House of God
begrüßt.«
»Schon gut«, sagte der Dicke irritiert. »Diese Frau hat noch nie einen
Intern
mit Hallo begrüßt und gerade bei einem
Intern,
der wie Sie nach ihrer Leiche hechelt, wird sie nicht damit anfangen. Schon irgendwelche Darmtätigkeit?«
»Nein. Überhaupt keine Darmgeräusche. Vielleicht ist der Darm tot. Nichts, seit Sie ihr letzten Monat diesen Extrakt eingeflößt haben.«
»Das Zeug ist Dynamit«, sagte der Dicke. »Geben Sie ihr das VA -Antibiotikum, Hooper. Wir müssen sie wieder anschmeißen. Der Nächste?«
Wir wateten durch den ganzen Rest und endeten bei der Läuselady, und Dickie fragte Motorrad-Eddie, ob er den Krebs oder die Allergie gefunden hätte.
»Keine Ahnung«, sagte Eddie. »Ich bin WVF .«
» WVF ? Was zum Teufel ist das?«
»Weg Von dem Fall«, sagte Eddie. »Neuer Begriff.«
»Hör auf damit. Reißen Sie sich zusammen! Sie können nicht WVF sein.«
»Warum nicht?«
»Weil Sie ihr Arzt sind, darum, kapiert?« sagte der Dicke und kratzte sich die Brauen. »Jesus. Haben Sie nun den Krebs oder die Allergie gefunden?«
»Nein«, sagte Eddies BMS , »wir haben nur Sperma gefunden. Ihre letzten drei Urinproben enthielten Sperma.«
»Sperma?
Sperma!?
Bei einer dementen, neunundsiebzigjährigen Lady?«
»Sperma. Wir glauben, es ist von Sam Levin, Ihrem perversen Diabetiker.«
An jenem Morgen nahm der Fisch uns auf eine Exkursion mit. Hooper war zum Leggo gerufen worden. Während wir auf ihn warteten und uns fragten, ob der Leggo Hooper gerufen hatte, um ihn zu bestrafen, weil er die arme Rose Budz umgebracht hatte, oder um ihm zu der Obduktionserlaubnis zu gratulieren, ärgerten Eddie und ich den Fisch auf unsere gewohnte Weise, bis er, uns mißtrauisch beäugend, wegging, um noch die letzten Vorbereitungen zu treffen. Als Hooper wieder erschien, lud uns der Fisch zu unserer Exkursion in seinen Kombi. Auf der Fahrt sprach er offen darüber, daß Hooper Rose Budz getötet hatte:
»Wissen Sie, Sie können Medizin nicht lernen, ohne ein paar Patienten umzubringen. Nun, ich habe auch schon Patienten getötet. Doch jedes Mal, wenn ich einen Patienten umgebracht hatte, habe ich ein bißchen daraus gelernt.«
Das war unglaublich. Meine Gedanken schweiften ab. Ich stellte mir vor, der Fisch würde sagen: »Patienten zu töten ist mein Spezialgebiet. Ich habe kürzlich die Weltliteratur über das Töten von Patienten besprochen. Nun, das wäre ein sehr interessantes Forschungsprojekt …« und als ich aus meiner Träumerei zurückkam, waren wir in der Praxis von Pearl.
Dies war unsere zweite Exkursion. Der Fisch nahm uns auf Exkursionen mit, um uns aus dem Haus zu schaffen und so den Schaden, den wir seiner
Chief Residency
und somit seiner Karriere zufügten, so klein wie möglich zu halten. Die erste Exkursion war in ein Ghetto-Gesundheitszentrum gegangen, wo der Fisch sich offensichtlich nicht besonders wohlgefühlt hatte. Dies hier war genau das Gegenteil. Pearl war unter den Schleckern des
House of God
so leicht aufgestiegen, wie der Fisch es sich vermutlich selbst erträumte, und war jetzt der reichste
Private
im
House of God,
in der Stadt, vielleicht der ganzen Welt. In seiner Praxis war alles automatisiert und mit Musik berieselt. Gerade ertönte der
Fiddler On The Roof.
Es war proppenvoll: LAD in GAZ summten
Sunrise Sunset,
während ihnen Blut abgenommen wurde, um dann im nächsten Raum mit einer MTA während des EKGs
Tradishunnn
zu summen. Dann ging es weiter, vorbei an dem Schild »Hier entlang zu Anatevka«, und während sie eine Urinprobe abgaben, wurden sie selbstverständlich in den plätschernden bittersüßen Wellen von
Anatevka
gebadet, dem Lied von der verlorenen Heimat des
Fiddler.
Zum Schluß bekamen die LAD in GAZ und wir eine persönliche Gastvorstellung von Pearl in seinem privaten Büro, wo er die vom Computer aufgearbeiteten Daten der Untersuchungen durchsah. Die Berieselungsanlage spielte
If I Were A Rich Man,
und da saß Pearl, hinter sich einen doppelten Flaggenständer mit der israelischen und der amerikanischen Flagge, umgeben von echten Chagalls, und sah aus wie der leibhaftige hippokratische Eid. Er war nett und freundlich und großzügig und sah aus wie der verdammt beste Arzt, und er erzählte uns, er würde im Durchschnitt hundertneunzehn LAD in GAZ pro Tag empfangen. Keine Gomers.
Auf der Rückfahrt kalkulierte ich, daß Pearl mein Jahresgehalt als
Intern
in zwei Tagen verdiente. Ich wandte mich zu dem Dicken, der neben mir auf dem
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