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Hotel

Hotel

Titel: Hotel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arthur Hailey
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ernstliche Schwierigkeiten.
    Es gab keinen kläglicheren Moment im Leben eines Hoteldirektors, als wenn er empörten Möchtegern-Gästen, die bestätigte Reservierungen hatten, erklären mußte, daß keine Zimmer mehr frei waren. Es schmerzte ihn als Mitmensch und auch, weil er sich voller Verzweiflung darüber klar war, daß die Leute, die er wegschickte, nie wieder – wenn es sich irgendwie vermeiden ließ – zu ihm zurückkommen würden.
    Peter hatte seine schlimmste Erfahrung auf diesem Gebiet gemacht, als ein Bäckerkongreß beschloß, einen Tag länger in New York zu bleiben, damit einige seiner Teilnehmer eine Dampferpartie machen und Manhattan im Mondschein genießen konnten. Zweihundertfünfzig Bäcker mit ihren Frauen verlängerten ihren Aufenthalt, unseligerweise, ohne das Hotel darüber zu informieren, das fest mit ihrer Abreise rechnete, weil es die Zimmer für einen Ingenieurkongreß brauchte. Bei der Erinnerung an das entsetzliche Durcheinander lief Peter noch jetzt ein kalter Schauer über den Rücken. In der Hotelhalle hatten Hunderte von erbosten Ingenieuren mitsamt Frauen Lager bezogen, und viele von ihnen schwenkten Vorbestellungen, die schon zwei Jahre vorher eingereicht worden waren. Da auch die anderen Hotels der Stadt überfüllt waren, wurden die Neuankömmlinge schließlich auf Motels in den New Yorker Außenbezirken verteilt, bis zum nächsten Tag, an dem die Bäcker unschuldig und ahnungslos das Feld räumten. Das Hotel aber mußte nicht nur die enormen Taxispesen der Ingenieure bezahlen, sondern auch eine beträchtliche Summe in bar, um einen Prozeß zu vermeiden, und verlor dabei mehr, als die beiden Kongresse eingebracht hatten.
    Warren Trent zündete sich eine Zigarre an und bot McDermott mit einer Handbewegung Zigaretten an. Peter nahm sich eine und sagte: »Ich habe mit dem Roosevelt gesprochen. Falls wir heute abend ins Gedränge kommen, können sie uns mit etwa dreißig Zimmern aushelfen.« Diese Aussicht hatte etwas Tröstliches, dachte er – wie ein geheimer Trumpf, der aber nur im äußersten Notfall ausgespielt werden durfte. Selbst scharfe Konkurrenten halfen einander in so einer Krise, weil keiner wußte, wann er selbst in Bedrängnis geraten würde.
    »Gut«, sagte Warren Trent, eine Rauchwolke über sich. »Und wie sind die Aussichten für den Herbst?«
    »Enttäuschend. Ich habe Ihnen ein Memorandum geschickt über die zwei großen Gewerkschaftstagungen, die uns durch die Lappen gegangen sind.«
    »Warum?«
    »Auf den Grund habe ich Sie schon früher hingewiesen. Wir halten an der Rassentrennung fest. Damit verstoßen wir gegen das Bürgerrechtsgesetz, und das paßt den Gewerkschaften nicht.« Peter sah unwillkürlich zu Aloysius Royce hinüber, der gerade hereingekommen war und einen Stapel Zeitschriften ordnete.
    Ohne aufzublicken, sagte der junge Neger: »Bemühen Sie sich nicht, meine Gefühle zu schonen, Mistuh McDermott« – Royce sprach in dem gleichen übertriebenen Tonfall wie in der Nacht zuvor –, »wir Farbigen sind längst an so etwas gewöhnt.«
    Warren Trent, das Gesicht in nachdenkliche Falten gelegt, brummte verdrossen: »Spielen Sie nicht den Clown.«
    »Ja, Sir!« Royce ließ seine Arbeit im Stich und wandte sich den beiden anderen zu. Seine Stimme klang wieder normal. »Aber ich will Ihnen folgendes sagen: Die Gewerkschaften handeln so, weil sie ein soziales Gewissen haben. Und sie sind nicht die einzigen. Noch mehr Kongresse und auch ganz einfache Leute werden so lange wegbleiben, bis das St. Gregory und andere Hotels zugeben, daß die Zeiten sich geändert haben.«
    »Antworten Sie ihm«, sagte Warren Trent zu Peter McDermott und wies auf Royce. »Hier, in diesen vier Wänden, nehmen wir kein Blatt vor den Mund.«
    »Zufällig bin ich der gleichen Meinung wie er«, antwortete Peter ruhig.
    »Und warum, Mr. McDermott?« höhnte Royce. »Weil Sie denken, es ist besser fürs Geschäft? Weil’s Ihnen die Arbeit erleichtert?«
    »Das sind gute Gründe. Und wenn’s Ihnen Spaß macht, sie für die einzigen zu halten, dann hab’ ich nichts dagegen.«
    Warren Trent schlug mit der Hand heftig auf die Armlehne des Sessels. »Die Gründe sind unwichtig! Viel wichtiger ist, daß ihr verdammte Narren seid – alle beide.«
    Es war eine immer wieder auftauchende Frage. Obwohl in Louisiana Hotels, die zu Konzernen gehörten, die Rassentrennung schon vor Monaten nominell aufgehoben hatten, wehrten sich mehrere Unabhängige – angeführt von Warren

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