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Hotel

Hotel

Titel: Hotel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arthur Hailey
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Manager lächelte gutmütig in die Runde; sein offenkundiges Wohlwollen umfaßte auch die Schlange der wartenden Gäste. »Nun ja«, sagte er beschwichtigend, »wir müssen eben sehen, was sich tun läßt.« Er legte eine mollige, nikotinverfärbte Hand auf den Ärmel von Dr. Nicholas’ teuren Maßanzug. »Würden Sie so freundlich sein, drüben Platz zu nehmen?« Während er mit dem Neger auf die Nische zusteuerte, füge er hinzu: »Leider kommt es immer wieder mal zu so einem Versehen. Wir tun natürlich unser möglichstes, um es auszubügeln.«
    Curtis O’Keefe gab im stillen zu, daß der ältliche Mann sich auf sein Fach verstand. Höflich und ohne viel Aufhebens hatte er eine Szene, die äußerst peinlich hätte werden können, von der Mitte der Bühne in die Seitenkulissen manövriert. Inzwischen hatte auch der Empfang Verstärkung bekommen, so daß die wartenden Gäste schnell abgefertigt werden konnten. Nur ein verhältnismäßig junger, breitschultriger Mann, dem eine dicke Brille ein eulenhaftes Aussehen gab, war aus der Reihe getreten und beobachtete, wie sich die Dinge weiterentwickelten. Nun ja, dachte Curtis O’Keefe, vielleicht kommt es doch nicht zu einer Explosion. Trotzdem harrte er aus.
    Der stellvertretende Manager bot Dr. Nicholas einen Sessel an und ließ sich hinter seinem Schreibtisch nieder. Mit undurchdringlicher Miene lauschte er aufmerksam dem Bericht des Negers, der im wesentlichen das wiederholte, was er bereits am Empfangstisch vorgebracht hatte.
    Schließlich nickte der ältliche Mann. »Nun, Doktor –«, er schlug einen forschen geschäftsmäßigen Ton an, »ich möchte mich wegen des Mißverständnisses bei Ihnen entschuldigen. Ich bin sicher, wir können in der Stadt eine andere Unterkunft für Sie finden.« Mit der einen Hand zog er das Telefon heran und hob den Hörer ab, mit der anderen nahm er verstohlen ein Blatt Papier vom Schreibtisch, das eine Liste von Telefonnummern enthielt.
    »Moment mal!« Zum erstenmal bekam die weiche Stimme des Gastes eine gewisse Schärfe. »Sie behaupten, das Hotel wäre belegt. Aber wie ich sehe, fertigen Ihre Angestellten am laufenden Band neue Gäste ab. Haben die vielleicht eine besondere Sorte von Reservierungen?«
    »So könnte man es nennen, schätze ich.« Das berufsmäßige Lächeln war verschwunden.
    »Jim Nicholas!« schallte es lärmend fröhlich durch die Halle. Ein kleiner alter Mann mit einem lebhaften runden Gesicht unter einem Schopf widerspenstigen weißen Haars kam mit hastigen Trippelschritten auf die Nische zu.
    Der Neger stand auf. »Dr. Ingram! Wie schön, Sie hier zu sehen!« Er streckte seine Hand aus, die der andere kräftig schüttelte.
    »Wie geht’s, Jim, mein Junge? Nein, antworten Sie mir nicht! Ich kann selbst sehen, daß es Ihnen gut geht. Erfolg haben Sie auch, wenn mich meine Augen nicht täuschen. Ihre Praxis blüht, nehme ich an.«
    »Ja, danke.« Dr. Nicholas lächelte. »Natürlich kostet mich die Arbeit an der Universität eine Menge Zeit.«
    »Wem sagen Sie das! Als ob ich das nicht wüßte! Ich bringe mein ganzes Leben damit zu, Burschen wie Sie zu unterrichten, und dann fliegt ihr aus und verschafft euch eine einträgliche Praxis.« Als der andere breit grinste, fügte er hinzu: »Na, Sie haben sich jedenfalls als Forscher und Praktiker bewährt. Ihre Abhandlung über bösartige Mundtumore hat ziemlich viel Aufhebens gemacht, und wir freuen uns alle auf einen Bericht aus erster Hand. Übrigens werde ich das Vergnügen haben, Sie auf dem Kongreß einzuführen. Sie wissen wohl schon, daß man mich diesmal zum Präsidenten ernannt hat?«
    »Ja, ich hörte davon. Ich könnte mir keine bessere Wahl vorstellen.«
    Während die beiden miteinander plauderten, hatte sich der stellvertretende Manager langsam von seinem Sessel erhoben. Seine Augen schweiften unsicher von einem Gesicht zum anderen.
    Der kleine weißhaarige Mann, Dr. Ingram, lachte. Er klopfte seinem jüngeren Kollegen jovial auf die Schulter. »Geben Sie mir Ihre Zimmernummer, Jim. Ein paar von uns kommen nachher auf einen Drink zusammen. Ich möchte, daß Sie dabei sind.«
    »Unglücklicherweise wurde mir eben mitgeteilt, daß ich kein Zimmer bekommen kann«, sagte Dr. Nicholas. »Es scheint irgendwie mit meiner Hautfarbe zu tun zu haben.«
    Ein schockiertes Schweigen folgte, und der Präsident des Zahnärztekongresses errötete tief. Dann schob er das Kinn vor und erklärte: »Überlassen Sie das mir, Jim. Ich werde dafür sorgen, daß man

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