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Hotel Pastis

Hotel Pastis

Titel: Hotel Pastis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Mayle
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runden schwarzen Metallfassungen, langes und kunstvoll zerzaustes Haar und riesige Umhängetaschen. Außerdem hatten sie alle denselben blassen Büromenschenteint. Während sie den angebotenen Wein in Empfang nahmen, gaben sie ihre Namen preis, was Simon aber nur noch mehr durcheinanderbrachte. Alle drei schienen Lucinda zu heißen.
    Sie lehnten sich bequem zurück und beglückwünschten einander, daß sie diese Reise ans Ende der Welt wohlbehalten überstanden hatten. Interiors erholte sich als erste von den Strapazen der Reise. »Wäre es möglich«, wollte sie wissen, während sie eine farblich passende schwarze Olive abnagte, »daß wir uns kurz umsehen, bevor die anderen kommen?«
    Ehe Simon noch darauf antworten konnte, erhob sich Ernest. »Wenn Sie gestatten, meine Damen, wäre es mir eine Ehre, Ihnen das Anwesen zu zeigen. Nehmen Sie Ihre Drinks ruhig mit.« Wie Schäfchen scharte er sie um sich und erklärte in munterem Plauderton, während er sie am Brunnen vorbeiführte: »Den haben wir auf einem Schrottplatz gefunden, übrigens gleich hier in der Nähe, und glücklicherweise funktionierte auch seine Blase noch.« Danach ging es hinauf zum Hotel.
    Simon schüttelte den Kopf und sah grinsend zu Nicole. »Ich glaube, Ern gefällt das.«
    »Das glaube ich auch.« Sie musterte ihn mit hochgezogenen Augenbrauen. »Dir nicht?«
    »Es ist fast wie Kunden durch die Agentur führen. Merkwürdig, in den letzten paar Monaten habe ich immer nur daran gedacht, dieses Hotel zu verwirklichen, und jetzt, wo es fertig ist... ich weiß nicht, es ist einfach eine andere Arbeit.« Er streckte die Hand aus und streichelte Nicoles Wange. »Schau nicht so finster, sonst erschreckst du die Gäste. Komm, laß uns sehen, ob noch jemand gekommen ist.«
    In dem kleinen Empfangsraum war es voll und laut, denn ein halbes Dutzend Menschen, die dem Werbefilmfestival hatten entkommen können, drängelten sich mit ihren Partnern vor dem Rezeptionstisch und plapperten in fröhlichem, lautem Englisch mit ein paar französischen Brocken dazwischen auf Françoise ein. Jeans und Turnschuhe, Panamahüte und dunkle Sonnenbrillen, Rolex-Uhren an braungebrannten Handgelenken, Reisetaschen überall, »où est le bar?«- Rufe, die die Versuche, Françoise beim Suchen der Namen auf der Gästeliste behilflich zu sein, übertönten... — und dann wandten sich gerötete Gesichter um, manche davon mit Zweitagesbart als Zeichen für den ungebundenen, kreativen Geist ihrer Besitzer. Händeschüttelnde und schulterklopfende Bekannte, umarmungswütige Freunde, und einige Minuten später, als zwei Kellner anfingen, die Taschen und ihre Besitzer auf die Zimmer zu bringen, endlich wieder ein Hauch von Ruhe.
    Simon gesellte sich zu der verwirrten Françoise hinter den Empfangstisch, um ihr beim Zuordnen der Namen und Zimmernummern zu helfen. Dabei erklärte er ihr, daß Engländer en masse oft zu lärmender Ausgelassenheit neigten, insbesondere wenn es sich um führende Köpfe der Werbebranche handelte. Schließlich erkundigte er sich, ob sonst noch jemand angekommen sei.
    »Eh oui«, sagte sie und deutete auf die Liste. »Monsieur Murat. Il est très charmant.«
    Das kann ich mir lebhaft vorstellen, dachte Simon und rief in Philippes Zimmer an.
    »Oui?« Simon kannte keinen anderen Menschen, der eine einzige Silbe so aussprechen konnte, daß sie wie eine unsittliche Wochenendeinladung klang. Wahrscheinlich dachte er, Françoise wolle hinaufkommen, um ihm beim Auspacken behilflich zu sein.
    »Tut mir leid, Philippe, ich bin’s nur, Simon. Willkommen in Brassière.«
    »Mein Freund, es ist wunderbar hier. Ich komme an, und schon sind drei Mädchen vom Zimmerservice da.«
    »Bilde dir nur nichts ein. Sie schreiben für Zeitungen. Hast du denn niemanden mitgebracht?«
    »Sie war überrascht. Sie ist gerade im Badezimmer.«
    »Na, wenn du den Frauen mal für einen Augenblick entrinnen kannst, dann komm herunter und trink ein Gläschen mit mir.«
    Simon legte auf und warf einen Blick auf die Gästeliste. Zehn Zimmer belegt, zwei noch frei. Er sah zu Françoise. » Ça va? «
    » Oui, j’aime bien .« Lächelnd zog sie eine Schulter hoch, und Simon fragte sich, wie lange es dauern würde, bis sie unter den Kellnern für Unruhe sorgte.
    Als Simon das Geräusch eines vorfahrenden Wagens hörte, begab er sich zum Eingang. Eine große, schlanke Gestalt wand sich unter Verrenkungen aus einem kleinen Peugeot-Leihwagen — Johnny Harris, gekleidet in sein

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