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Hotel Mama vorübergehend geschlossen

Hotel Mama vorübergehend geschlossen

Titel: Hotel Mama vorübergehend geschlossen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Evelyn Sanders
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wie ich es noch nie gesehen habe. Woher kommt das denn plötzlich? Bisher sah es doch aus, wie Wasser eben aussieht – ganz klar, aber farblos.«
    Jetzt bloß nicht blamieren, sagte sich Florian und rekapitulierte im stillen, was vom Physikunterricht noch hängengeblieben war. »Das ist von der Tiefe abhängig und natürlich auch vom Lichteinfall«, behauptete er kühn. »Bisher sind wir nur durch ganz flaches Wasser geschippert, aber hier scheint eine sehr tiefe Stelle zu sein, und weil da vorne die Sonne einstrahlt und hier nur Schatten ist, kommt es zu diesem Farbspiel.«
    Ein Platschen war zu hören, dann ein zweites, und schon tauchten die Köpfe von Bertram und Amelie neben ihnen auf, letztere mit schleifchenübersäter Bademütze. »Kommen Sie doch auch rein, das Wasser ist herrlich«, rief Amelie, und Tinchen ließ sich das nicht zweimal sagen. Shorts und T-Shirt hatte sie schon nach dem ersten Kilometer Fahrt ausgezogen, wozu sonst trug sie darunter einen Badeanzug? Jetzt hechtete sie mit einem Kopfsprung ins Wasser. Angenehm kühl war es, nicht so lauwarm wie manchmal das Meer, wenn es an Babybad-Temperaturen erinnerte. Lachend hängte sie sich an eine Liane und schaukelte. »Die Dinger halten ja wirklich! Und ich habe immer gedacht, Tarzan hat sich an eingefärbten Wäscheleinen durch den Wald gehangelt.« Sie ließ sich wieder fallen, schwamm mit ein paar Stößen zum nächsten Floß und hielt sich fest. »Na, Mutsch, bis hierher hast du die gefährliche Tour doch ganz gut überstanden, nicht wahr? Du bist nicht seekrank geworden, nicht gestrandet, und gekentert seid ihr auch noch nicht. Gefällt es dir denn wenigstens?«
    Da bekam Frau Antonie ganz glänzende Augen. »Es ist wunderschön, und wir genießen diese Fahrt ja auch in vollen Zügen. Ich bedaure nur, keinen Badeanzug mitgenommen zu haben, denn diese Bucht fordert einen geradezu heraus.«
    Das fand auch Frau Klaasen-Knittelbeek, deren Blaugoldener hier optimal zur Geltung gekommen wäre, doch sie hatte nicht mit einer Bademöglichkeit gerechnet. So hielt sie lediglich die Füße ins Wasser und fand auch das schon recht erfrischend.
    »Wie tief mag es hier sein?« Prustend kam Florian neben ihr hoch.
    »Keine Ahnung«, blubberte Tinchen, »ist doch auch Wurscht. Wer nicht schwimmen kann, säuft in drei Meter tiefem Wasser genauso ab wie in dreihundert Meter tiefem.« Und dann mit einem warnenden Blick zu dem neben ihr herumdümpelnden Ehemann: »Ich hab's mit fünf gelernt und kann es heute noch, also gib dich keinen falschen Hoffnungen hin!«
    Herr van Dahlen mahnte zum Aufbruch, man habe noch die halbe Fahrt vor sich. Gehorsam kraulte Tinchen zum Floß zurück und – kam nicht mehr rauf! Dabei hatte sie eben noch heimlich grinsend zugesehen, wie Amelie mit Bertrams und des Flößers Hilfe hochgehievt worden war. Vorne hatte der Fährmann gezogen, hinten hatte Bertram geschoben, und dann war die ächzende Amelie bäuchlings auf das Floß geklatscht. Sollte ihr jetzt etwa Ähnliches blühen? Nie! Lieber würde sie die restliche Strecke schwimmend zurücklegen. Mit beiden Händen klammerte sich Tinchen an den glatten Bambus, versuchte sich hochzuziehen, rutschte ab und fiel zurück ins Wasser. Nirgends gab es einen Halt. Oder doch? Hinten am Heck, da müßte sie sich doch am Sitz festhalten können? Sie paddelte bis zum Ende des Floßes und mußte feststellen, daß die Sitze doch zu weit entfernt waren. Hilfesuchend sah sie sich um. Richtig, die Lianen! Leider ebenfalls zu weit weg! Aber hatte nicht Tarzan auch immer … Sie schwamm zu der am nächsten baumelnden Ranke, klammerte sich fest, versetzte sie in Schwingungen und – plumpste samt Liane einen halben Meter vor dem Floß ins Wasser. »Also
doch
eingefärbte Strippen!« schimpfte sie, nachdem sie wasserspuckend wieder aufgetaucht war, »Johnny Weismüller hat mindestens doppelt soviel gewogen wie ich!«
    »Come to me!« Auffordernd streckte Francisco seine Hände aus, Tinchen griff zu, wurde in auch nicht gerade eleganter Haltung an Bord gezogen und mußte grollend zusehen, wie Florian allein und scheinbar mühelos auf das Floß kletterte. Na ja, im vorigen Sommer hatte er immer noch einen tadellosen Feldaufschwung an der Wäschespinne hingekriegt. Seitdem war sie verbogen und ließ sich nicht mehr zusammenklappen.
    Von den anderen Flößen war nichts mehr zu sehen, als ihr eigenes wieder Fahrt aufnahm. Bald ertönte in der Ferne ein Rauschen, das zunehmend lauter wurde. »Das werden die

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