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Hotel Mama vorübergehend geschlossen

Hotel Mama vorübergehend geschlossen

Titel: Hotel Mama vorübergehend geschlossen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Evelyn Sanders
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Stromschnellen sein«, vermutete Florian, vorsichtshalber sein Tinchen festhaltend, und dann sahen sie sie auch schon. Das Floß wurde schneller, das Wasser begann zu strudeln, dann gab es einen kleinen Ruck, es ging ein bißchen abwärts, doch nach der nächsten Biegung schwammen sie schon wieder gemächlich mitten auf dem kaum knietiefen Fluß. »Das war alles?« fragte Tinchen enttäuscht, »keine Wellen, keine Klippen, kein Nervenkitzel? Was zeigen die uns eigentlich immer in diesen dämlichen Hollywoodfilmen?« Und prompt fing sie an zu singen: »There was a river called the river of no return …«
    Bevor die Vögel entsetzt verstummten, was nach Florians Ansicht nur noch Sekunden dauern konnte, beendete sie ihre Gesangseinlage von selbst. Sie hatte Konkurrenz gesichtet. Am Ufer standen zwei Einheimische, junge Burschen noch, neben sich zwei Gitarren, in der Hand Cola-Dosen. Beim Anblick des Floßes griffen sie sofort zu den Instrumenten, schlugen ein paar Akkorde an, und dann erklang doppelstimmig, zwar nicht ganz so rauchig wie von Bob Marley, doch unverwechselbar sein
Is this love?
    »Das gehört bestimmt zu ihrem Repertoire für Honeymooners«, vermutete Florian, auf ihren blumengeschmückten Palmenhimmel deutend, »bei den van Dahlens haben sie garantiert was anderes gesungen.«
    »Ja,
I shot the Sheriff«,
sagte Tinchen sofort. »Jetzt schmeiß ihnen aber auch ein Trinkgeld rüber!«
    Doch das war gar nicht nötig. Kaum hatten die Sänger gesehen, daß Florian einen Dollarschein zusammenrollte, da kam einer von ihnen schon durch's Wasser gewatet. Mit einem »Thank you, Brother« nahm er das Geld entgegen, hob grüßend die Hand und ging zurück. Musik gab's allerdings keine mehr, was Florian vermuten ließ, daß er wohl zu wenig gezahlt hatte.
    Solche mobilen Live-Bands warteten jetzt nach jeder zweiten Flußbiegung. Es waren sogar einzelne Solisten darunter, die statt eines Instrumentes einen Ghettoblaster geschultert hatten und ihren Gesang wie beim Karaoke von einem Tonband begleiten ließen. Überhaupt wurde das Leben am und vor allem auf dem Fluß zunehmend lebhafter. Der dichte dschungelartige Bewuchs wich immer weiter zurück, das Ufer wurde flacher, Häuser waren zu sehen mit richtigen Anlegestellen, kleine Dörfer und vor allem Boote. Immer wieder steuerte ein Kanu auf sie zu, beladen mit Eisboxen voller Getränkedosen, aufgeschnittenen Melonen, Ananas oder frischen Kokosnüssen, aus denen schon die Strohhalme ragten. Florian kaufte zwei Stück, dazu die unerläßliche Cola für Francisco nebst einer Packung Zigaretten, denn der hatte jedesmal begehrlich (und erfolgreich!) rübergeschielt, sobald sie sich welche angezündet hatten.
    Plötzlich war das Meer da und Menschengewimmel am Ufer, Autos hupten, Bremsen quietschten, fliegende Händler priesen schreiend ihre Ware an, wollten Eis am Stiel verkaufen, Hot dogs oder Baseballkappen mit der Aufschrift ›Cool runnings‹. Bambusflöße en miniature gab es natürlich auch, und Frau Antonie kaufte gleich drei Stück. »Für die Damen vom Canasta-Club«, erläuterte sie Tinchen, als die sie endlich gefunden hatte. »Dazu bekommen sie noch ein vergrößertes Foto als Hintergrund – Dorothee hat ja so viel geknipst –, dann können sie sich später ganz genau vorstellen, wie es auf dieser Flußfahrt ausgesehen hat.«
    … und werden mit festgefrorenem Lächeln Toni und ihre geschmackvollen Mitbringsel zum Kuckuck wünschen! ergänzte Tinchen im stillen, bevor sie ihre Mutter und Frau Ka-Ka, die sich nicht entscheiden konnte zwischen einem bemalten Keramikdöschen und einem anderthalb Quadratmeter großen Tuch, dessen Zweck sie noch nicht ergründet hatte, zur Seite zog. »Die anderen warten da drüben.« Sie zeigte auf den Eingang zu einem Restaurant, vor dem nicht nur Florian und die van Dahlens standen, sondern noch mindestens zwanzig andere Leute. Es gab zwar keine freien Tische mehr, doch dafür drei Toiletten, und die waren im Moment viel wichtiger!
    Bobby hatte sie ebenfalls entdeckt. Mit vergnügtem Lächeln kam er herangeschlendert, nahm Regenschirm sowie Taschen mit Badetüchern, Kameras und zuletzt noch Tonis Bambusflöße in Empfang, beschrieb genau, wo das Auto stand, und trabte wieder ab. Er würde noch eine Weile auf seine Fahrgäste warten müssen, von den Toiletten war mindestens eine immer ›out of Order‹.
    Es war halb drei, als sie endlich abfuhren, also viel zu spät für die Hochzeit. Nun hatte auch Frau Antonie nichts gegen

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