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Hotel

Hotel

Titel: Hotel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arthur Hailey
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wegzuschütten, und so blieben die Flaschen auf den Toilettentischen der geräumten Zimmer stehen.
    Wurden sie von einem Boy beim Hinausbefördern des Gepäcks bemerkt, dann kehrte der innerhalb weniger Minuten ins Zimmer zurück und kassierte die Hinterlassenschaft ein. Trugen die Gäste ihre Koffer selbst hinunter, dann pflegte das Zimmermädchen einem Boy Bescheid zu sagen, und der beteiligte sie dann schließlich an seinem Gewinn.
    Die Schnapsreste gelangten auf Umwegen in den Winkel eines Vorratsraumes im Souterrain, der privaten Domäne des Chefportiers. Er verdankte sie der Vermittlung eines Lagerverwalters, der seinerseits bei gewissen Diebereien von Herbie Chandler unterstützt wurde.
    Der Transport der Flaschen erfolgte für gewöhnlich in Wäschesäcken, mit denen Boys im Hotel herumwandern konnten, ohne Verdacht zu erregen. Die Vorräte, die sich innerhalb von zwei oder drei Tagen ansammelten, waren erstaunlich groß.
    Alle zwei oder drei Tage – wenn Kongresse im Hotel tagten sogar noch öfter – machte Herbie Chandler Inventur. Damit war er auch im Moment beschäftigt.
    Er sortierte sämtliche Ginflaschen aus und stellte sie zu einer Batterie zusammen. Dann wählte er zwei von den besseren Marken und füllte mit einem Trichter alle Reste hinein. Am Ende hatte er eine volle Flasche und eine dreiviertelvolle. Er versah beide mit einem Verschluß und stellte die zweite beiseite, um sie bei der nächsten Inventur aufzufüllen. Dieselbe Prozedur wiederholte er bei Bourbon, Scotch und Rye. Der Gesamtertrag belief sich schließlich auf sieben volle Flaschen und mehrere halbvolle. Einen Rest Wodka leerte er nach kurzem Zögern in die Ginflasche.
    Später, im Laufe des Tages, würden die sieben vollen Flaschen in einer Bar abgeliefert werden, die nur ein paar Blocks vom St. Gregory entfernt lag. Der Barbesitzer, an der Qualität seiner Ware nur mäßig interessiert, schenkte den Alkohol an seine Kunden aus und zahlte Herbie den halben Großhandelspreis. In regelmäßigen Abständen schüttete Herbie für alle jene, die im Hotel mit ihm zusammenarbeiteten, eine Dividende aus – zumeist eine so niedrige, wie er es gerade noch wagen konnte.
    In letzter Zeit waren die Geschäfte gut gegangen, und der Ertrag dieses einen Tages hätte Herbie froh gestimmt, wenn er nicht mit anderen Problemen beschäftigt gewesen wäre. Spät in der Nacht hatte Stanley Dixon angerufen. Der junge Mann hatte ihm seine Version von dem Telefongespräch mit Peter McDermott wiedergegeben und ihm auch erzählt, daß er und seine Freunde für vier Uhr nachmittags in McDermotts Büro verabredet wären. Dixon wollte vor allem von Herbie erfahren, wieviel McDermott eigentlich wisse.
    Diese Frage konnte Herbie Chandler nicht beantworten. Aber er riet Dixon, Diskretion zu wahren und nichts zuzugeben. Seitdem hatte er sich den Kopf darüber zerbrochen, was sich vor zwei Nächten in der Suite 1126-7 nun wirklich abgespielt hatte und wieweit der stellvertretende Direktor über Herbies Anteil an den Vorfällen im Bilde war.
    Es waren noch neun Stunden bis vier Uhr. Herbie ahnte, daß sie ihm endlos lang vorkommen würden.

 

    3
    Morgens pflegte Curtis O’Keefe meist erst zu duschen und danach zu beten. Diese Reihenfolge war sehr zweckmäßig, weil er dabei sauber vor Gott trat und außerdem in den zwanzig Minuten, die er, in einen Bademantel gehüllt, auf den Knien verbrachte, gründlich trocken wurde.
    Heller Sonnenschein fiel in die behagliche, klimatisierte Suite und erfüllte den Hotelier mit einem Gefühl des Wohlbefindens. Das Gefühl übertrug sich auf seine weitschweifigen Gebete, die dadurch etwas von einem intimen Gespräch von Mann zu Mann bekamen. Curtis O’Keefe vergaß jedoch nicht, Gott daran zu erinnern, daß er – O’Keefe – sich nach wie vor für das St. Gregory interessierte.
    Das Paar frühstückte in Dodos Suite. Dodo bestellte für beide, nachdem sie lange über einer Speisekarte gebrütet und endlos mit dem Zimmerservice telefoniert hatte, wobei sie ihre Anordnungen mehrmals völlig über den Haufen warf. Am meisten Kopfzerbrechen bereitete ihr diesmal der Fruchtsaft; sie konnte sich nicht entscheiden, welchen sie wählen sollte, und unterhielt sich mehrere Minuten lang mit ihrem unsichtbaren Gesprächspartner über den Qualitätsunterschied zwischen Ananas, Pampelmuse und Apfelsine. Curtis O’Keefe malte sich belustigt das Chaos aus, das dieser Anruf elf Stockwerke tiefer beim ohnehin überlasteten Zimmerservice

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