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Hotel Pastis

Hotel Pastis

Titel: Hotel Pastis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Mayle
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bezahlen?«
    »Der arme Bursche wird froh sein, wenn er seine Manschettenknöpfe behalten kann.« Jordan machte eine Pause und blickte sehr ernst. »Heikle Geschäfte, unübersehbare Schulden.« Doch schon war der Augenblick des Mitgefühls auch wieder vorbei. »Jedenfalls ist der Kerl bereit, bei einem schnellen Verkauf um zehntausend runterzugehen.«
    Simon drehte den Prospekt um, fand auf der Rückseite die Telefonnummer des Händlers und nahm den Telefonhörer ab. »Guten Morgen. Sie haben, soviel ich weiß, einen Benüey Mulsanne in Ihrem Ausstellungsraum stehen?« Er lächelte Jordan zu. »Ja, genau den. Mr. Jordan wird heute nachmittag mit einem Scheck vorbeikommen. Und füllen Sie bitte ein bißchen Sprit für ihn ein, ja? Danke.«
    Jordans Gesichtszüge mußten sich erst von dieser Überraschung erholen. »Nun, alter Junge, ich muß sagen, das ist...« Simon winkte ab. »Was haben wir von einem guten Jahr, wenn wir uns nicht ein paar kleine Freuden gönnen?« Er stand auf und sah auf seine Uhr, während Jordan den Prospekt wieder an sich nahm. »Ich wollte Sie noch etwas fragen — was machen Sie über Weihnachten?«
    »Pflichtbesuche, fürchte ich. Die Schwiegereltern fallen in Wiltshire ein. Er wird sich über den Aktienmarkt und seine Gicht auslassen, und sie wird den ganzen Tag Bridge spielen wollen. Wenn ich Glück habe, komme ich gerade noch dazu, ein bißchen zu jagen.«
    »Hoffentlich niemanden aus der Familie.«
    »Wäre sehr verlockend, alter Junge, sehr verlockend. Besonders die alte Ziege.«
    Als Jordan Simons Büro verließ, warf er ihm noch einmal einen Blick zu. Er sah unbeschwert und munter aus, und Simon fragte sich, ob er wohl die Geduld aufbrachte, bis zum Nachmittag zu warten, um den Benüey abzuholen. O Gott, wieviel Geld die Agentur doch für Autos ausgab.
    Das Telefon summte. »Mr. Shaw? Mr. Ashbys Sekretärin ist am Apparat.«
    Simon brauchte ein paar Sekunden, bis ihm wieder einfiel, daß Mr. Ashby der Chef der Gummibarone war, ein Mann, der sich am Telefon offensichtlich gern an die Etikette hielt, indem er Simon — den Lieferanten und daher Zweitrangigen — warten ließ, bis er — der Kunde und daher Boß — berei t war zu sprechen. »Okay, Liz. Stellen Sie durch.«
    »Mr. Shaw? Mr. Ashby möchte Sie sprechen.« Simon sah auf seine Armbanduhr und zählte die Sekunden, die er warten mußte. Der Anruf war ein gutes Zeichen, denn mögliche Kunden griffen selten zum Telefon, wenn sie schlechte Nachrichten hatten; die teilten sie lieber schriftlich mit.
    »Wie geht’s Ihnen, Mr. Shaw? Ich hoffe, Sie freuen sich schon auf die Feiertage.«
    »Nicht schlecht, danke. Und Ihnen?«
    »Nun, zu dieser Jahreszeit haben wir ja immer viel zu tun.«
    Simon erinnerte sich vage daran, daß das Kondomgeschäft kurz vor Weihnachten seinen Höhepunkt erlebte, wahrscheinlich, weil eine Woge der Libido durch die Nation ging, hervorgerufen durch Büropartys und dem damit verbundenen erhöhten Alkoholgenuß. »Ja, ich schätze mich glücklich, sagen zu können, daß wir voll ausgelastet sind. Und ich freue mich auch, Ihnen mitteilen zu können, daß der Condom Marketing Board beschlossen hat, Ihrer Agentur mit Wirkung vom ersten Januar den Zuschlag zu geben.«
    »Das sind ja wunderbare Nachrichten, Mr. Ashby. Ich bin außerordentlich erfreut, und meine Kollegen werden sich sicher ebenfalls freuen. Gerade den Werbespot, den sie für Sie entworfen haben, fanden sie sehr faszinierend.«
    »Ach ja?« Mr. Ashby schwieg einen Augenblick. »Nun, wir sollten uns noch ein bißchen darüber unterhalten, sobald wir die Feiertage hinter uns haben. Einige von unseren Leuten haben nämlich das Gefühl, daß... nun, er ist ein bißchen gewagt.« Simon mußte schmunzeln. Wer wagt, gewinnt.
    Ashby beeilte sich jedoch, weiterzusprechen. »Na ja, das können unsere Leute mit Ihren ausdiskutieren. Das Entscheidende ist, daß wir alle sehr beeindruckt waren von Ihren Vorschlägen. Eine sehr solide Arbeit. Und dann natürlich die Erfahrung, die Ihre Agentur in die Waagschale werfen kann.« Simon hatte schon öfter das Grabesläuten für eine Werbekampagne vernommen, und jetzt hörte er es wieder. Aber das kümmerte ihn nicht. Er würde längst über alle Berge sein, wenn die Kollegen sich mit den Auftraggebern auseinandersetzten. »Ich bin sicher, daß wir sämtliche Probleme der gestalterischen Umsetzung aus der Welt schaffen können, Mr. Ashby. Nur wenige Werbekampagnen sind von Anfang an ausgereift.«
    »Hervorragend,

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