Hotel
auslösen mußte.
Während er auf das Frühstück wartete, blätterte er in den Morgenzeitungen – dem Lokalblatt »Times-Picayune« und einer per Luftpost zugesandten »New York Times«. In der Fahrerfluchtaffäre, die im Lokalblatt noch immer den ersten Platz einnahm, hatte sich, wie er feststellte, nichts Neues ergeben. Aus dem Börsenteil der »New York Times« ersah er, daß die Aktien des O’Keefe-Konzerns um dreiviertel Punkte gefallen waren. Der Rückgang war unbedeutend, eine ganz normale Kursschwankung; der Kurs würde ganz bestimmt steigen, sobald sich das Gerücht von der O’Keefeschen Neuerwerbung in New Orleans herumgesprochen hatte, und sehr lange konnte das nicht mehr dauern.
Dabei fielen ihm die zwei lästigen Tage ein, die ihn noch vom Abschluß des Geschäfts trennten. Er bereute, daß er nicht auf einer prompten Entscheidung bestanden hatte; da er aber sein Wort gegeben hatte, blieb ihm nun nichts anderes übrig, als geduldig auszuharren. Er zweifelte nicht im mindesten an einer günstigen Antwort Warren Trents. Für Trent war es praktisch die einzige Chance.
Während des Frühstücks kam ein Anruf von Hank Lemnitzer, Curtis O’Keefes persönlichem Beauftragten an der Westküste. Dodo nahm den Anruf entgegen. Da O’Keefe sich jedoch ungefähr denken konnte, worum es sich handelte, verlegte er das Gespräch in seine eigene Suite, nicht ohne die Verbindungstür vorsorglich hinter sich zu schließen.
Das Thema, auf das er gewartet hatte, kam zur Sprache nach einem Routinebericht über verschiedene außerhalb des Hotelgeschäfts liegende finanzielle Interessen, die Lemnitzer für ihn wahrnahm.
»Dann ist da noch eine Sache, Mr. O’Keefe«, sagte der Kalifornier in seinem nasalen, schleppenden Tonfall, »ich meine die Sache mit Jenny LaMarsh, der Puppe … eh, der jungen Dame, die Ihnen damals im Beverly-Hills-Hotel so angenehm auffiel. Besinnen Sie sich noch auf sie?«
O’Keefe erinnerte sich ihrer sehr wohl: Jenny LaMarsh war eine eindrucksvolle langbeinige Brünette mit einer prächtigen Figur, einem kühl belustigten Lächeln und einem schlagfertigen, boshaften Witz. Ihm hatten nicht nur ihre offenkundigen weiblichen Qualitäten imponiert, sondern auch ihre Bildung. Wenn ihn nicht alles täuschte, hatte irgend jemand gesagt, daß sie in Vassar studiert hatte. Sie hatte eine Art Vertrag mit einem der kleineren Filmstudios.
»Ja, ich erinnere mich.«
»Ich hab’ mich mit ihr unterhalten, Mr. O’Keefe – ein paarmal, und sie würde Sie gern auf einer Reise begleiten. Auch auf zweien.«
Die Frage, ob sich Miss LaMarsh über die Konsequenzen einer gemeinsamen Reise im klaren war, erübrigte sich. Hank Lemnitzer hatte sich bestimmt darum gekümmert. Curtis O’Keefe konnte nicht leugnen, daß die Aussicht ihn reizte. Der Umgang mit Jenny LaMarsh – ihre Gespräche, von anderen Dingen ganz zu schweigen – würde anregend sein. Ihr würde es gewiß nicht schwerfallen, sich bei den Leuten durchzusetzen, die sie zusammen kennenlernten. Und über so einfache Probleme wie die Wahl eines Fruchtsaftes würde sie sich nicht lange den Kopf zerbrechen.
Dennoch – und das überraschte ihn selbst – zögerte er.
»Bevor ich mich entscheide, muß ich die Gewähr haben, daß Miss Lashs Zukunft gesichert ist.«
Hank Lemnitzers Stimme dröhnte zuversichtlich quer durch den Kontinent. »Überlassen Sie das ruhig mir. Ich kümmere mich schon um Dodo genau wie bei den anderen.«
»Darum handelt es sich nicht«, sagte Curtis O’Keefe scharf. Trotz seiner Nützlichkeit mangelte es Lemnitzer gelegentlich an Zartgefühl.
»Worum handelt es sich denn, Mr. O’Keefe?«
»Ich möchte, daß Sie für Miss Lash etwas Besonderes ausfindig machen. Etwas wirklich Gutes. Und ich möchte darüber informiert werden, bevor sie von hier weggeht.«
Lemnitzer erwiderte zweifelnd: »Ich schätze, das ließe sich einrichten. Natürlich ist Dodo nicht gerade die gescheiteste –«
»Es darf nicht nur etwas x-beliebiges sein, verstehen Sie«, beharrte O’Keefe. »Und lassen Sie sich Zeit, wenn’s sein muß.«
»Was ist mit Jenny LaMarsh?«
»Sie hat sonst nichts vor …?«
»Nein, ich glaube nicht?«, gab Lemnitzer widerwillig zu. Gleich darauf sagte er im alten forschen Ton: »Okay, Mr. O’Keefe, wird besorgt. Sie hören von mir.«
Als O’Keefe in den Salon der anderen Suite zurückkehrte, stellte Dodo gerade das gebrauchte Frühstücksgeschirr auf dem Servierwagen zusammen. »Laß das sein!«
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