Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Hotel Pastis

Hotel Pastis

Titel: Hotel Pastis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Mayle
Vom Netzwerk:
es um Millionensummen ging.
    Ziegler war zufrieden, daß er Simon gebührend hatte warten lassen, und beendete sein Telefonat. Er stand auf, strich das Revers seines grauen Seidenanzugs glatt, unter dem sich — wie in letzter Zeit häufig — breite rote Hosenträger verbargen. Zehn Zentimeter größer und zehn Kilo leichter hätte er gutgekleidet ausgesehen. Wie Simon auffiel, hatte er es aufgegeben, sich Koteletten wachsen zu lassen, und sein dünnes, rotblondes Haar lag glatt an der Kopfhaut an. Mit seinen kalten grauen Augen fixierte er Simon, während sich das Gesicht zu einer Art Lächeln verzog.
    »So, da sind Sie also. Wie war der Flug?«
    »Nicht schlecht. Jedenfalls schnell.«
    »Das muß er auch. Die verdammte Sardinenbüchse. Okay, genug geplaudert. Parker wird in ein paar Stunden hier eintreffen, und ich muß Sie in die Details einweihen.« Ziegler begann, vor seinem Schreibtisch auf und ab zu gehen. »Wir haben ihn zu neunundneunzig Prozent in der Tasche. Solange er mit Europa zufrieden ist, machen wir nach meinen Informationen das Rennen — dreihundert Millionen, vielleicht sogar mehr, wenn wir es schaffen, daß er Heinz fallen läßt. Um diese Größenordnung dreht es sich.«
    »Was ist das für ein Typ, dieser Parker?«
    »Ich habe ihn nie kennengelernt. Wir haben miteinander telefoniert, aber verhandelt habe ich mit seiner Marketingabteilung. Man munkelt, daß er sich mit Werbeagenten nicht gern abgibt. Aber dazu kommen wir gleich.« Ziegler hielt inne und hob einen dicken Aktenordner hoch, den er dann wieder auf den Tisch plumpsen ließ. »Sie haben doch das Briefing gelesen, nicht wahr? Dann wissen Sie ja, daß er vor vierzig Jahren mit einem kleinen Laden in Texas angefangen hat. Heute rechnet ihn Fortune zu den fünfhundert reichsten Männern der Welt, und er steigt von Jahr zu Jahr weiter auf. Der Kerl ist gerissen. Am Telefon macht er auf netter Kumpel aus der Provinz, trägt wahrscheinlich schmale Krawatten und diese doofen Hüte. Aber er hat ein paar ziemlich schwierige Firmen übernommen und nie den kürzeren gezogen. So, und jetzt kommt die Psychologie-Stunde.«
    Simon zündete sich eine Zigarette an und sah, wie sich ein angewiderter Ausdruck auf Zieglers Gesicht abzeichnete. Ziegler stand jeden Morgen um sechs Uhr auf, um sich in seinem Fitneßraum zu schinden, und nur das bewahrte ihn vor einer korpulenten Erscheinung. Es gefiel ihm, wenn man seinen Bizeps anfaßte, und er glaubte fest an die Theorie, daß Lungenkrebs bis auf zwei Meter Nähe ansteckend sein konnte.
    »Himmel, ich verstehe gar nicht, wie Sie dieses Zeug rauchen können. Wissen Sie, was Sie sich damit antun? Na, sterben Sie wenigstens nicht heute nachmittag, dann bin ich schon zufrieden.«
    »Ich bin gerührt, Bob. Was war das mit der Psychologie?«
    »Genau, das ist sehr wichtig. Nach allem, was ich gehört habe, gefällt Parker sich in der Rolle eines einfachen Mannes ohne Flausen im Kopf. Außerdem legt er Wert darauf, daß er nicht nur Amerikaner, sondern auch Texaner ist. Können Sie mir folgen?«
    »Was meinen Sie?«
    Ziegler seufzte. »Ich werde es Ihnen wohl erklären müssen. Meiner Meinung nach hält er die meisten Leute in der Werbebranche für getarnte Ballettänzer und Europa für ein Provinznest voller Spinner.«
    Simon stellte sich Ziegler in Strumpfhosen vor, verschluckte sich an seinem Zigarettenrauch und hustete. Ziegler schüttelte den Kopf. »Sehen Sie, das sind die Lungen. Wie auch immer, Sie verstehen, was ich meine. Kein europäisches Klugscheißergewäsch über unterschiedliche kulturelle Werte und so, klar? Was zieht, ist die McDonald’s-Masche — amerikanische Qualität, amerikanische Werte, amerikanische Leistungsfähigkeit, amerikanisches...« Ziegler suchte nach einem weiteren Wort, das in seinen Tugendkatalog paßte.
    »Geld?«
    »Geld, aber hallo! Wissen Sie überhaupt, was das für Ihren Umsatz bedeutet? Für den Börsenpreis? Für Ihr persönliches Nettoeinkommen? Dafür kriegen Sie so viele Havannas, daß Sie sich zu Tode paffen können.«
    »Wissen Sie was, Bob? Manchmal zeigen Sie mir wirklich nur Ihre Schokoladenseite.«
    Zieglers Augen verengten sich zu Schlitzen und funkelten ihn böse an. »Albern Sie nicht herum, Simon. Ich habe monatelang an dieser Sache gearbeitet, und ich möchte sie mir nicht durch irgendwelche spitzen Bemerkungen Ihrerseits vermasseln lassen. Sparen Sie sich Ihre Witze auf, bis Sie das nächste Mal zum Tee bei der Queen sind.«
    Ziegler marschierte weiter

Weitere Kostenlose Bücher