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House of God

House of God

Titel: House of God Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Samuel Shem
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Ende war, kam ein Anruf aus der Notaufnahme wegen einer Aufnahme, und Dickie versammelte uns um sich und sagte:
    »Männer, betet, daß das unser Schlaf-Ticket ist.«
    »Was?« fragte Teddy. »Sie brauchen ein Ticket, um hier zu schlafen?«
    »Wir brauchen gegen elf Uhr eine Aufnahme, die nicht zu viel Arbeit macht, damit wir schlafen gehen können und nicht um vier Uhr früh mit der nächsten Aufnahme dran sind. Betet, Männer, betet, zu Moses und Israel und Jesus Christus und zur ganzen mexikanischen Nation.«
    ER erhörte uns. Bernhard war ein junger dreiundachtzig Jahre alter Mann, kein Gomer, und in der Lage, zu sprechen. Er war vom MBH , der Konkurrenz, herübergeschickt worden. Das MBH war während der Kolonialzeit von den WASPs, den White Anglo Saxon Protestants, gegründet worden. Erst Mitte dieses Jahrhunderts hatte die Unterwanderung des MBH durch Nicht-WASPs stattgefunden, und zwar zuerst mit einem vielseitig begabten Alibi-Orientalen, der als Chirurg im MBH arbeitete und später einem begabten, ehrgeizigen Internisten, einem Alibi-Juden. Trotzdem war das MBH immer noch Brooks Brothers, Maßkonfektion, während das
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immer noch Garment District, Massenvertrieb, war. Für Juden im MBH hieß die Losung: »Kleide dich britisch, denke jiddisch«. Eine Abschiebung vom MBH ins
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war selten, und der Dicke war neugierig.
    »Bernhard, Sie sind ins MBH gegangen, man hat da eine großangelegte Diagnostik betrieben, und dann haben Sie gesagt, Sie wollen hierher. Warum?«
    »Weißich wöklich nich«, sagte Bernhard.
    »War es wegen der Ärzte da? Mochten Sie die Ärzte nicht?«
    »Die Doktas? Nain, kann nich klagen über die Doktas.«
    »Die Untersuchungen, oder das Zimmer?«
    »Untersuchungen, Zimmer? Nain, kann nich klagen.«
    »Die Schwestern? Das Essen?« fragte Dickie, aber Bernhard schüttelte den Kopf, nein. Der Dicke lachte und sagte:
    »Hören Sie, Bernie, Sie gehen ins MBH , die machen sich da die ganze Arbeit, und auf meine Frage, warum Sie dann ins
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gekommen sind, sagen Sie nur: Nain, kann nich klagen. Warum sind Sie hierher gekommen? Warum, Bernie, warum?«
    »Warum binnich hierher gekommen?« sagte Bernie, »hier kann ich klagen.«
    Als ich zur Station gehen wollte, um mich hinzulegen, kam die Nachtschwester und bat mich um einen Gefallen. Ich hatte zwar keine Lust, fragte aber, was ich tun könnte.
    »Diese Frau, die gestern von der Chirurgie gekommen ist, Mrs. Stein.«
    »Metastasierendes Karzinom«, sagte ich, »inoperabel. Was ist mit ihr?«
    »Sie weiß, daß der Chirurg sie aufgemacht, einen Blick hineingeworfen und wieder zugenäht hat.«
    »Ja?«
    »Sie fragt mich, was das zu bedeuten hat. Ihr
Private
will es ihr nicht sagen. Ich finde, jemand sollte es ihr sagen.«
    Ich wollte damit nichts zu tun haben und sagte:
    »Das muß ihr
Private
machen, nicht ich.«
    »Bitte«, sagte die Schwester, »sie möchte es wissen; jemand muß doch …«
    »Wer ist ihr
Private?
« fragte der Dicke.
    »Putzel.«
    »Oh. Das ist OK , Roy, ich kümmere mich darum.«
    »Sie? Warum?«
    »Weil Putzel, dieser Wurm, es ihr nie sagen wird. Ich bin für die Station verantwortlich, ich mache das. Gehen Sie schlafen.«
    »Aber Eddie und mir sagen Sie, wir sollen keine großen Wellen machen.«
    »Richtig. Das hier ist etwas anderes. Diese Frau muß wissen, was mit ihr los ist.«
    Ich sah, wie er in das Zimmer ging und sich zu der Patientin ans Bett setzte. Die Frau war vierzig Jahre alt. Mager und blaß verschwand sie beinahe in den Laken. Ich dachte an die Röntgenaufnahme ihrer Wirbelsäule: durchsetzt vom Krebs, ein Wabenmuster aus Knochen. Wenn sie sich zu abrupt bewegte, würde sie sich einen Wirbel brechen, ihr Rückenmark durchtrennen, gelähmt sein. Ihre Nackenstütze ließ sie stoischer aussehen, als sie war. In dem wächsernen Gesicht sahen die Augen riesengroß aus. Vom Flur aus sah ich, wie sie dem Dicken ihre Fragen stellte und auf seine Antwort wartete. Als er sprach, füllten sich ihre Augen mit Tränen. Ich sah, wie der Dicke ihre Hand in die seine nahm. Ich konnte es nicht mehr mit ansehen. Verzweifelt ging ich ins Bett.
    Um vier Uhr früh wurde ich wegen einer Aufnahme geweckt. Schimpfend torkelte ich in die Notaufnahme und fand dort Saul, den leukämischen Schneider, über dessen Remission wir im Oktober vor Freude geweint hatten. Saul lag im Sterben. Als wäre es verärgert über die Verzögerung auf Sauls Weg in den Tod, war sein Knochenmark wild geworden und spuckte nun

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