Hotel
sprießen. Um sie herum hoben schwitzende Küchenhelfer, inmitten von Dampf und Siedehitze, Servierbretter, Pfannen und Kessel, während andere unbekümmert Servierwagen vor sich her schoben; sie alle und auch die hin und her eilenden Kellner, die ihre Tabletts hoch über den Köpfen balancierten, führten umeinander einen wahren Eiertanz auf. Auf dampfbeheizten Tischen wurden die Essensportionen ausgeteilt und für die Weiterbeförderung in die Speisesäle angerichtet. Bestellungen à la carte und von Gästen, die in ihrem Zimmer dinierten, wurden von rührigen Köchen fertiggemacht, die mit ihren Händen überall zugleich zu sein schienen. Kellner lungerten herum, monierten ihre Bestellungen und wurden angebrüllt. Andere Kellner trabten mit beladenen Tabletts an den zwei gestrengen Kontrolleurinnen vorbei, die vor erhöhten Registrierkassen thronten. In der Suppenabteilung stieg Dampf aus riesigen brodelnden Kesseln. Nur ein paar Meter weiter arrangierten zwei Spezialisten mit geschickten Fingern Appetithappen und heiße Hors d’œuvres. Hinter ihnen beaufsichtigte ein besorgter Pastetenbäcker die Desserts. Gelegentlich, wenn Ofentüren aufgerissen wurden, huschte ein Widerschein der Flammen über konzentrierte Gesichter. Alles beherrschend jedoch war das ohrenbetäubende Klappern von Geschirr, der einladende Geruch von Essen und der starke Duft frisch aufgebrühten Kaffees.
»Wenn wir am meisten zu tun ‘aben, Monsieur, fühlen wir uns am wohlsten. Oder so sollte es jedenfalls sein.«
»Ich habe Ihren Bericht gelesen.« Peter gab dem Souschef den Umschlag zurück und folgte ihm dann in das verglaste Büro, in das der Lärm nur gedämpft hineindrang. »Ihre Ideen gefallen mir. Mit einigen Punkten bin ich zwar nicht ganz einverstanden, aber es sind nicht viele.«
»Ein Disput wäre gut, wenn danach die Tat folgen würde.«
»Damit ist vorläufig nicht zu rechnen. Wenigstens nicht so, wie Sie es im Sinn haben.« Peter wies darauf hin, daß zunächst einmal die Zukunft des Hotels entschieden werden müßte, bevor man überhaupt an Reorganisation denken könnte.
»Vielleicht müssen mein Plan und ich woanders ‘in gehen. N’importe pas.« André Lémieux zuckte mit den Schultern und fügte dann hinzu: »Monsieur, ich wollte gerade oben nach dem Rechten sehen. Möchten Sie mich nicht begleiten?«
Da Peter ohnehin vorgehabt hatte, die Kongreßsäle zu besuchen, beschloß er kurzerhand, seine Inspektionstour mit ihnen zu beginnen. »Ja, danke. Ich komme mit.«
Sie fuhren in einem Personalaufzug zwei Etagen höher und gelangten in eine Küche, die der Hauptküche unten in beinahe jeder Hinsicht glich. Von hier aus konnten etwa zweitausend Mahlzeiten auf einmal für die drei Kongreßsäle des St. Gregory und das Dutzend privater Speisezimmer angerichtet werden. Das Tempo war im Augenblick genauso rasant wie unten.
»Wie Sie wissen, Monsieur, ‘aben wir ‘eute abend zwei große Banketts. Im Großen Ballsaal und in der Bienvillealle.«
Peter nickte. »Ja, der Zahnärztekongreß und Gold Crown Cola.« Den angerichteten Platten, die die lange Küche wie am laufenden Band nach entgegengesetzten Seiten verließen, entnahm er, daß die Zahnärzte als Hauptgang gebratenen Truthahn, die Cola-Verkäufer Flunder sauté hatten. Gruppen von Köchen und Gehilfen machten beides zurecht, teilten in maschinenförmigem Rhythmus Gemüse aus, deckten die gefüllten Platten zu und luden sie mit der gleichen Bewegung auf die Tabletts der Kellner.
Neun Platten auf einem Tablett – so viele Tagungsmitglieder saßen an einem Tisch. Zwei Tische pro Kellner. Das Menü hatte vier Gänge, hinzu kamen noch Brötchen, Butter, Kaffee und petits fours. Peter rechnete aus, daß jeder Kellner mindestens zwölf schwer beladene Tabletts schleppen mußte; höchstwahrscheinlich sogar mehr, falls die Gäste anspruchsvoll waren, oder, wie es bei starkem Andrang zuweilen geschah, falls ihnen Extra-Tische zugeteilt wurden. Kein Wunder, daß manche Kellner am Ende des Abends erschöpft aussahen.
Weniger erschöpft würde vielleicht der maître d’hôtel sein, würdig und makellos wie immer in Frack und weißer Schleife. Im Augenblick stand er wie ein Verkehrspolizist mitten in der Küche und dirigierte den Strom der Kellner in beiden Richtungen. Als er André Lémieux und Peter erblickte, trat er auf sie zu.
»Guten Abend, Chef; Mr. McDermott.« Obwohl Peter in der Hotelrangliste höher stand als die zwei anderen, wandte sich der maître
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