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Hotel Pastis

Hotel Pastis

Titel: Hotel Pastis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Mayle
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daß man sich Sorgen über Boones Verbleib machte, kam am nächsten Tag, als Simon von dem Direktor der Schule in Lacoste angerufen wurde. Boone habe keine einzige Unterrichtsstunde besucht, und als man in seinem Zimmer nachgesehen habe, sei sein Bett unbenützt gewesen. Der Direktor war äußerst besorgt. Das passe nicht zu Boone; der junge Mann mache sonst doch einen so ordentlichen Eindruck. Außerdem bestand die Möglichkeit — die der Direktor jedoch geflissentlich verschwieg — , daß Boones Vater seine Meinung änderte. Wenn er nämlich den Eindruck gewann, daß an der Schule die Studenten einfach so verschwinden konnten, würde er die Spende, die er angekündigt hatte, sicher zurückziehen. Alles in allem handelte es sich um eine sehr ernste Angelegenheit, und es war nicht sonderlich hilfreich, daß Simon gereizt reagierte, weil er nun noch mit einem weiteren Problem konfrontiert wurde. Woher, zum Teufel, sollte er wissen, wo Boone war? Wahrscheinlich war er mit irgendeinem Mädchen durchgebrannt.
    Simon legte den Hörer auf und sah die Gesprächsnotizen durch. Zwei Anrufe von Caroline, die sich in Antibes aufhielt. Ein Anruf von Enrico. Ein Journalist, der ein Interview wollte, am liebsten beim Mittagessen im Hotelrestaurant. Eine beachtliche Getränkerechnung von mehreren Tagen, die mit der großzügigen Unterschrift von Onkel William versehen war. Simon schob die Blätter ärgerlich beiseite und begab sich auf die Suche nach Ernest und Françoise. Wenn überhaupt irgend jemand wußte, wo sich Boone herumtrieb, dann am ehesten die beiden.
     
    Der General hatte Schwierigkeiten, die exakte Summe festzulegen. Er hatte relativ niedrig angefangen, mit einer Million Francs, hatte es sich dann aber noch einmal überlegt. Eine Entführung, selbst wenn sie unfreiwillig geschah wie diese hier, war ein schweres Verbrechen und wurde hart bestraft. Ein großes Risiko — das einen großen Gegenwert verlangte, so viel, daß sie alle ausgesorgt hätten. Er schlug das französischenglische Wörterbuch auf, das er auf dem Weg zur Scheune gekauft hatte, und blickte über die auf Böcken liegende Tischplatte in das unrasierte, müde Gesicht Boones.
    »Alors, jeune homme. Votre famille...«, er deutete auf das Wort im Lexikon, »... est où? Wo?«
    »Amerika. New York City, aber mein Daddy reist viel.« Boone ließ die ausgestreckte Hand in einer Aufwärtsbewegung über den Tisch gleiten. »Beaucoup d’avions.«
    Der General nickte und feuchtete sich den Zeigefinger an, um weiterzublättern, bis er zu dem Wort kam, das er suchte. Mit Interesse stellte er fest, daß es im Englischen fast das gleiche war.
    »Votre papa. Riche?«
    Boone hatte in Gegenwart dieses großen Mannes namens Claude und dieser ekelhaften kleinen Figur, die immer mit einem Messer spielte, eine unbequeme und angstvolle Nacht verbracht. Dieser Typ dagegen schien ganz vernünftig zu sein, er drohte nicht und war beinahe freundlich. Es sah also ganz so aus, als ob sie nicht vorhätten, ihn in Stücke zu schneiden, und erleichtert atmete er auf.
    »Natürlich ist er reich.« Boone nickte hoffnungsvoll. »Steinreich.«
    Der General runzelte die Stirn und blätterte.
    Boone veränderte seine Position auf dem harten Stuhl. Nach der Nacht auf dem harten, dreckigen Boden tat ihm alles weh. Was hatten sie mit ihm vor? Klang sehr nach Lösegeld. Seine Erleichterung wich erneuter Angst, als er an die Zeitungsmeldungen von Entführern dachte, die mit der Post einen Finger oder ein Ohr geschickt hatten, um eine rasche Zahlung zu erzwingen. Scheiße. Er tat wohl besser daran, es sich mit diesem Typen nicht zu verderben. Vielleicht erlaubten sie ihm, Simon anzurufen. Er konnte ihm helfen, und er war nicht weit weg.
    »Monsieur? J’ai un ami, anglais. Führt das Hotel Pastis in Brassière. Je tléphone?« Boone hob eine Hand ans Ohr. »Er ist auch stinkreich. Pas de problème.« Er gab sich alle erdenkliche Mühe zu lächeln.
    Noch eine ganze Stunde lang wurde das Wörterbuch auf dem Tisch hin und her geschoben, bis der General Stück für Stück herausbekommen hatte, was er wissen wollte. Es sah vielversprechend aus — vielversprechend, aber kompliziert. Sie mußten sehr schnell aus Frankreich verschwinden, und sie brauchten falsche Pässe. Das bedeutete eine Reise nach Marseille und eine Menge Cash. Der General erhöhte in Gedanken das Lösegeld um eine weitere Million und fragte sich, ob Boones englischer Freund wohl in der Lage war, in kurzer Zeit so viel

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