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Hotel Pastis

Hotel Pastis

Titel: Hotel Pastis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Mayle
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aufzutreiben.
    »Bon. « Der General klappte das Wörterbuch zu und zündete sich eine Zigarette an. Sie hatten Pech gehabt mit diesem jungen Burschen, aber es würde alles gut ausgehen. Es stimmte, was man immer im télé sah. Alle Texaner waren reich. Er wandte sich den Borels und Jojo zu, die die Tagschicht hatten. »Ich gehe und erledige ein paar Anrufe. In einer Stunde oder so bin ich wieder da. Ich bringe was zu essen mit.« Er nickte in Richtung Boone. »Ich glaube nicht, daß er was anstellt.«
    Jojo trat näher auf den General zu und flüsterte: »Was machen wir mit ihm?«
    »Wir verkaufen ihn, mein Freund.« Der General strich sich mit dem Handrücken über den Schnauzbart. »Wir verkaufen ihn an seinen reichen Papa.«
    Jojo schüttelte bewundernd den Kopf. »C’est pas con.«
     
    Der General hob immer alle Telefonnummern auf. Es war die Angewohnheit eines methodisch arbeitenden Menschen, eines Mannes, der vorausdachte. Man wußte schließlich nie, wann ein Kontakt aus früheren Zeiten einem einmal nützlich sein konnte. Er meldete ein Gespräch mit einer Bar im Alten Hafen von Marseille an. Kurz darauf ertönte eine Stimme, die er zuletzt im Gefängnis gehört hatte.
    »Du mußt mir einen kleinen Gefallen tun«, begann der General. »Eine heikle Angelegenheit, du verstehst? Ich habe mir überlegt, daß dieser Freund von dir mir vielleicht helfen könnte.«
    Die Stimme klang reserviert. »Welcher Freund?«
    »Der patron. Enrico.«
    »Was für einen Gefallen?«
    »Ausreise. Ich brauche ganz schnell ein paar Pässe.«
    »Ich werd’ mit ihm reden. Wo kann ich dich erreichen?«
    Der General gab ihm eine Nummer durch, fügte dann aber hinzu: »Hör mal, ich kann ihn auch selbst anrufen.«
    »Besser, ich rede mit ihm.«
    Besser für wen? ging es dem General durch den Kopf. Habgieriger Scheißkerl. Heutzutage wollte jeder sein Stück vom Kuchen abhaben. »Danke. Ich weiß es zu schätzen.«
    Die Stimme lachte. »Wozu hat man schließlich Freunde?«
     
    Simon schlang schnell sein Mittagessen hinunter und nahm ein Glas Calvados mit hinauf zur Rezeption, das ihm das unangenehme Gespräch, das er vor sich hatte, erleichtern sollte. Caroline hatte zum dritten Mal eine Nachricht hinterlassen, die auf ein dringendes Problem hinwies, sowie eine Nummer, unter der sie am Cap d’Antibes zu erreichen sei.
    Eine weibliche Stimme meldete sich mit dem Namen Bacon, eines der besten und teuersten Restaurants an der Küste. Carolines dringendes Problem konnte also nicht der drohende Hungertod sein, dachte Simon, während er darauf wartete, daß sie ans Telefon kam. Im Hintergrund hörte er Lärm von Leuten, die sich offensichtlich prächtig amüsierten, und dachte daran, daß er sie vor Jahren einmal ins Bacon eingeladen hatte. Er hatte die ganze Bouillabaisse allein gegessen, während sie nur in einem Salat herumstocherte. Und später, als sie ins Bett gingen, hatte sie sich beschwert, daß er nach Knoblauch stank. Wahrscheinlich stank er auch jetzt noch nach Knoblauch, und wahrscheinlich würde sie es durchs Telefon riechen.
    Simon beging den Fehler, sie zu fragen, ob sie sich amüsiere. Tat sie nicht. Das Boot war eng und unbequem, sie war zweimal seekrank geworden, und der Besitzer des Boots, Jonathans Freund, benahm sich wie der Kapitän der Bounty. Und unter diesen beengten Umständen hatte sie feststellen müssen, daß Jonathan selbst ziemlich langweilig war, mit anderen Worten, es war alles ausgesprochen scheußlich. Nein, sie amüsierte sich nicht im geringsten. Simon ließ alle Hoffnung fahren, daß Jonathan sich vielleicht als Ehemann eignen würde, nahm einen Schluck Calvados und wartete, bis die zweite Runde eingeläutet wurde.
    Es sei alles Jonathans Schuld, erklärte Caroline mit der unerschütterlichen Überzeugung, daß sie immer recht hatte. Er hatte ihr eine Kapitaleinlage vorgeschlagen. Eine sichere Sache, hatte er gesagt, bis gestern, als er einen Anruf bekam, daß die Firma mitsamt Carolines sauer verdienten Unterhaltszahlungen den Bach runtergegangen war. Und jetzt war sie völlig mittellos.
    Simon legte die Füße auf den Tisch und studierte den großen Zeh, der durch ein Loch in den Espadrillos lugte, während er sich eine völlig mittellose Caroline vorstellte, die nichts mehr auf der Welt besaß außer einer Villa in Belgravia, Warenbeständen aus der Hälfte der Londoner Boutiquen und einem neuen BMW. Er beging seinen zweiten Fehler und fragte, ob sie daran dächte, eine Arbeit anzunehmen. Am

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