Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Hotel Mama vorübergehend geschlossen

Hotel Mama vorübergehend geschlossen

Titel: Hotel Mama vorübergehend geschlossen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Evelyn Sanders
Vom Netzwerk:
der Fahrkarten – oder heißt es Bootskarten? –, denn als Beamter der dritthöchsten Besoldungsgruppe fühlte er sich am ehesten befähigt, mit der fremden Währung umzugehen; die genaue Abrechnung erfolgte später im Hotel. Florian debattierte mit Fahrer Bobby die nicht weniger wichtige Frage, wo er sie alle denn wieder einsammeln werde. Natürlich unten in St. Margaret's Bay, wo das Rafting ende, sagte Bobby, dort gebe es ein großes Restaurant und Imbißstände, aber er werde vor Maggie's Pub warten.
    Florian hatte verstanden. Da winkte jemand nicht nur mit einem Zaunpfahl, sondern mit einem ausgewachsenen Telegraphenmast! Er drückte Bobby vier einzelne Dollarscheine in die Hand, worauf der fröhlich grinsend abtauchte. »Das war absolut überflüssig, Herr Bender«, bemerkte Frau van Dahlen vorwurfsvoll, denn ihr war die Transaktion nicht entgangen, »ein kleines Trinkgeld nach unserer Heimkehr kalkulieren wir immer ein, doch für die Beköstigung müssen wir nicht aufkommen. Mein Mann hat noch gestern abend ausgerechnet, wieviel unser Chauffeur an dieser Fahrt verdient, wenn man die Kosten für Sprit und Abnutzung des Wagens abzieht. Glauben Sie mir, es ist wirklich mehr als genug, da wird er wohl seine Coca-Cola selber zahlen können.«
    »Sicher könnte er das, aber er muß ja auch etwas essen. Ich rauche eben ein paar Zigaretten weniger und habe vielleicht dazu beigetragen, daß er nicht alle deutschen Touristen als Geizhälse in Erinnerung behält.«
    »Leute wie Sie sind es, die die Preise kaputtmachen«, tadelte Frau van Dahlen und fühlte sich in vollem Umfang bestätigt, als sie von ihrem Mann erfuhr, daß er bei den Tickets nicht mal einen Mengenrabatt hatte heraushandeln können.
    Den Rio Grande hatte sich Frau Antonie aber ganz anders vorgestellt, viel breiter natürlich, irgendwie mächtiger und auch tiefer, das hier war ja bloß ein besserer Bach mit Geröll auf dem Grund und dicken, rundgewaschenen Steinen, wie sollte da ein Floß …? Und dann kam eins, worauf sie doch mal die Contenance verlor und aufschrie. Nein, niemals würde sie sich auf so ein wackliges Ding begeben und erst recht nicht einen Fluß damit herunterfahren! Ein Floß sollte das sein? Diese zehn Meter langen Bambusstangen mit den zwei unbequemen Sitzen am hinteren Ende? Der Flößer da vorne war doch bestimmt schon im Rentenalter, wie sollte er dieses sperrige Ding beherrschen können, zumal es ja etliche Stromschnellen geben sollte? »Ich weigere mich, mein Leben diesen Hölzern da« – ein vernichtender Blick traf das Floß – »anzuvertrauen!«
    Frau Klaasen-Knittelbeeks Protest kam zögernder. In der von ihr sehr geschätzten Fernsehsendung ›Heimatbräuche nah und fern‹ hatte man erst unlängst eine Floßfahrt auf der Isar gezeigt, mit mindestens zwanzig bis dreißig Leuten, die Blaskapelle und das große Bierfaß gar nicht mitgezählt, aber das war ja auch ein richtiges Floß gewesen und nicht ein Dutzend zusammengebundene Stangen, zwischen denen schon jetzt das Wasser hochschwappte.
    »Wer macht den Anfang?« Unternehmungslustig rieb sich Herr van Dahlen die Hände. Er hatte schon Schlimmeres erlebt, die Überfahrt von Dover nach Calais bei Windstärke 7 zum Beispiel, oder als damals auf der Kirmes das Riesenrad stehengeblieben war und sie beide fast zwei Stunden in der obersten Gondel festgesessen hatten. Nicht eine Minute lang hatte er um sein Leben gefürchtet! Deshalb war er auch sofort damit einverstanden, das erste Floß zu besteigen. Er half seiner Frau auf die leicht schwankenden Bambusstangen, Amelie breitete die mitgebrachten Handtücher über die Sitze, ein letztes Winken, dann glitt das Floß langsam flußabwärts.
    »Die nächsten seid ihr, Mutsch!« sagte Tinchen. »Es sei denn, du ziehst es vor, dich von Bobby nach unten bringen zu lassen und mindestens zwei Stunden auf uns zu warten.« Das wollte sie denn doch nicht. Erstens war Bobby womöglich schon losgefahren, zweitens hatte sie gar nichts zum Lesen mit und drittens schienen diese Flöße widerstandsfähiger zu sein als sie aussahen, sonst hätte sich doch der Herr van Dahlen nicht auf dieses Wagnis eingelassen. Nachdem nun auch Frau Klaasen-Knittelbeek ihr Einverständnis erklärte, ließ sich Toni von dem erfreulich jungen Flößer beim Einstieg helfen, Frau Klaasen-Knittelbeek schaffte es allein, und kaum hatten sie sich auf den Bambussitzen niedergelassen, setzte sich das Floß auch schon in Bewegung. »Keine Angst, Toni!« rief Florian

Weitere Kostenlose Bücher