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Hotel in Flammen

Hotel in Flammen

Titel: Hotel in Flammen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Wolf
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fragte Gaby. „Der Ring?“
    Isa nickte. „Gestern abend hatte ich
ihn noch. Das weiß ich genau. Jetzt ist er verschwunden. Außerdem finde ich
meine Handtasche nicht. Alle Papiere sind drin. Ich glaube, neuerdings spukt es
im Erlenhof.“
    „Es gibt für alles eine Erklärung“,
meinte Tim. „Nervenschwäche deinerseits steckt bestimmt nicht dahinter. Eher
würde ich einen Dieb in den eigenen Reihen vermuten. Ginge dein Ex-Mann ein und
aus, wäre alles klar.“

17. Florians Rache
     
    Frühling! Es war tatsächlich Frühling.
    Florian Speck, der von Gaby beschenkte
Penner, atmete auf. Er haßte Kälte. Bei Eis und Schnee im Freien zu schlafen,
war kein Zuckerlecken. Aber jetzt begann die angenehme Zeit.
    Er war ganz im Süden gewesen, tippelnd,
und wußte: Der Schnee hatte sich zurückgezogen in die höheren Lagen. Hier, in
Bad Neuzell, brauchte man — auch nachts — nicht unbedingt einen Mantel.
    Das war letztlich der Grund, weshalb
ihm — Florian Speck — die Sache mit seinem Erzfeind passierte: mit Walter
Glattfeldt.
    Dessen Namen wußte er freilich nicht.
    Für Florian war und blieb er der
,Direktor’.
    An diesem sonnigen Morgen schlurfte
Florian den menschenleeren Bahnsteig des Neuzeller Ost-Bahnhofs ab.
    Es gab tatsächlich einen Ost-Bahnhof,
obwohl seit Jahren beabsichtigt war, ihn endlich stillzulegen. Er war
überflüssig wie der Kropf an einer schönen Frau, sah nur selten Reisende und
war aus kaufmännischer Sicht nicht zu rechtfertigen.
    Manche Züge hielten hier. Die meisten
fuhren durch.
    Florian gähnte.
    Er hatte auf einer Parkbank genächtigt.
    Sein Rucksack, an dem ein Träger
fehlte, war unbequem. Höchste Zeit, sich bald einen neuen zu klauen.
    Aber Rucksäcke stehen nicht haufenweise
in der Gegend rum wie Bäume oder Tagediebe.
    Jetzt war Florian damit beschäftigt,
die Abfallkörbe nach Verwertbarem zu überprüfen.
    Nichts, nichts! Diese Bahnstation war
total tote Hose.
    In diesem Moment kam Glattfeldt.
    Das heißt, zunächst mal hielt ein Taxi
vor dem Stationsgebäude und entließ ihn ins Freie.
    Florian stand hinter dem dicksten
Pfeiler und beobachtete mit einem Auge.
    Die Sonne blendete ihn. Er zwinkerte.
    Dann erkannte er den Mann.
    Heißer Haß brodelte in Florian hoch.
    Da war er, der Direktor, der ihn
ständig beschimpft, verjagt und gedemütigt hatte.
    Offensichtlich wollte er verreisen — und
hatte wohl die Fahrkarte schon, sockte nämlich nicht ins Gebäude zum Schalter,
sondern kam im Laufschritt heran.
    Er hatte nur eine Reisetasche bei sich.
    Wie der hetzt, der Mistkerl, dachte
Florian. Wahrscheinlich geht seine Uhr falsch. Der will zum Intercity. Aber der
IC ist noch nicht eingeläutet.
    Daß um 8.11 Uhr ein IC am Ost-Bahnhof
hielt, konnte er dem Fahrtrichtungsanzeiger entnehmen.
    Florian äugte hinter dem Pfeiler
hervor.
    ts... ts... ts...! dachte er, während
sein Blick an Glattfeldts Reisetasche hing.
    Sie war aus weinrotem Leder.
    Wenn man so eine Tasche hätte!
Glattfeldt rauchte hastig.
    Knochige Schultern füllten den
modischen Pullover. Sein Gesicht war grau, ziemlich müde.
    Er stellte die Tasche auf eine
Holzbank.
    In derselben Sekunde stieß er einen
Schrei aus, wirbelte herum, ließ den Glimmstengel fallen und spurtete am
Stationsgebäude vorbei zum Vorplatz zurück.
    Dort fuhr das Taxi ab.
    Florian war zusammengezuckt bei dem
Schrei, hatte aber sofort gemerkt, daß das nicht ihm galt.
    „Haaaaalt!“ brüllte Glattfeldt. „Stop!
Mein Mantel!“
    Er rannte dem Wagen nach.
    Der Fahrer war morgenmüde, döste beim
Fahren und sah nur selten in den Rückspiegel.
    Erst nach 150 Metern bemerkte er den
gestikulierenden Verfolger, der gerade aufgeben wollte, nochmal wie ein
Hampelmann zappelte und dann Stillstand.
    Der Fahrer hielt. Als er sich umwandte,
sah er, daß auf den Rücksitzen ein Trenchcoat lag.
    Zu diesem Zeitpunkt hatte Florian
bereits 400 Meter zurückgelegt — in entgegengesetzter Richtung.
    Selbstverständlich mit der roten
Reisetasche in der Hand.
    Hah! Diese Genugtuung! Rache, dachte
er, muß man frisch genießen — besonders morgens.
    Die Tasche war leicht. Offenbar
enthielt sie nicht viel.
    Noch sah er nicht nach. Denn um einen
Bereicherungsdiebstahl ging’s ihm ja vornehmlich nicht. Das fiel nebenbei an.
Hauptsache war, dem Kerl eins auszuwischen.
    Florian rannte eine stille Straße
entlang.
    Niemand war in der Nähe.
    Er sah über die Schulter.
    Kein Verfolger.
    Damit siegte die Neugier.
    Verborgen in einer Hofeinfahrt,
verschnaufte er

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