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Hotel Pastis

Hotel Pastis

Titel: Hotel Pastis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Mayle
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halten können, wenn man nicht auf ihre Frauen, ihre raffinierten Armbanduhren und ihre Autos achtete.
    Er wartete, bis alle Platz genommen hatten, dann schlug er mit einer Gabel gegen ein Weinglas, und sofort trat Stille ein.
    »Ich möchte Ihnen danken, daß Sie sich von London und Paris und Cannes hierherbemüht haben und uns bei der Eröffnung des Hotels unterstützen. Nicole und Ernest, die die meiste Arbeit auf sich genommen haben, haben Sie ja sicher schon kennengelernt. Aber unsere Chefköchin, Madame Pons, kennen Sie noch nicht.« Er streckte einen Arm zur Küche aus. Madame Pons stand in der Tür und erhob ihr Glas. »Diese Frau kann mit ihren Kochkünsten jedem ein verzücktes Stöhnen entlocken. — Heute abend wollen wir also ein wenig feiern, und Sie werden auch einige Einheimische kennenlernen. Sollten Sie in der Zwischenzeit irgendwelche Wünsche haben, wenden Sie sich bitte an einen von uns. Und wenn Sie nach Hause kommen, versäumen Sie es bitte nicht, jedem von unserem Hotel zu erzählen. Wir brauchen das Geld.«
    Simon setzte sich, die Kellner eilten herbei, und es wurde fröhlich weitergetrunken und — geplaudert. Nachdem er die strahlenden Gesichter im schmeichelhaften Licht unter den Sonnenschirmen betrachtet hatte, lächelte er Nicole zu. Es gab einfach nichts Schöneres, als im Frühsommer im Freien zu Mittag zu essen und die herrliche Landschaft zu genießen. Und das Hotel schien allen zu gefallen. Als Simon die erste Muschel aus der Schale pulte, sie in hausgemachte Mayonnaise tunkte und zum Mund führte, war er mit sich und der Welt zufrieden.
    »Monsieur Simon, excusez-moi.« Françoise stand hinter ihm und kaute auf ihrer Unterlippe. Simon legte die Gabel weg. »Un monsieur vous demande. Il est très agité.«
    Simon folgte ihr die Treppe hinauf zum Telefon an der Rezeption.
    »Hallo?«
    »Simon? Hier ist Billy. Hör mal, ich habe da ein kleines Problem.«
    Simon hörte, daß er rauchte. »Wo bist du?«
    »In Cavaillon. Im Knast.«
    »Was ist passiert?«
    »Na ja, ich hab den Wagen abgestellt und bin Zigaretten kaufen gegangen, und als ich zurückkomme, versucht so ein Kerl, den Wagen zu knacken.«
    »Ist er entkommen?«
    »Nein, er war nur ungefähr eins vierzig groß, also habe ich ihn rausgezogen und verdroschen.«
    »Und du bist verhaftet worden, weil du ihn davon abgehalten hast, das Auto zu klauen?«
    »Nicht ganz. War nämlich nicht mein Auto. Meines war das daneben. Die sehen hier ja alle gleich aus, klein und weiß. Jedenfalls hat er geschrien wie ein Verrückter, und dann sind die Hüter des Gesetzes gekommen. Sind noch dazu ziemlich grobe Kerle.«
    »O Gott. Ich bin gleich bei dir. Sag kein Wort. Bleib, wo du bist.«
    »Es wird mir kaum was anderes übrigbleiben.«
    Im Wagen war es brütend heiß, und Simons Magen hatte sich noch nicht damit abgefunden, daß das Mittagessen ausfallen mußte. Wieder ein heldenhafter Triumph für Billy Chandler, den streitlustigsten Fotografen von ganz London. Man brauchte ihn nur fünf Minuten im Pub allein zu lassen, und bis man zurückkam, hatte er schon einen Streit vom Zaun gebrochen. Das Problem war, daß sein Körperbau nicht der Größe seines Mauls entsprach, und Simon hatte den Überblick darüber verloren, wie oft er ihm schon Weintrauben in die verschiedensten Krankenhäuser geschickt hatte — gebrochener Kiefer, gebrochene Nase, gebrochene Rippen. Einmal war er sogar von einem Mannequin zusammengeschlagen worden, von einem dieser großen Mädchen, an die er sich immer besonders gern heranmachte. Trotzdem mochte Simon ihn, obwohl es eine ausgesprochen anstrengende Freundschaft war.
    Die gendarmerie in Cavaillon, die am oberen Ende der Stadt gegenüber einer Reihe von Cafés lag, roch nach nervösen Leuten und dunklem Tabak. Simon stellte sich darauf ein, daß er einige kriecherische Entschuldigungen Vorbringen mußte, und betrat die Wachstube. Ein gendarme starrte ihn wortlos und mit eisigem, einschüchterndem Blick an.
    » Bonjour . Sie haben meinen Freund hier, einen Engländer. Das Ganze war ein Mißverständnis.« Als der gendarme weiterhin schwieg, atmete Simon tief durch und fuhr fort: »Er hat gedacht, es wolle ihm jemand seinen Wagen stehlen. Es war ein Irrtum. Er bedauert die Angelegenheit sehr.«
    Der gendarme wandte sich um, als wolle er etwas durch die offene Tür hinter ihm rufen, sprach aber schließlich doch zu Simon. »Damit befaßt sich der Hauptmann.«
    Der Hauptmann, dessen Schnurrbart den des gendarme um einige

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