Hotel
einem bestimmten Grunde nicht. Schuld daran war ein staatliches Gesetz, nach dem für die Benutzung von einer der zwölf Toiletten keine Gebühren erhoben werden durften, und die Angewohnheit der sparsamen Farmarbeiter, da Schlange zu stehen, wo es nichts kostete. O’Keefe löste das Problem, indem er den Trunkenbold der Stadt anheuerte. Für zwanzig Cent die Stunde und eine Flasche billigen Wein hielt der Mann Tag für Tag beharrlich die gebührenfreie Toilette besetzt, woraufhin die Einnahmen bei den elf anderen ruckartig in die Höhe schnellten.
Curtis O’Keefe lächelte versonnen.
In der Halle herrschte nun reges Treiben. Eine Gruppe neuer Gäste war gerade eingetroffen und trug sich ein, während einige Nachzügler noch das Gepäck nachprüften, das von einem Flughafenbus abgeladen wurde. Vor dem Empfangstisch hatte sich eine kleine Schlange gebildet. O’Keefe blieb stehen und sah zu.
In diesem Moment bemerkte er etwas, das offenbar bis jetzt noch niemandem aufgefallen war.
Ein gut gekleideter Neger in mittleren Jahren kam, einen Koffer in der Hand, durch die Halle geschlendert, so unbekümmert, als machte er seinen nachmittäglichen Spaziergang. Er trat an den Empfangstisch, stellte seinen Koffer ab und reihte sich in die Schlange ein.
Der Wortwechsel, der wenig später folgte, war deutlich vernehmbar.
»Guten Morgen«, sagte der Neger. Seine Stimme – der Aussprache nach stammte er aus dem mittleren Westen – klang freundlich und kultiviert. »Ich bin Dr. Nicholas; Sie haben ein Zimmer für mich reserviert.« Während des Wartens hatte er seinen schwarzen Homburg abgenommen; sein sorgfältig gebürstetes Haar war eisengrau.
»Ja, Sir. Würden Sie sich bitte eintragen, Sir.« Der Angestellte am Empfang leierte sein Sprüchlein mechanisch herunter, ohne aufzublicken. Dann hob er den Kopf, und seine Miene erstarrte. Seine Hand schnellte vor und zog den Anmeldeblock zurück, den er dem Gast gerade erst hingeschoben hatte.
»Bedaure«, sagte er entschieden, »das Hotel ist besetzt.«
»Mein Zimmer ist bestellt«, erwiderte der Neger gelassen. »Ich besitze eine Bestätigung des Hotels.« Er zog seine Brieftasche heraus, aus der einige Papiere hervorragten, und nahm eines davon heraus.
»Tut mir leid, das muß ein Versehen sein.« Der Angestellte warf einen flüchtigen Blick auf den Brief, der vor ihm lag. »Wir haben im Moment einen Kongreß im Haus.«
»Ich weiß.« Der andere nickte; sein Lächeln war matter geworden. »Den Zahnärztekongreß. Ich gehöre nämlich dazu.«
Der Angestellte schüttelte den Kopf. »Bedaure, aber ich kann nichts für Sie tun.«
Der Neger steckte seine Brieftasche weg. »In diesem Fall möchte ich mit jemand anderem sprechen.«
Während des Gesprächs hatten sich weitere Neuankömmlinge an die Schlange vor dem Empfangstisch angeschlossen. Nun erkundigte sich ein Mann in einem Regenmantel ungeduldig: »Was ist los da vorn? Geht’s nicht bald weiter?« O’Keefe blieb wie angewurzelt stehen. Er hatte das Gefühl, in der nun von Menschen wimmelnden Hotelhalle ticke eine Zeitbombe, die jeden Moment explodieren würde.
»Sie können mit dem stellvertretenden Manager sprechen«, sagte der Angestellte und rief, sich über den Tisch beugend, mit schriller Stimme: »Mr. Bailey!«
Am entgegengesetzten Ende der Halle blickte ein ältlicher Mann von einem in einer Nische stehenden Schreibtisch hoch.
»Mr. Bailey, würden Sie bitte mal herüberkommen?«
Der stellvertretende Manager nickte und hievte sich mit einem Anflug von Müdigkeit aus seinem Sessel. Während er gemächlich herüberkam, breitete sich über sein faltiges, gedunsenes Gesicht das Lächeln des professionellen Begrüßers.
Ein alter Angestellter, dachte Curtis O’Keefe, dem man zum Lohn für langjährige treue Dienste hinter dem Empfangstisch einen Sessel und Schreibtisch in der Halle eingeräumt hatte, mit der Befugnis, geringfügige Probleme selbst zu lösen. Der Titel eines stellvertretenden Managers war hier, wie in den meisten Hotels, nur ein Zugeständnis an die Eitelkeit des Publikums; er sollte die Gäste zu dem Glauben verleiten, sie hätten es mit einer bedeutenden Persönlichkeit zu tun. Die wirklich wichtigen Leute befanden sich jedoch in den Verwaltungsbüros außer Sichtweite.
»Mr. Bailey, ich habe dem Gentleman hier bereits erklärt, daß das Hotel voll belegt ist.«
»Und ich habe darauf hingewiesen, daß mir das Hotel die Zimmerreservierung bestätigt hat.«
Der stellvertretende
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