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Hotel Pastis

Hotel Pastis

Titel: Hotel Pastis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Mayle
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dachte angestrengt nach. »Jojo? Wir könnten eigentlich etwas trinken.« Der kleine maçon öffnete den pastis und füllte die Gläser.
    » Alors? Was nun?« fragte Jean.
    »Kommt mit nach draußen«, meinte der General. »Alle. Ich weiß nicht, wieviel er versteht.«
    Mit den Gläsern in der Hand standen sie in der Scheunentür und besprachen sich, während sie den Blick auf Boone gerichtet hielten. Dieser wiederum betrachtete die unförmigen Silhouetten und wünschte sich, er wäre auf eine dieser Kochschulen in Paris gegangen.
    Die Männer fluchten über ihr verdammtes Pech und schüttelten immer wieder die Köpfe, nur der General schwieg. Er versuchte, die Dinge in seinem Kopf zu ordnen. Schon immer war er der Überzeugung gewesen, ein wirklich guter Krimineller zeichne sich dadurch aus, daß er auch aus schwierigen Situationen das Beste machen konnte. Und ohne Zweifel handelte es sich hier um eine schwierige Situation.
    »Wir könnten ihn hier einsperren und uns verdrücken.« Fernand zuckte die Achseln. »In ein paar Tagen würde ihn jemand finden.«
    Jean räusperte sich und spuckte. »Und noch ein paar Tage später würden die flics uns finden. Connard.«
    »Schon gut, Einstein. Was würdest du denn mit ihm machen? Ihn vielleicht auf die Post bringen und per Luftpost nach Amerika schicken, nach Texas?«
    Der General hob die Hand. »Hört zu. Er hat uns gesehen. Wir können ihn nicht laufenlassen. Noch nicht.«
    »Also, was werden wir tun? Ihn mitnehmen?«
    »Merde. Haltet doch mal fünf Minuten das Maul und laßt mich überlegen.« Es waren nur zwei Wörter, die die Gedanken des Generals in eine unerwartete Richtung gelenkt hatten, in eine Richtung, die zweifellos gefährlich, aber möglicherweise sehr lukrativ war. Bekanntermaßen waren alle Amerikaner reich. Das sah man doch in den feuilletons im Fernsehen. Schon die Kinder hatten dort große Autos, und die Eltern wohnten in prachtvollen Villen und hatten meist diese merkwürdigen, unverschämten Bediensteten. Und bekanntermaßen waren von allen Amerikanern diejenigen am reichsten, die hochhackige Schuhe und übergroße Hüte trugen und Land besaßen, auf dem Bohrtürme sprossen wie Gras. Und woher kamen die? Aus einem Vorort von Dallas, überlegte der General, jedenfalls irgendwo aus Texas. Und dieser lästige junge Mann hatte gesagt, er käme aus Texas. Wenn er sich erst einmal mit dem jungen Mann verständigen konnte, würde sich auch eine Lösung finden. Er brauchte nur ein bißchen Zeit. Zeit und ein Wörterbuch.
    Der General fühlte sich schon besser. Was es doch ausmachte, wenn man Verstand besaß. »Bon, mes enfants«, sagte er. »C’est pas grave. Ihr könnt euch auf mich verlassen. Fürs erste bleibt er hier und wird bewacht.«
    Jojo war erleichtert. Man konnte immer darauf zählen, daß dem General etwas einfiel, selbst wenn er nicht sofort sagte, was es war. Er sah die anderen an. »Der Junge bleibt hier, d’accord?« Sein Oberschenkel juckte, und als er sich kratzte, fühlte er die vergessenen Banknoten in der Hose.
     
    Die Montagmorgenausgabe des Provençal war voller Empörung über den tollkühnen und rätselhaften Bankraub, der — en plein jour! — in Isle-sur-Sorgue stattgefunden hatte. Wo war die Polizei gewesen? Wieso konnten die Räuber ungesehen entkommen? War dies der Beginn einer Kriminalitätswelle, die das Vaucluse überschwemmen würde, so daß ehrenhafte Bürger mit ihrem Geldbeutel unterm Kopfkissen schlafen mußten? Vermutungen und Kommentare füllten die Titelseite und verdrängten die Meldungen über Lotteriegewinne, Boules- Turnie re und die Drillinge, die eine junge und vorübergehend unverheiratete Frau in Pernes-les-Fontaines zur Welt gebracht hatte. Françoise trank heimlich eine Tasse Kaffee im Rezeptionsbüro und las die Zeitung mit mehr Interesse als sonst. Sie hätte sich zum Zeitpunkt des Bankraubs selbst in Isle-sur-Sorgue aufgehalten, wenn im Hotel nicht so viel los gewesen wäre. Ihr Vater hatte sogar angeboten, ihr den Wagen zu leihen, und sie hatte vorgehabt, Boone mitzunehmen und ihm den Markt zu zeigen. Sie hatte sogar eigens für diesen Anlaß ein neues Kleid gekauft. Nun trug sie es eben heute, Boone würde es ja sehen, wenn er wie immer am späten Nachmittag vorbeischaute. Sie strich es über den Oberschenkeln glatt und fragte sich, ob ihm die Farbe wohl gefiel. Aber er kam nicht, und als Ernest ihr sagte, wie hübsch sie aussehe, zuckte sie nur enttäuscht die Achseln.
    Der erste amtliche Hinweis,

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