Hotel
ertragen hatte.
»Was für eine Idee, Baby?« fragte er.
»Laß mir deinen Zimmerschlüssel da. Du kannst dir im Hotel einen anderen geben lassen; sie haben immer welche in Reserve.« Sie knetete seinen Oberschenkel. »Sobald ich hier fertig bin, komm’ ich nach. Sorg nur dafür, daß ich nicht umsonst komme.«
»Keine Bange.«
»Okay. Gib mir den Schlüssel.«
Er holte ihn hervor, gab ihn aber nicht her.
»He«, sagte er zweifelnd, »legst du mich auch bestimmt nicht herein …«
»Aber nein, Süßer, ich werde fliegen, das verspreche ich dir.« Ihre Hand drückte wieder zu. Das widerliche Ferkel würde sich vermutlich in einer Minute die Hosen naß machen. »Schließlich, Stan, welches Mädel wäre nicht wild drauf?«
Er lieferte ihr den Schlüssel aus.
Bevor er es sich anders überlegte, hatte sie den Tisch verlassen. Den Rest konnte der Kellner erledigen, mit Hilfe eines Muskelmannes, falls Schlechter-Mundgeruch wegen der hohen Rechnung Schwierigkeiten machte. Aber er würde vermutlich wie ein Lamm bezahlen und nicht wiederkommen. Solche wie er kamen nie wieder.
Sie fragte sich, wie lange er in seinem Hotelzimmer wach liegen und auf sie warten, und wann er endlich begreifen würde, daß er vergebens hoffte, daß er sie nie wiedersehen würde, selbst wenn er für den Rest seines nutzlosen Lebens dort bliebe.
Etwa zwei Stunden später, am Ende eines Tages, der genauso trübselig verlaufen war wie die meisten anderen – nur daß er ihr ein bißchen mehr eingebracht hatte, und das war immerhin ein Trost –, verkaufte die breithüftige Blondine den Schlüssel für zehn Dollar an Keycase Milne.
MITTWOCH
1
Als ein neuer Morgen über New Orleans heraufdämmerte und den Himmel mit den ersten grauen Streifen sprenkelte, saß Keycase – erfrischt, wach und einsatzbereit – auf dem Bett in seinem Zimmer im St. Gregory.
Er hatte den Nachmittag des vergangenen Tages bis zum Abend fest durchgeschlafen. Dann hatte er vom Hotel aus einen kleinen Streifzug unternommen, von dem er gegen zwei Uhr nachts zurückgekehrt war. Danach hatte er wieder anderthalb Stunden geruht und sich pünktlich zur vorgesehenen Zeit erhoben. Er hatte sich rasiert, warm geduscht und schließlich den Hahn der Brause kalt aufgedreht. Unter dem eisigen Wasserstrahl prickelte seine Haut und begann zu glühen, als er sich kräftig abfrottierte.
Vor jedem professionellen Ausflug gehörte es zu seinem Ritual, frische Unterwäsche und ein reines gestärktes Oberhemd anzuziehen. Die angenehme Kühle der Wäsche vervollständigte gewissermaßen das Gefühl äußerster Anspannung, das wie eine Batterie seine Kraft speiste. Wenn ihn dennoch sekundenlang Zweifel beschlich, ein Anflug lähmender Angst beim Gedanken an die fünfzehn Jahre Gefängnis, die ihm bei der nächsten Verhaftung sicher waren –, dann verbannte er ihn energisch.
Der Gedanke, wie glatt die Vorbereitungen abgelaufen waren, verschaffte ihm mehr Befriedigung.
Seit seiner Ankunft hatte sich die Zahl der Schlüssel von drei auf fünf erhöht.
Einen davon hatte er am Abend zuvor auf die denkbar einfachste Art und Weise ergattert, indem er beim Empfang darum bat. Seine eigene Zimmernummer war 830. Er hatte den Schlüssel von 803 verlangt.
Bevor es soweit war, hatte er einige elementare Vorsichtsmaßregeln getroffen. Er hatte sich vergewissert, daß der Schlüssel von 803 an seinem Haken hing und daß das Fach darunter keine Post oder sonstige Nachrichten enthielt. In diesem Falle hätte er gewartet, da der Empfangschef beim Aushändigen der Post den Schlüsseleigentümer nach ihrem Namen zu fragen pflegte. So lungerte er nur herum, bis der Andrang vorm Empfang stärker wurde, und reihte sich dann in die Menschenschlange ein. Der Schlüssel wurde ihm ohne weiteres ausgeliefert. Wäre etwas schiefgegangen, so hätte er glaubhaft erklärt, daß er die beiden Nummern verwechselt habe.
Er sagte sich, daß die Mühelosigkeit, mit der sich alles abgewickelt hatte, ein gutes Omen sein mußte. Sobald die Angestellten am Empfang abgelöst worden waren, würde er sich noch die Schlüssel von Zimmer 380 und 930 besorgen.
Auch eine andere Schlüsselquelle hatte sich als ergiebig erwiesen. Vor zwei Nächten hatte er durch einen zuverlässigen Verbindungsmann gewisse Abmachungen mit einem Animiermädchen in der Bourbon Street getroffen. Sie hatte ihm den fünften Schlüssel gegeben, mit dem Versprechen, noch mehr zu liefern.
Nur der Bahnhof hatte sich – obwohl Keycase die
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