Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Hotel Pastis

Hotel Pastis

Titel: Hotel Pastis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Mayle
Vom Netzwerk:
»... nun, mehr wie ein ruhiges Familienhotel. Sie wissen schon, anständig.« Er beugte sich zu ihr hinüber. »Und dann ist ja da noch die Mauer.«
    Madame rümpfte die Nase. »Mein Mann hat eine Leiter.«
    Und wahrscheinlich auch ein Fernglas für die Mädchen, fügte Simon in Gedanken hinzu. »Ich denke, ich kann Ihnen garantieren, daß sich die Gäste anständig benehmen werden.« Dabei schoß ihm das Bild durch den Kopf, wie eine von Philippe Murats Süßen umherstolzierte und ihren gebräunten nackten Po der frischen Luft aussetzte. »Ich werde mich persönlich um die Angelegenheit kümmern.«
    Die Lippen seines Gegenübers öffneten sich ein klein bißchen. »Bon.«
    Die Audienz war zu Ende. Simon wurde durch die Dunkelheit ins Sonnenlicht hinausgeleitet, und Madame sah ihm nach, wie er zum Hotel zurückging. Sein Winken zum Abschied wurde mit einem leichten Kopfnicken gewürdigt, was ihm wie ein kleiner Triumph seines diplomatischen Geschicks vorkam.
     
    Als die Maler in der darauffolgenden Woche abzogen, konnte endlich darangegangen werden, ein Eröffnungsdatum festzulegen. Das Personal war unter Vertrag genommen, die cave gefüllt, das kulinarische Repertoire von Madame Pons festgelegt. Täglich kamen Lieferwagen mit Betten und irdenem Geschirr, mit matelas für den Pool, es trafen Hunderte von Gläsern, Handtüchern und Bettüchern ein, Telefone, Aschenbecher, Zahnstocher, Broschüren und Postkarten — genug, so schien es manchmal, um das ganze Ritz auszustatten.
    Alle drei arbeiteten rund um die Uhr und fielen dann in die Küche ein, um ein spätes Abendessen zu sich zu nehmen — müde und verdreckt, aber zufrieden. Das Hotel nahm allmählich Gestalt an — eine überraschend warme und gemütliche Gestalt in Anbetracht der kalten Steine überall und des Fehlens weicher Oberflächen. Alle Ecken waren abgeschliffen und abgerundet, es gab keine Kanten mehr, an denen sich das Auge stoßen konnte. Ein Gang durch die Zimmer war wie die Besichtigung einer Bildhauerwerkstatt, eine gute Mischung aus honigfarbenen Böden, hellen Wänden und runden Ecken. Blanc hatte seine Sache gut gemacht, und wenn erst die Gemälde aufgehängt und die Teppiche von Cotignac ausgelegt waren, hatten sie das erreicht, was Mr.Waldie als den gewünschten Effekt bezeichnet hätte. Nun war es Zeit, an die Gäste zu denken, die zusätzlich eingeladen werden sollten.
    »Klatschtanten und -onkels mit guten Connections«, meinte Ernest. »Das brauchen wir für die Eröffnung. Leute, die immer die Nase vorn haben wollen und alles gleich ihren Freunden weitererzählen. Mundpropaganda ist die beste Werbung, also brauchen wir große Münder.« Er sah Simon an und hob die Augenbrauen. »Und einige kennen wir, stimmt’s?«
    »Ich denke, Johnny Harris wird kommen und Philippe aus Paris.« Simon nahm sich eine Birne zum Käse. »Die Miezen von den Hochglanzmagazinen sind jederzeit zu haben. Und ich habe mir schon überlegt, ob wir nicht zeitgleich mit dem Festival von Cannes Eröffnung feiern können. Es sind nur drei Stunden mit dem Auto.«
    Nicole sah ihn skeptisch an. »Glaubst du denn im Ernst, es werden Filmstars kommen? Non. Sei doch vernünftig, chéri .«
    » Ich meine nicht das eigentliche Filmfestival. Es findet noch eins statt, im Juni. Jeder aus der Werbebranche, der eine gute Ausrede und eine Sonnenbrille parat hat, kommt dorthin — Direktoren, Produzenten, Werbefachleute — und das allerletzte, was sie tun möchten, ist, im dunklen Kinosaal zu sitzen und Werbefilme anzuschauen.«
    »Was machen sie denn dann?«
    »Ach, eigentlich auch nichts anderes als in London und Paris. Sie gehen zusammen essen. Der Unterschied besteht nur darin, daß sie auf der Croisette oder am Strand sind statt irgendwo in Soho und daß sie mit sonnengebräunter Haut nach Hause zurückkehren.«
    »Und sie reden«, ergänzte Ernest. »Erzählen sich nette kleine Klatschgeschichten. Ich halte das für eine gute Idee.«
    »Ich werde mich nach dem Termin erkundigen und Liz bitten, mir eine Teilnehmerliste zu schicken. Wir suchen uns dann ein paar heraus. Ich bin mir sicher, daß sie kommen werden, schon allein aus Neugier.«
    Sie tranken ihren Kaffee draußen auf der Terrasse. Die Sichel des Mondes hing über dem Lubéron, und irgendwo in der Ferne unten im Tal bellte ein Hund. Das Bübchen neben dem Olivenbaum urinierte unablässig, und unter das sanfte Plätschern des Brunnens mischte sich das Quaken von Fröschen. Kein Lüftchen regte sich, es war beinahe

Weitere Kostenlose Bücher