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Hotel Pastis

Hotel Pastis

Titel: Hotel Pastis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Mayle
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seinem Gesicht und erstarb schließlich. Es hätten sieben sein müssen. Er hatte die Radfahrer, die den Feldweg hinunterfuhren, gezählt. Aber es waren acht.

22
     
     
     
     
     
    B oone Parker legte sich flach mit dem Rücken ins Gras, schnappte nach Luft und versuchte, einen Brechreiz zu unterdrücken.
    Als das Schwindelgefühl nachließ, hob er den Kopf, um sich die Männer um ihn herum anzusehen. Einige lagen mit dem Gesicht nach unten, andere saßen mit dem Kopf zwischen den Knien da. Er konnte es nicht fassen, wie fit dieser Haufen alter Kerle war. Als er sie auf der Straße, die aus Isle-sur-Sorgue hinausführte, gesehen hatte, war ihm die Idee gekommen, sich an sie zu hängen, um sich ein wenig Abwechslung bei seiner einsamen, langweiligen Trainingstour zu verschaffen. Er würde ihnen schon zeigen, daß die Franzosen nicht die einzigen waren, die ein Rad in Höchstgeschwindigkeit versetzen konnten. Aber er war nicht einmal in der Lage gewesen, den letzten in der Reihe zu überholen; schon allein um mit ihnen einigermaßen mithalten zu können, hatte er seine Lungen bis zum Äußersten strapazieren müssen. Diese Burschen aßen offensichtlich Hormone zum Frühstück. Und er kam zu dem Schluß, daß er besser die Finger vom Bier ließe, wenn er den Radsport ernst nehmen wollte. Er ließ erneut den Kopf nach hinten sinken, starrte in den Himmel und wartete darauf, daß die schwarzen Punkte vor seinen Augen verschwanden. Keuchend von dem Sprint den Feldweg hinunter, musterte der General die erschöpften Gestalten. Ganze Bündel von Banknoten waren aus ihren Taschen gefallen, als sie zusammensanken, und lagen nun verstreut auf dem Boden um sie herum. Er zählte erneut. Acht. Herrgott.
    »Jojo!«
    Der Kleine sah auf und grinste ihn an. »Wir haben’s geschafft. Cong! Wir haben’s geschafft.«
    »Wer zum Teufel ist das?« Der General deutete mit einer Kopfbewegung auf Boone, der mit gespreizten Beinen im Gras lag und dessen Brustkorb sich immer noch hob und senkte. Japsend und mit schlaff herabhängenden Unterkiefern drehten sich die sieben Männer langsam um. Im gleichen Augenblick setzte sich der junge Texaner auf und winkte ihnen lässig zu. » Bonjour, Jungs.«
    Sie starrten ihn an, vor Schrecken brachte keiner auch nur einen Laut heraus. Boone blickte der Reihe nach in die harten, mißtrauischen Gesichter, dann auf das Geld, das verstreut am Boden lag, und schließlich auf die seltsam ausgebeulten Trikots. Oha. Das hier waren keine normalen Sonntagsfahrer. »Na, dann packe ich’s wohl wieder«, meinte er. Er sah auf die Uhr und lächelte sie — wie er hoffte teilnahmslos — an. »J’ai un rendezvous, okay? Danke für die Fahrt.«
    Er stand auf. Doch da sprangen die anderen schon auf und erwarteten die Befehle des Generals.
    Merde. Der General zupfte so heftig an seinem Schnauzbart, daß ihm die Tränen in die Augen traten. Alles war so gut gelaufen, genau nach Plan, und jetzt pfuschte ihm dieser dumme Ausländer ins Handwerk. Was war er überhaupt? Engländer? Amerikaner? Und was sollten sie mit ihm machen? Er hatte ihre Gesichter gesehen und das Geld. Morgen früh würden die Zeitungen von dem Banküberfall berichten. Sie konnten ihn unmöglich einfach laufenlassen und hoffen, daß er den Mund hielt. Merde.
    »Bringt ihn in die Scheune.« Der General wollte ihnen schon folgen, hielt jedoch inne, um die Banknoten aufzuheben, die von einem leichten Windstoß aufgewirbelt wurden. Als er das Bargeld, dicke Bündel und Rollen, in Händen hielt, fühlte er sich ein bißchen besser. Er würde sich etwas einfallen lassen. Das war zwar ein Rückschlag, aber keine Katastrophe. So mußte man die Sache sehen. Keine Panik. Er straffte die Schultern und betrat die Scheune.
    Boone stand abseits der anderen. Mit unstetem, ängstlichem Blick sah er die feindseligen Gesichter der Reihe nach an. Der General warf das Geld auf den Tisch neben die Flaschen und Gläser, die er für die große Feier hergebracht hatte. Als er sich eine Zigarette anzündete, stellte er fest, daß seine Hände zitterten. Er ging auf Boone zu.
    » Anglais? «
    Boone schüttelte den Kopf. »Amerikaner.« Er versuchte zu lächeln. »Texas. Der größte Staat. Très grand. Ihr solltet alle mal auf einen Besuch rüberkommen.« Hoffnungsvoll blickte er in die Runde, auf der Suche nach einem Anzeichen, daß sie ihn verstanden. Nichts. Das Lächeln auf seinem Gesicht verschwand.
    »Amerikaner.« Der General bearbeitete weiter seinen Schnauzbart und

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