Hotel Pastis
physischen Anstrengung eintritt. Und während die Flasche marc die Runde machte, tauschten sie Erinnerungen an brennende Lungen und schmerzende Beine aus.
»Ihr seid alle wie die Champions gefahren.« Der General nahm einen Schluck aus der Flasche und wischte sich den Schnauzbart ab. »Und ich verspreche euch, daß es nächstes Mal schon besser geht.«
Fernand hustete nach einem Zug an seiner Zigarette. »War das etwa schon die erfreuliche Nachricht?«
»Nein. Die gute Nachricht lautet, daß ich der Caisse d’Epargne einen kleinen Besuch abgestattet habe. Ich habe ein Tresorfach gemietet und mich ein bißchen umgesehen.« Er blickte in ihre Gesichter und lächelte, als er sah, wie Claude mit der Flasche marc vor dem offenen Mund erstarrte. »C’est normal, non? Schließlich möchte ich nicht, daß ihr irgendwelche bösen Überraschungen erlebt.«
»Er hat recht«, meinte Jojo, als ob er schon die ganze Zeit Bescheid gewußt hätte. »C’est normal. Tout à fait.«
Der General zog die Skizzen und Aufzeichnungen hervor, die er angefertigt hatte. »Also...«
Eine halbe Stunde später, als sie die Scheune verschlossen hatten und jeder seiner Wege ging, achteten sie kaum auf den allmählich beginnenden Muskelkater in ihren Beinen. Dieser Vormittag hatte ihre Moral gestärkt. Das sonntägliche Mittagessen würde ihnen gut bekommen.
London versank immer mehr in Vorweihnachtsstimmung. Der Verkehr staute sich in den Straßen, und die Taxifahrer hielten ihre üblichen Klagemonologe. Als Reaktion auf die zahlreichen Menschen aus den Vororten, die mit dem Zug zum Einkaufen in die Stadt kamen, schränkte die britische Eisenbahn ihre Dienstleistungen ein. Ein Ladendieb wurde gefaßt, als er mit zwei Anzügen am Leib aus Harrods hinausspazieren wollte, und ein Mann wurde wegen Körperverletzung verhaftet, als er versuchte zu verhindern, daß die Polizei an seinem Auto Parkkrallen anbrachte. Das Fest der Liebe und der Freude warf seine vielversprechenden Schatten voraus.
Im Hauptquartier der Shaw Group kämpften die leitenden Angestellten mannhaft gegen Verdauungsstörungen, während sie sich durch die Liste der vorgeschriebenen Weihnachtsessen mit ihren Kunden arbeiteten. Die Agentur hatte ein außerordentlich gutes Jahr hinter sich, und Überlegungen, wesentlich höhere Gehälter zu zahlen und größere Autos anzuschaffen, hatten in den Büros eine Atmosphäre froher Erwartung geschaffen. Jordan, der nach Simons Andeutung auf künftige Veränderungen besonders große Hoffnungen hegte, hatte beschlossen, die Probe aufs Exempel zu machen, und schlenderte durch den Flur zu Simons Büro, ausgerüstet mit einzelnen Informationen über das, was er sich als Weihnachtsbonus erhoffte.
»Haben Sie ‘ne Minute Zeit, alter Junge?«
Simon bat ihn herein. »Lassen Sie mich nur noch das hier abhaken, dann bin ich ganz Ohr für Sie.« Er Unterzeichnete ein halbes Dutzend Briefe und schob sie dann beiseite. »So.« Als er sich zurücklehnte, wäre er beinahe zusammengezuckt angesichts der breiten kreideweißen Streifen, die auf dem Dunkelblau von Jordans Anzug zu vibrieren schienen.
»Habe neulich zufällig einen Kerl getroffen«, begann Jordan, »der mich auf eine ziemlich gute Sache gebracht hat.« Er knallte einen Prospekt auf den Tisch und vertiefte sich in die Auswahl einer Zigarette, während Simon die Hochglanzseiten umblätterte.
Jordan klopfte mit den Fingern auf das Ende der Zigarette, bevor er sie anzündete. »Großartiges Biest, nicht wahr? Bentley Mulsanne Turbo, mit allem Drum und Dran.«
»Nettes Auto, Nigel.« Simon nickte. »Sehr praktisch fürs Land. Und für wieviel sind diese Dinger zu haben?«
»Ungefähr für das, was man für eine nette kleine Wohnung in Fulham hinlegt — das heißt, falls man überhaupt einen bekommt. Die Warteliste für dieses Modell ist ellenlang. Eine wirklich gute Investition. Wertsteigerung inbegriffen, Sie verstehen?« Er blies Rauchringe in die Klimaanlage.
Simon lächelte. Wie einfach es doch war, Leute wie Jordan glücklich zu machen. »Wenn ich richtig verstehe, denken wir daran zu investieren?«
»Nun, darauf wollte ich gerade zu sprechen kommen. Dieser Kerl, den ich zufällig getroffen habe, hat gerade einen schweren Schlag einstecken müssen. Ein Kunde hat vor achtzehn Monaten so einen Wagen geordert — einer von diesen hohen Tieren bei Lloyds, stellen Sie sich vor — und jetzt steht ihm das Wasser bis zum Hals.«
»Und er kann den Wagen nicht mehr
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