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Hotel Pastis

Hotel Pastis

Titel: Hotel Pastis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Mayle
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Ranghöhere von den beiden und machte eine Daumenbewegung zur Tür. »Das hier ist nichts für die Zeitung. Streng vertraulich, nur für die Polizei.«
    Sofort fingen beide Journalisten an, gleichzeitig zu reden, wobei Augenbrauen, Schultern und Hände vor Empörung ruckartig auf und ab hüpften. Die Presse habe die Pflicht zur Berichterstattung — ja, sie habe das verfassungsmäßige Recht dazu.
    » Merde auf alles«, meinte der dienstältere Kriminalbeamte. »Tun Sie, was ich Ihnen sage.«
    Simon schloß die Bürotür hinter sich und stützte den Kopf auf die Hände. Nach ein paar lautstarken Minuten wurde die Tür wieder geöffnet.
    »Kein Problem«, erklärte der Dienstältere und lächelte, als habe er ihm einen persönlichen Gefallen getan.
    »Was heißt das, kein Problem? Sie können sie nicht daran hindern, etwas zu schreiben.«
    Der Kriminalbeamte tippte sich an den Nasenflügel. »Wir sind hier in Frankreich, monsieur. Hier kennen die Journalisten ihre Grenzen.«
    Simon seufzte. »Okay. Was nun?«
    »Die Entführer werden noch einmal anrufen, non? Wir werden eine Fangschaltung installieren lassen. In der Zwischenzeit warten wir.«
    »Müssen Sie ausgerechnet hier warten? Wir versuchen, ein Hotel zu führen.«
    Widerwillig ließen sich die Kriminalbeamten dazu überreden, das Büro zu verlassen, das schnurlose Telefon zu nehmen und ihren Pflichten auf der Terrasse mit Blick auf den Pool nachzukommen.
    »Ach ja, da ist noch etwas, was Sie tun könnten, solange Sie warten«, meinte Simon. Er deutete auf die andere Seite der Terrasse. »Wenn Sie einen Mann sehen, der dort hinten über die Mauer äugt, nehmen Sie ihn fest.«
    Simon rief bei der Bank an, um mitzuteilen, daß eine größere Geldsumme eintreffen würde, die man in bar für ihn bereithalten solle. Er werde das Geld vor Bankschluß abholen. Dann gab er sich alle Mühe, Françoise zu beruhigen, die gerade von Boones Verschwinden erfahren hatte, und dankte seinem Glücksstern, daß Nicole und Ernest da waren. Sie kümmerten sich um die Gäste und das Personal, als ob nichts geschehen wäre. Mit hämischer Genugtuung weckte er Ziegler um fünf Uhr morgens in New York auf, um sich zu vergewissern, daß das Geld auch wirklich abgeschickt wurde, sobald die Banken öffneten. Er schwebte wie auf Wolken vor Müdigkeit, konnte aber nicht schlafen und spürte, daß er immer reizbarer wurde. Und der Anblick der beiden Kriminalbeamten, die auf der Terrasse die Speisekarte studierten, hob seine Stimmung auch nicht gerade.
    Er ging ins Büro zurück, setzte sich und starrte das Telefon an. Die Polizei konnte nichts tun, bis die Entführer wieder anriefen, keiner konnte etwas tun. Doch dann fiel ihm Enrico wieder ein. Was hatte er gesagt? Wann immer es im Hotel ein Problem gebe, ein Problem, das nicht auf dem normalen Behördenweg gelöst werden könne... irgend so was jedenfalls. Simon zog das Telefon zu sich heran. Vielleicht war das alles nur Geschwätz gewesen, aber einen Versuch war es dennoch wert. Alles war besser, als hier herumzusitzen und sich nutzlos zu fühlen.
    Der Mann, der Enricos Telefon bediente, knurrte. Simon stellte sich vor und zündete sich eine Zigarre an, während er daraufwartete, zu Enrico durchgestellt zu werden.
    Enrico schien erfreut, ihn zu hören. Es gebe da noch ein paar offene Fragen, über die man sprechen müsse, bevor seine Leute mit ihrem Dienst für das Hotel beginnen könnten. Vielleicht könne er noch so ein herrliches Mittagessen arrangieren? Simon unterbrach ihn. »Enrico, hören Sie. Ich weiß nicht, ob Sie mir helfen können, aber ein Freund von mir ist in Schwierigkeiten. Ein junger Amerikaner. Er ist entführt worden.«
    »Das ist schlecht. Und dann auch noch in der Hochsaison. Amateure. Sie müssen mir alles sagen, was Sie wissen.«
    Als das kurze Gespräch beendet war, verließ Enrico sein Büro, um ein bißchen im Vieux Port herumzugondeln. Er machte zweimal halt, einmal, um eine Bar aufzusuchen, und das zweite Mal, um durch die Hintertür in ein Fischlokal zu gehen. Sobald er wieder draußen war, begannen die Männer, mit denen er gesprochen hatte, herumzutelefonieren. Wenn es ein Coup von Leuten aus der Umgebung war, müßte jemand Bescheid wissen. Und wenn jemand etwas wußte, würde Enrico es erfahren. Er winkte den Mercedes heran, der ihn durch die Hafengegend kutschiert hatte. Er würde im Garten des Passe-dat ein frühes Mittagessen einnehmen, eine brochette de langoustines, und darüber nachdenken, welche

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