„Wir werden auf ihn achten“, meinte
Tim. „Nicht, daß der abreist, ohne zu bezahlen.“
„Wäre schlimm“, nickte Karl, der sich
hinsichtlich der Zimmerpreise bereits auskannte, „312 ist eins der teuersten.
Wahrscheinlich groß und top-eingerichtet. Plöckl und seine Begleiterin sind
heute eingetroffen und wollen fünf Tage bleiben. Das — und den ganzen
Belegungsplan — habe ich im Kopf.“
„Computer-Gehirn“, meinte Tim.
*
Um Handelsvertreter handelte es sich
wahrlich nicht. Horst-Dieter ,Hodi’ Eckmüller hatte sich als Fremdenlegionär
viele Jahre in den gefährlichsten Ecken der Welt rumgetrieben. Kriegführen war
sein Handwerk. Anderes hatte er nicht gelernt. Nach seiner Entlassung fand er
sich im normalen Leben nicht mehr zurecht. Da Gewalt und Brutalität seinem
Wesen entsprachen, sah er seine Zukunftsaussichten in der Unterwelt. Damit
hatte er zwar keineswegs eine Marktlücke entdeckt. Aber was er konnte, war in
Verbrecherkreisen gefragt. Alsbald etablierte (einen sicheren Platz
einnehmen) er sich: als Schläger, Leibwächter von Ganoven-Bossen und
Handlanger bei Gewalttaten. Sein derzeitiger Boss war Poldemar Plöckl.
Hodi Eckmüller hatte einen bulligen
Schädel, auf dem kein Haar mehr wuchs. Das flache Gesicht fältelten zahlreiche
Narben. Er war nicht groß, aber wie aus Eisen gebaut.
Seine beiden Mittäter waren Gianni
Palermo und Massimo Cozzalone: Italiener, die erste Erfahrungen bei der Mafia
gesammelt hatten, aber dort abgesprungen waren, um sich beruflich
weiterzubilden. Sie lernten bei Hodi. Die drei bildeten ein Team, das Plöckl
zur Verfügung stand. Das lohnte sich allemal, denn die Knete rollte an, als
würden sie die Scheine selbst drucken.
Gianni war untersetzt, hatte einen
dicken Schädel mit Kraushaar und einen verwegenen Schnauzbart.
Massimo war groß, schlank, elegant,
hatte ein schmales Gesicht und hüllte sich in Duftwolken. Meistens benutzte er
drei Eau de toilettes gleichzeitig. Sein Spitzname war ,Tango-Schleicher’.
„...fällt mir ein“, sagte Poldemar, „daß
ich nicht wieder dreckige Bemerkungen hören will, wenn Gunilde dabei ist. Habt
ihr mich verstanden?“
„War ja deutlich“, sagte Hodi.
„Si“, nickte Gianni.
Der Tango-Schleicher nickte.
„Gunilde stammt aus altem Adel“,
erklärte Poldemar. „Sie achtet auf Manieren.“
Das begriffen die drei.
Dann wechselte Plöckl das Thema.
„Weil wir hier so gemütlich sitzen,
können wir alles gleich nochmal durchgehen. Also? Gianni!“
„Wir erklären Graf Paletti, daß sein
Weekend keinen Pfennig wert ist, wenn er an uns keine Schutzgelder zahlt.“
„Ihr ruft an“, sagte Plöckl. „Vorläufig
keinen persönlichen Kontakt.“
„Ist doch klar“, brummte Hodi. „Wir
sind nicht aufs Hirn gefallen.“
Plöckl überhörte das. „Bis auf weiteres
muß Paletti monatlich 20 000 Mark abliefern. Nur dann ist gewährleistet, daß
bei ihm alles weiterläuft.“
„Andernfalls machen wir aus dem Weekend
Schutt und Asche.“ Gianni gähnte.
Sie hatten alles längst besprochen.
Aber der Boss wiederholte jede Anweisung fünfmal, kaute alles vor und zurück,
hielt das für narrensicher und großen Managerstil.
Jetzt lehnte er sich zurück und
massierte sein Kinn.
„Wenn wir das Weekend in der Tasche
haben“, meinte er, „ist das unsere achte Geldquelle. Acht große Hotels zahlen
dann an uns. Weil sie denken, wir sind die Mafia, und sie’s nicht wagen, die
Polizei einzuschalten.“
„Ist ein Riesenerfolg“, stellte Hodi
fest und streichelte seinen gewölbten Glatzkopf.
„Ich habe vor, mich noch weiter
auszudehnen“, erklärte Plöckl. „Zunächst im europäischen Ausland, später rund
um die Welt. Wir werden Schutzgeld-Teilhaber an jeder Hotelkette. Und ihr habt
eine Lebensstellung bei mir.“
„Ist unkündbar“, sagte Massimo,
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