Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Hotel Pastis

Hotel Pastis

Titel: Hotel Pastis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Mayle
Vom Netzwerk:
streckte sich, spürte, wie der Rattanstuhl ihn am Hintern drückte, und hörte, wie jemand unter ihm den Morgen mit einem krächzenden Raucherhusten begrüßte, der auf mindestens vierzig pro Tag schließen ließ.
    Die beiden Kriminalbeamten warteten schon auf Simon, als er kurz vor neun im Hotel eintraf. Der Direktor der Schule in Lacoste, der nichts von der Entführung wußte, sich aber immer mehr Sorgen um seinen vermißten Schüler machte, hatte die Polizei alarmiert. Sobald die Nationalität und die finanzielle Lage des Vaters festgestellt waren, hatte die örtliche gendarmerie die Verantwortung für die Nachforschungen an höhere Stellen abgegeben. Und nun war die Crème der Polizei von Avignon, untersetzte, dunkelhäutige Typen, die sich nach einer Tasse Kaffee sehnten, ins Hotel gekommen, um sich mit dem Fall des abhandengekommenen Jungen zu befassen.
    Als Simon sie in das Rezeptionsbüro führte, nahm er den Geruch von Eau de Cologne und Knoblauch wahr. Sein Angebot, ihnen einen Kaffee bringen zu lassen, wurde dankbar angenommen, man registrierte erfreut den Anblick Françoises, als sie sich vorbeugte, um das Tablett abzustellen, Zigaretten wurden angezündet, Notizblöcke gezückt.
    »Bevor Sie irgendwelche Fragen stellen«, begann Simon, »muß ich Ihnen wohl zuerst erzählen, was passiert ist.« Zunächst freuten sich die beiden Kriminalbeamten. Natürlich aus rein beruflichen Gründen, denn nun hatte der Fall doch eine echte Bedeutung bekommen. Eine vermißte Person, mochte sie auch aus einer reichen amerikanischen Familie stammen, war noch keine Sensation. Bei einer Entführung dagegen sah die Sache schon anders aus. Sie würden nicht mehr einen möglichen Unfall untersuchen, sondern hatten es mit einem richtigen Verbrechen zu tun. Ehre und Beförderung, der Dank eines milliardenschweren Vaters, ja sogar ein kurzer Auftritt im Fernsehen, wo sie mit ernsten Gesichtern berichten würden — all dies ging den Kriminalbeamten durch den Kopf, während sie aufmerksam zuhörten und sich Notizen machten. Sie unterbrachen Simon lediglich, um einen weiteren Kaffee zu erbitten und noch einmal den wunderbaren Hintern und die bronzefarbenen Beine von Françoise zu Gesicht zu bekommen. Was für ein Glück, dachten sie, daß man sie nicht mit der Bankgeschichte in Isle-sur-Sorgue beauftragt hatte.
    Weniger erfreut waren sie allerdings, als Simon ihnen mitteilte, daß schon der geringste Verdacht, die Polizei könne eingeschaltet worden sein, die Sicherheit der Geisel gefährde. Der dienstältere Kriminalbeamte, dessen höherer Rang daran erkennbar war, daß er Zigaretten von seinem Kollegen klaute und sich dann von ihm Feuer geben ließ, schüttelte den Kopf.
    »Leider, Monsieur Shaw, sind wir nun schon informiert. Wir sind bereits eingeschaltet, wenn Sie verstehen. Das ist ein fait accompli. Als Polizeibeamter kann ich über ein so schweres Verbrechen nicht einfach hinweggehen.« Er blickte auf seinen Notizblock hinunter und rieb sich nachdenklich das Kinn. »Ich kann Ihnen allerdings eins versprechen.« Er nahm noch eine Zigarette aus der offenen Schachtel auf dem Tisch und gab seinem Kollegen mit einem Zucken der Augenbraue zu verstehen, daß er Feuer brauche. »Ich kann Ihnen eins versprechen«, sagte er noch einmal. »Wir werden diese affaire mit der größtmöglichen Vorsicht und Diskretion behandeln. Le maximum. Wir haben viel Erfahrung in solchen Dingen. Ja doch, ich erinnere mich noch an die Entführung eines Schweizer Touristen beim Festival in Avignon vor drei Jahren...« Françoise steckte den Kopf zur Tür herein. »Monsieur Shaw? Da sind zwei Herren, die Sie sprechen wollen.«
    Simon ging in den Empfangsraum und stutzte, als er einen Mann mit zwei um den Hals geschlungenen Kameras sah. Sein Kollege war etwas bescheidener ausgerüstet und trug nur einen einzigen Recorder bei sich, der an einem Riemen über seiner Schulter hing.
    » Bonjour , Monsieur Shaw. Le Provençal. Wir kommen soeben von der Schule in Lacoste. Haben Sie zwei Minuten Zeit? Wie wir wissen, kennen Sie den jungen Mann, der...«
    Simon hob eine Hand. »Warten Sie.« Dann ging er ins Büro zurück und sah die beiden Kriminalbeamten kopfschüttelnd an. »Haben Sie nicht gesagt, größtmögliche Diskretion?«
    Sie nickten.
    »Dann erklären Sie mir bitte, was dieser Reporter mit seinem Fotografen da draußen zu suchen hat.«
    Die Kriminalbeamten marschierten an Simon vorbei hinaus und starrten die Journalisten an.
    »Raus hier«, sagte der

Weitere Kostenlose Bücher