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Hotel Pastis

Hotel Pastis

Titel: Hotel Pastis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Mayle
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und Ablenkung.
    »Du siehst so traurig aus. Hast du schlechte Nachrichten bekommen?« Nicoles Gesicht befand sich zur Hälfte im Lichtschatten, und Simon hatte das Bedürfnis, den Wangenknochen zu berühren, der durch den schräg einfallenden roten Schein einer Ampel hervortrat.
    »Keine schlechten. Nur langweilige. Ich muß morgen nach New York fliegen.«
    »Du gebrauchst oft das Wort langweilig.«
    »Tue ich das? Ja, kann sein. Tut mir leid.«
    »>Tut mir leid< sagst du auch ziemlich häufig.«
    Hinter ihnen ertönte die Hupe eines Taxis, da die Ampel auf Grün umgeschaltet hatte. Simon fuhr los in Richtung Knightsbridge und bog hinter Harrods in die Straße ein, in der Nicole wohnte. Sie blickte zu den erleuchteten Fenstern der Wohnung hinauf. Emma wartete sicher auf sie und wollte wissen, wie der Abend gelaufen war.
    Simon stellte den Motor ab. »O Gott, fast hätte ich es vergessen. Die Werkstattrechnung und die Tickets — ruf einfach Liz an. Ich sage ihr morgen noch Bescheid, bevor ich fliege. Wenn du den Wagen benutzen möchtest, solange du in London bist, hier nimm die Schlüssel. Ich werde zu Fuß nach Hause gehen.«
    »Emma hat einen Wagen, wenn ich einen brauche. Aber vielen Dank.« Sie beugte sich zu Simon hinüber und küßte ihn auf die Wange. »Es war schön. Viel Spaß in New York.«
    Simon sah ihr nach, während sie zur Tür ging und ohne sich umzublicken hineinschlüpfte. Er nahm sich fest vor, wieder in die Provence zu fahren, sobald dieses ganze Theater vorüber war. Nur New York wollte er noch hinter sich bringen, dann würde er anfangen, seinem Leben einen Sinn zu geben. Er wollte im Flugzeug darüber nachdenken. Dieser verdammte Ziegler. Er mußte unbedingt nach Hause und ihn anrufen.
    Während Nicole die Treppe hinaufstieg, hörte sie, wie der Motor des Porsche angelassen wurde. Sie gab sich Mühe, vor Emma vergnügt auszusehen.
    Die beiden Frauen hatten die Schuhe abgestreift und die Beine gemütlich hochgelegt. In die tiefen Kissen des Sofas geschmiegt, nippten sie am ältesten Cognac des abwesenden Julian.
    Emma nahm ihre Ohrringe ab und rieb sich die Ohrläppchen. »Also los, meine Liebe. Erzähl mir alles. Ist er der Traummann oder wieder nur so ein langweiliger blöder Geschäftsmensch?«
    Nicole lachte. »Er gefällt mir. Er ist nett, kein bißchen pompeux, weißt du? Ich hatte die ganze Zeit das Bedürfnis, ihm seine Kleidung in Ordnung zu bringen. Wir hatten einen schönen Abend, abgesehen von dieser Bekannten von ihm, die wir getroffen haben. Eine ausgesprochen neugierige Frau. Sophie soundso, eine Freundin seiner Exfrau. Sophie Lawson.«
    »O Gott.« Emma rollte mit den Augäpfeln. »Ich habe sie letzten Sommer im Queen’s kennengelernt. Eine absolut blöde Kuh, außerdem sollte sie nicht diese albernen kurzen Röcke tragen. Beine wie Boris Becker. Ich meine wagnerianisch .« Emma blickte zufrieden auf ihre eigenen knöchernen Knie. »Aber egal, worüber habt ihr euch unterhalten?«
    »Oh, hauptsächlich über ihn. Er hat seine Arbeit satt, aber er weiß nicht, was er sonst machen sollte. Er tut mir irgendwie leid. Ich glaube, sein Leben macht ihm keinen Spaß.«
    Emma zögerte einen Augenblick, während sie das Cognacglas in der Hand hielt. Dann richtete sie ihre strahlenden Augen forschend auf Nicole. »Meine Liebe, alles deutet daraufhin — du willst seine Kleidung in Ordnung bringen, hast Mitleid mit ihm... möchtest du mit ihm ins Bett gehen?«
    »Emma!«
    »Nun, es gibt bekanntlich Männer und Frauen, die das schon getan haben sollen.«
    Nicole spürte, wie eine prickelnde Wärme in ihr Gesicht aufstieg, als sie sich bewußt wurde, daß das mit der Kleidung nur eine Ausrede war. Sie wollte ihn berühren und ihn lachen sehen. Und sie wollte, daß er sie berührte. »Ach, Emma«, seufzte sie. »Ich weiß es nicht.«
    »Du bist ein bißchen rot im Gesicht, Kindchen. Ich nehme an, es ist der Cognac.«

8
     
     
     
     
     
    J ojo nahm seine Rolle als Stellvertreter des Generals sehr ernst und genoß die — für ihn ungewohnte — Erfahrung, sein Hirn zu gebrauchen, während er die körperlich ansü engenden Arbeiten auf dem chantier verrichtete. Sie waren praktisch abgeschlossen — wieder einmal ein altes, heruntergekommenes Bauernhaus renoviert, und nun sah sich sein patron nach dem nächsten Auftrag um. Er würde schon etwas finden, dieser Fonzi, das war ihm bisher immer gelungen. Er kannte alle Architekten der Gegend und genoß ihr Vertrauen. Schließlich war er einer der

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