Hotel Pastis
Ohrring herunter und schob den Hörer behutsam unter ihre Haartracht.
»Hotel Pastis, bonjour.« Ihre Stirn legte sich in Falten, als ob die Verbindung schlecht sei. »Monsieur Shaw? Oui. Et vous etes Monsieur... ?« Sie blickte Simon an und legte eine Hand auf die Muschel. »C’est un Monsieur Ziegler.« Sie reichte Simon den Hörer und widmete sich wieder ihrem Ohrring.
»Bob? Wo sind Sie?«
»L. A., und es ist mitten in der Nacht.«
»Und Sie konnten nicht schlafen, da haben Sie angerufen, um uns Glück zu wünschen.«
»Sicher. Hören Sie zu. Hampton Parker hat angerufen. Sein Sohn hat ein Freisemester vom College und fährt morgen nach Frankreich. Kennen Sie einen Ort namens Lacoste?«
»Das sind ungefähr zwanzig Minuten von hier.«
»Gut. Da fährt der Junge nämlich hin. Geht dort auf irgend so eine Kunstschule. Da wird er den Sommer über bleiben, und Parker möchte, daß Sie ein Auge auf ihn haben.«
»Was ist das für ein Typ?«
»Mann, ich weiß so wenig über ihn, daß man mir alles erzählen könnte. Vielleicht hat er zwei Köpfe und ist cracksüchtig. Ich habe ihn nie kennengelernt. Was wollen Sie, seine Blutgruppe? Himmel noch mal, es ist doch nur für diesen Sommer.«
Simon griff nach einem Notizblock. »Wie heißt er?«
»Boone, nach seinem Großvater. Boone Hampton Parker. Die haben vielleicht komische Namen in Texas.«
»Aber große fette Aufträge, Bob.«
»Worauf Sie sich verlassen können.«
»Wie läuft’s denn so?«
»Es geht. Warum? Langweilen Sie sich schon?« Ziegler gab ein prustendes Geräusch von sich, was das höchste der Gefühle war, wenn er zu lachen versuchte. »Hören Sie, ich brauche jetzt eine Mütze Schlaf. Kümmern Sie sich um den Jungen, okay?«
Soweit Simon sich erinnerte, war das eines der angenehmsten Gespräche gewesen, die er mit Ziegler in den letzten Jahren geführt hatte. Vielleicht wurde das alte Scheusal jetzt, da es die Welt für sich allein hatte, etwas umgänglicher.
Ernest arrangierte die Blumen neu, und während er sein Werk betrachtete, meinte er: »Einen schrecklichen Augenblick lang habe ich gedacht, wir bekämen einen Überraschungsgast.«
Simon schüttelte den Kopf. »Ziegler würde nie hierherkommen. Er ist allergisch gegen die Natur.«
Eine Stunde lang waren sie damit beschäftigt, durch die Schlafzimmer zu gehen und die Bar, den Swimmingpool und die Tische auf der Terrasse, die im kühlen Schatten der Sonnenschirme einladend aussahen, einer letzten Prüfung zu unterziehen. Die Sonne stand bereits hoch und brannte heiß herunter, die hektische Geschäftigkeit des Morgens lag hinter ihnen, Madame Pons genehmigte sich ihr erstes Glas. Jetzt konnten die Gäste kommen.
Simon legte einen Arm um Nicoles Hüften, und sie schlenderten zur Bar am Poolhouse, wo Ernest einen der Kellner in die Kunst der optimalen Anordnung von Oliven- und Erdnußschälchen einweihte.
»Ob wir wohl was zu trinken haben könnten, Ern?«
Sie nahmen im Schatten des Ziegeldachs Platz, vor sich eine Flasche Weißwein in einem Eiskübel und gekühlte, beschlagene Gläser. »Auf euch beide«, sagte Simon und hob sein Glas. »Ihr habt Phantastisches geleistet.« Sie erwiderten sein Lächeln mit einem breiten Grinsen, so daß ihre weißen Zähne aufblitzten.
»Und auf die Gäste«, meinte Ernest. »Gott schütze sie, wo immer sie sein mögen.« Er sah zur Terrasse hinauf und nahm einen hastigen Schluck aus seinem Glas. »Nun, meine Lieben, da kommen sie.«
Auf der Terrasse stand Françoise und sah zum Swimmingpool hinab, wobei sie die Augen gegen das grelle Licht abschirmte. Neben ihr standen drei Gestalten in Schwarz, die Sonne spiegelte sich auf ihren dunklen Brillengläsern und ließ ihre weißen Gesichter noch heller erscheinen. Die Mädchen von den Illustrierten waren da.
Sie stiegen die Treppe hinab, machten einander auf den Ausblick aufmerksam und ließen sich von Françoise zum Poolhouse führen, wo sie sich vorstellten.
»Interiors. Ein himmlisches Fleckchen. Ganz bezaubernd.«
» Harpers & Queen. Sind wir hier die ersten?«
»Elle, Innenarchitektur. Sie müssen mir unbedingt verraten, wer die Fassade entworfen hat. Sie ist unglaublich geschickt gemacht.«
Simon war verwirrt. Die Mädchen, alle Ende Zwanzig oder Anfang Dreißig, sahen aus, als hätten sie sich in ein und demselben Bekleidungsgeschäft ausstaffieren lassen, denn sie trugen einen beinahe identischen Einheitslook — weite schwarze Oberteile, schwarze Hosen, dunkle Sonnengläser in
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