Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Hotel Pastis

Hotel Pastis

Titel: Hotel Pastis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Mayle
Vom Netzwerk:
Zentimeter übertraf, kam mit brennender Zigarette und grimmiger Miene heraus. Als Simon wiederholte, was er bereits dem anderen erklärt hatte, blickte der Hauptmann noch grimmiger drein.
    »Die Sache ist sehr ernst«, sagte er zwischen zwei Zügen an seiner Zigarette. »Das Opfer ist zur Röntgenuntersuchung in die Clinique St. Roch gebracht worden. Verdacht auf Knochenbrüche.«
    Himmel, dachte Simon, da landet er einmal in zwanzig Jahren einen ordentlichen Schlag, und den muß er dann hier absitzen. »Herr Hauptmann, ich verbürge mich selbstverständlich für die Übernahme sämtlicher Behandlungskosten.«
    Der Hauptmann führte Simon in sein Büro. Dort mußte er Formulare ausfüllen, eine eidesstattliche Erklärung über den Charakter des Täters zu Protokoll geben, seine Lebensumstände in Frankreich darlegen, seinen Paß vorzeigen und sich über mögliche Schadenersatzforderungen des Verletzten belehren lassen. Die Luft im Büro wurde allmählich dick vom Rauch. Simon bekam Kopfschmerzen, und außerdem knurrte ihm der Magen.
    Als der Hauptmann nach zweieinhalb Stunden endlich zu dem Schluß kam, daß sich genügend Formulare angehäuft hatten, wurde der Gefangene freigelassen. Er trug eine weite schwarze Hose und ein bis zum Hals zugeknöpftes weißes Hemd. Auf dem schmalen, runzligen Gesicht unter dem ergrauenden Haarschopf zeichnete sich zögernde Erleichterung ab.
    »Hallo, Kumpel. Tut mir leid, das Ganze. Das war vielleicht ein Ding.«
    Unter zahlreichen Verbeugungen zogen sich die beiden aus der gendarmerie zurück und gingen sehr schnell die Straße hinunter, ehe sie nach etwa hundert Metern stehenblieben. Billy atmete tief aus, als hätte er den ganzen Nachmittag die Luft angehalten. »Jetzt könnte ich was zu trinken brauchen.«
    »Billy.« Simon legte die Hände auf die knochigen Schultern seines Freundes. »Wenn du glaubst, daß ich dich in eine dieser Bars mitnehme, damit du fünfzehn Runden gegen einen messerstechenden Araber antreten kannst und ich dann den Rest des Wochenendes mit dir auf dem Polizeirevier verbringe, dann täuschst du dich. Klar?«
    Billy grinste, und sein Gesicht wirkte noch etwas zerknitterter. »Hab ja nur gefragt.« Er gab Simon einen leichten Klaps auf die Backe. »Schön, dich wiederzusehen. Ohne dieses ganze Theater wäre es zwar netter gewesen, aber ich hab wirklich geglaubt, der kleine Scheißer ist hinter meinen Sachen her. Okay, was stellen wir jetzt an?«
     
    Als sie zum Hotel zurückkamen, schienen die Gäste am Swimmingpool allmählich aus ihrer dumpfen Trägheit zu erwachen, die das Essen und Trinken und die Sonne bewirkt hatten. Simon beobachtete sie von der Terrasse aus, während Billy, der sich von seinem Martyrium offenbar völlig erholt hatte, mit einem Bier in der Hand neben ihm stand.
    »Na, mein Junge«, sagte er zu Simon, »das ist ein Leben, was?« Er starrte auf den Pool. »Mann o Mann, da kann man ja direkt feuchte Augen kriegen, wenn man das sieht. Aus dem, was die anhaben, könnte man ja keine sechs Taschentücher machen.« Offensichtlich waren die Damen fest entschlossen, einer Ganzkörperbräune möglichst nahe zu kommen. Außer einem bunten Dreieck, das meist noch kleiner als ihre riesigen Sonnenbrillen war, hatten sie nichts am Leib. Simon warf einen flüchtigen Blick zur Mauer und stupste Billy in die Seite. Wenn man genau hinsah, war im Schatten einer großen Zypresse der Glatzkopf eines Mannes zu erkennen.
    »Das ist unser Nachbar. Ich denke, in diesem Sommer hat er anderes vor, als fernzusehen.«
    Simon führte Billy zum Pool hinunter und stellte ihn den anderen Gästen vor. Es amüsierte ihn, daß Billy darauf bestand, jeder Frau die Hand zu schütteln, und sich dabei tief verbeugte, was ihm einen besonderen Blickwinkel auf die stattliche Ansammlung eingeölter Körper bot. Simon ließ Billy allein, als er gerade Angela fragte, ob sie schon einmal als Model gearbeitet habe — wie oft hatte er es schon mit dieser Masche versucht? und gesellte sich zu Nicole und Ernest.
    Alle waren sich darin einig, daß es ein zauberhafter Abend war; windstill und warm, der Himmel in das Rot der untergehenden Sonne getaucht, in der Ferne die verschwommenen Umrisse der mauvefarbenen Berge. Die Terrasse füllte sich, Einheimische und Fremde umkreisten einander mit höflichem Interesse, während Ernest, in einen prachtvollen pinkfarbenen Anzug gekleidet, die Gäste einander näherzubringen versuchte. Nicole und Simon schlenderten mit Champagnerflaschen durch

Weitere Kostenlose Bücher