Hotel
seinem Versteck kommt, sind wir bereit. Wir sind eben dabei, zwölf Staaten zu alarmieren.«
»Dann nehmen Sie die Sache also ernst?«
»Freilich.« Der Kriminalbeamte wies auf das Telefon. »Einer der Gründe für den Anruf eben war, mir mitzuteilen, daß der Bericht vom staatlichen Laboratorium über Glassplitter und einen Blendring, den unsere Leute letzten Montag am Unfallort fanden, endlich vorliegt. Es handelt sich um ein ausländisches Fabrikat, deshalb dauerte es so lange. Aber jetzt wissen wir, daß Splitter und Blendring von einem Jaguar stammen.«
»Kann man das wirklich so genau feststellen?«
»Wir können noch mehr, Mr. McDermott. Falls wir an den Wagen rankommen, mit dem die Frau und das Kind getötet wurden, können wir sogar beweisen, daß es gerade dieser war.«
Captain Yolles stand auf, und Peter geleitete ihn ins äußere Büro. Dort fand er zu seiner Verwunderung Herbie Chandler vor, bis ihm einfiel, daß er den Chefportier selber herbestellt hatte. Nach den Ereignissen des Nachmittags war er versucht, die vermutlich höchst unerfreuliche Unterredung zu verschieben, sagte sich dann jedoch, daß mit dem Aufschub nichts gewonnen war.
Er sah, daß der Kriminalbeamte und Chandler Blicke wechselten.
»Gute Nacht, Captain«, sagte Peter, und es bereitete ihm ein boshaftes Vergnügen, das ängstliche Zucken auf Chandlers Wieselgesicht zu beobachten. Sobald der Kriminalbeamte gegangen war, winkte Peter den Chefportier in das innere Büro.
Er schloß eine Schublade seines Schreibtisches auf, nahm die Mappe mit den schriftlichen Erklärungen der vier Jugendlichen heraus und überreichte sie Chandler.
»Ich glaube, das wird Sie interessieren. Für den Fall, daß Sie auf dumme Gedanken kommen, das sind Fotokopien. Die Originale habe ich sicher verwahrt.«
Chandler machte eine Duldermiene und begann zu lesen. Je weiter er kam, desto fester preßte er die Lippen aufeinander, und einmal schnappte er vernehmlich nach Luft. Gleich darauf murmelte er: »Schufte!«
»Sie meinen, weil die vier Sie als Zuhälter bloßgestellt haben?«
Der Chefportier errötete und legte die Blätter weg. »Was werden Sie tun?«
»Am liebsten würde ich Sie auf der Stelle rausschmeißen. Weil Sie aber schon so lange hier sind, werde ich Mr. Trent informieren und ihm die Entscheidung überlassen.«
Chandler fragte mit winselnder Stimme: »Können wir nicht noch ein bißchen darüber reden, Mr. Mac?«
Als eine Antwort ausblieb, fing er wieder an: »Mr. Mac, in so einem Haus geht eine Menge vor …«
»Falls Sie mir für die Tatsachen des Lebens die Augen öffnen wollen – ich meine Callgirls und all die anderen dunklen Nebengeschäfte –, dann bezweifle ich, ob Sie mir darüber etwas Neues sagen können. Aber ich weiß noch etwas anderes, und Sie dürften’s auch wissen: gewisse Dinge kann die Hotelleitung nicht dulden – beispielsweise die Vermittlung von Frauen an Minderjährige.«
»Mr. Mac, könnten Sie nicht, wenigstens dies eine Mal, Mr. Trent aus dem Spiel lassen? Könnten wir die Sache nicht vielleicht unter uns abmachen?«
»Nein.«
Der Blick des Chefportiers huschte unruhig durch den Raum und heftete sich dann wieder abschätzend auf Peter. »Mr. Mac, falls gewisse Leute ein Auge zudrücken würden …« Er verstummte.
»Ja.«
»Also manchmal kann sich das auszahlen.«
Neugier veranlaßte Peter zum Schweigen.
Chandler zögerte und knöpfte dann bedächtig eine Tasche seiner Uniformjacke auf. Er fischte einen zusammengefalteten Umschlag heraus, den er auf den Schreibtisch legte.
»Lassen Sie mich das mal sehen«, sagte Peter.
Der Chefportier schob ihm den Umschlag herüber. Er war offen und enthielt fünf Einhundert-Dollar-Noten. Peter inspizierte sie neugierig.
»Sind sie echt?«
»Und ob die echt sind!« Chandler grinste selbstgefällig.
»Ich wollte nur wissen, wie hoch Sie mich einschätzen.« Peter warf ihm das Geld wieder zu. »Stecken Sie’s ein und verschwinden Sie.«
»Mr. Mac, wenn Sie finden, daß es zu wenig –«
»Raus!« Peter sprach leise. Er erhob sich halb aus seinem Sessel. »Verschwinden Sie, bevor ich Ihnen Ihren dreckigen Hals umdrehe.«
Als Chandler das Geld an sich nahm und hinausging, war sein Gesicht eine haßerfüllte Maske.
Sobald er allein war, plumpste Peter in seinen Sitz zurück. Die Unterredungen mit dem Kriminalbeamten und mit Chandler hatten ihn ermüdet und deprimiert. Die zweite hatte ihn stärker mitgenommen, vermutlich, weil die angebotene
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