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Hotel

Hotel

Titel: Hotel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arthur Hailey
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herum. Ihre Beine wurden noch immer fest heruntergedrückt, aber Dixons Hand auf ihrem Gesicht bewegte sich, und eine andere schob sich an ihre Stelle. Das war eine günstige Gelegenheit. Als die neue Hand sich über ihren Mund legte, biß Marsha mit aller Kraft zu. Ihre Zähne gruben sich in Fleisch und stießen auf den Knochen.
    Ein Schmerzensschrei gellte, und die Hand verschwand.
    Marsha holte tief Luft und kreischte. Sie kreischte dreimal und schloß mit dem verzweifelten Ruf: »Hilfe! Bitte, zu Hilfe!«
    Erst beim letzten Wort schlug ihr Stanley mit der Hand so derb auf den Mund, daß ihr fast die Sinne schwanden. »Du Blödian!« hörte sie ihn knurren. »Du verdammter Idiot!«
    »Aber sie hat mich gebissen!« Der Junge wimmerte vor Schmerz. »Die Schlampe hat mich in die Hand gebissen!«
    Dixon sagte wütend: »Was hast du erwartet? Daß sie dir die Hand küßt? Jetzt kriegen wir das ganze gottverdammte Hotel auf den Hals!«
    »Los, hauen wir ab!« drängte Lyle Dumaire.
    »Haltet den Rand!« kommandierte Dixon. Die vier Jungen lauschten stumm.
    »Es rührt sich nichts«, flüsterte Dixon. »Ich schätze, keiner hat was gehört!«
    Nun war alles aus, dachte Marsha trostlos. Tränen trübten ihr die Sicht. Alle ihre Kraft verließ sie. Sie war nicht mehr imstande, weiterzukämpfen.
    Jemand klopfte an die äußere Tür. Drei energische kurze Schläge.
    »Verdammt!« flüsterte einer von den Jungen. »Man hat uns doch gehört.« Er fügte mit einem Ächzen hinzu: »O Gott – meine Hand!«
    »Was machen wir jetzt?« fragte ein anderer nervös.
    Das Klopfen wurde wiederholt, diesmal noch energischer.
    Nach einer Pause rief eine Stimme von draußen: »Öffnen Sie bitte die Tür. Ich habe jemanden um Hilfe rufen hören.« Der Mann sprach mit einem weichen südlichen Akzent.
    Lyle Dumaire wisperte: »Es ist nur einer, und er ist allein. Vielleicht können wir ihn abwimmeln.«
    »Gute Idee! Ich gehe«, flüsterte Dixon. Er fügte leise hinzu: »Haltet sie ja fest. Sie darf keinen Mucks von sich geben.«
    Eine andere Hand legte sich über Marshas Mund, und ein anderer Arm umklammerte ihren Leib.
    Ein Schloß klickte; eine Tür öffnete sich quietschend. »Oh!« sagte Stanley Dixon, als wäre er überrascht.
    »Verzeihen Sie, Sir. Ich bin ein Angestellter des Hotels.«
    Das war die Stimme, die sie einen Moment früher gehört hatten. »Ich kam zufällig vorbei und hörte jemanden schreien.«
    »Kamen zufällig vorbei, eh?« wiederholte Dixon in seltsam feindseligem Ton. Dann, als hielte er es für besser, die Form zu wahren, fügte er freundlicher hinzu: »Na, jedenfalls vielen Dank. Das war bloß meine Frau. Sie hat sich vor mir schlafen gelegt und hat schlecht geträumt. Aber sie ist wieder ganz in Ordnung.«
    »Nun …« Der andere schien zu zögern. »Wenn Sie sicher sind, daß es sonst nichts war.«
    »Natürlich. Hat gar nichts zu bedeuten. Es ist nur eins von den Dingen, die dann und wann mal passieren.« Er wirkte überzeugend und war Herr der Lage. Marsha wußte, daß sich die Tür gleich wieder schließen würde.
    Seit sie sich entspannt hatte, war ihr aufgefallen, daß sich auch der Druck auf ihrem Gesicht vermindert hatte. Nun raffte sie ihre letzten Kräfte zusammen, bog sich seitwärts und bekam ihren Mund einen Moment lang frei. »Hilfe!« rief sie. »Glauben Sie ihm nicht! Bitte, helfen Sie mir!« wieder wurde sie brutal am Weitersprechen gehindert.
    Draußen entspann sich ein scharfer Wortwechsel. »Lassen Sie mich hinein«, sagte der Unbekannte.
    »Das ist ein privater Raum. Ich sagte Ihnen doch schon, daß meine Frau unter Alpdrücken leidet.«
    »Tut mir leid, Sir, aber ich glaube Ihnen nicht.«
    »Na schön, kommen Sie rein.«
    Als wollten sie kein Zeugnis gegen sich selbst ablegen, zogen sich die Hände von Marshas Körper zurück. Sobald sie frei war, rollte sie herum, richtete sich halb auf und blickte zur Tür. Ein junger Neger kam herein. Er schien Anfang der Zwanzig, hatte ein intelligentes Gesicht, war anständig angezogen und trug das kurze Haar gescheitelt und glatt gebürstet.
    Er durchschaute die Situation sofort und sagte streng: »Lassen Sie die junge Dame gehen.«
    »Seht euch das an, Jungs«, sagte Dixon. »Seht bloß mal, wer uns hier Befehle geben will.«
    Marsha nahm undeutlich wahr, daß die Tür zum Korridor noch immer leicht offenstand.
    »Okay, Nigger«, schnarrte Dixon, »du hast’s so gewollt.« Seine rechte Faust schnellte fachgerecht nach vorn; er übertrug die ganze

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