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Hotel

Hotel

Titel: Hotel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arthur Hailey
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Habgier und der Gunst des Augenblicks erlegen. Das bedeutete natürlich, daß irgendwann im Laufe des Tages Alarm geschlagen werden würde. Es kam vor, daß Leute Geld verloren und nicht wußten, wie und wo, das Verschwinden von Wertgegenständen wies jedoch eindeutig auf Diebstahl hin. Die Möglichkeit einer prompten Polizeiaktion wurde dadurch größer und die Frist, die er sich gesetzt hatte, vermutlich kürzer. Vielleicht aber auch nicht. Er merkte, wie sein Selbstvertrauen zunahm und zugleich damit seine Bereitschaft, ruhig etwas zu riskieren, wenn es sein mußte.
    Unter seinen Habseligkeiten befand sich ein kleiner Vertreterkoffer, mit dem man in einem Hotel aus und ein gehen konnte, ohne Aufmerksamkeit zu erregen. Keycase packte die gestohlenen Dinge hinein und sagte sich, daß sie ihm bei einem zuverlässigen Hehler fraglos hundert Dollar einbringen würden, obwohl sie in Wirklichkeit viel mehr wert waren.
    Er wartete, bis das Hotel erwacht und die Halle einigermaßen belebt war. Dann fuhr er im Lift hinunter und begab sich mit dem Koffer zu einem Parkplatz an der Canal Street, wo er nachts zuvor seinen Wagen abgestellt hatte. Von dort fuhr er in gemächlichem Tempo zum Motel und seiner Kabine am Chef Menteur Highway. Unterwegs machte er einmal halt, hob die Kühlerhaube des Ford und mimte Motorschaden, während er seinen Kabinenschlüssel aus der Luftdüse des Vergasers herausfischte. Er blieb gerade lange genug im Motel, um die Wertsachen in einer anderen verschließbaren Tasche zu verstauen. Auf der Rückfahrt in die Stadt wiederholte er das kleine Spielchen mit dem Schlüssel. Nachdem er den Wagen – auf einem anderen Platz – geparkt hatte, befand sich weder an seiner Person noch in seinem Hotelzimmer auch nur der geringste Hinweis auf das Diebesgut.
    Ihm war so froh zumute, daß er einen Abstecher in die Cafeteria des St. Gregory machte, um zu frühstücken.
    Als er herauskam, erblickte er die Herzogin von Croydon.
    Sie war gerade dem Lift entstiegen. Die Bedlington-Terrier – drei auf der einen und zwei auf der anderen Seite – tollten ausgelassen vor ihr her und strebten wie feurige kleine Vorreiter dem Ausgang zu. Sie hielt sie fest und gebieterisch an der Leine, obwohl sie offensichtlich mit den Gedanken ganz woanders war; ihre Augen schienen irgendeinen fernen Punkt jenseits der Hotelmauer anzuvisieren. Aber ihre hochmütige Arroganz wirkte überzeugend wie immer. Nur aufmerksame Beobachter hätten vielleicht den erschöpften, angespannten Zug in ihrem Gesicht entdeckt, den sie bei aller Willensstärke und trotz ihres Make-ups nicht gänzlich zu verbergen vermochte.
    Keycase blieb entgeistert stehen. Er traute seinen Augen nicht. Aber es war wirklich die Herzogin von Croydon. Keycase, ein eifriger Leser von Zeitungen und Illustrierten, hatte zu viele Fotos von ihr gesehen, um seiner Sache nicht sicher zu sein. Und allem Anschein nach wohnte die Herzogin im Hotel.
    Seine Gedanken überschlugen sich fast. Die Herzogin von Croydon besaß bekanntermaßen eine der kostbarsten Juwelenkollektionen der Welt, und nie zeigte sie sich in der Öffentlichkeit ohne das eine oder andere Schmuckstück. Beim Anblick ihrer Ringe und eines Saphirclips am Aufschlag ihres Kostüms kniff Keycase abschätzend die Augen zusammen. Die Angewohnheit der Herzogin ließ darauf schließen, daß sich ein Teil ihres Schmucks – trotz aller Vorsichtsmaßnahmen – stets in greifbarer Nähe befand.
    Eine halbgare Idee – ein leichtsinniger, verwegener, unmöglicher Plan … oder war er gar nicht so abenteuerlich? – begann sich in Keycases Kopf abzuzeichnen.
    Er stand da und schaute, während die Herzogin von Croydon hinter den Terriern durch die Halle des St. Gregory schritt und auf die sonnenhelle Straße hinaustrat.

 

    2
    Herbie Chandler stellte sich zeitig im Hotel ein, wenn auch zu seinem eigenen Nutzen und nicht zu dem des Hotels.
    Zu seinen dunklen Nebengeschäften gehörte auch das Zusammengießen und Horten von Schnapsresten, eine Prozedur, die in zahlreichen Hotels im Schwange war.
    Gäste, die in ihren Zimmern Besucher bewirteten oder auch allein zechten, hatten bei der Abreise häufig Flaschen übrig, die noch nicht ganz leer waren. Meist unterließen sie es, die angebrochenen Flaschen mit einzupacken, entweder in der Besorgnis, sie könnten auslaufen, oder um sich den Zuschlag der Fluggesellschaften für Übergepäck zu ersparen. Aber alles in ihnen sträubte sich dagegen, guten Alkohol

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