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House of God

House of God

Titel: House of God Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Samuel Shem
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Laken abgedeckte Sessel und seine einäugige Puppe, die am Gitter seines Bettes lehnte. Er verabscheute den Norden, war aber zu höflich, seine Bitterkeit in Worte zu fassen. Er wurde immer stiller. Meine Fragen, meine Einladungen schienen in seinen leeren Zimmern widerzuhallen. Er machte es einem schwer, sein Freund zu sein.
    Als ich Chuck schließlich auf der Intensivstation verließ, sagte ich:
    »He, du hast eine große Stimme. Keine gute Stimme, Chuckie Baby, eine große, große Stimme.«
    »Ich weiß. Bleib cool, Roy, bleib cool.«
    Es war schwer, in jener Nacht in Gomer-City cool zu bleiben. Es passierten die gewohnten Schrecklichkeiten mit den Gomers. Gegen Mitternacht stand ich über eine Rosenzimmer-Rose gebeugt, boxte mit den Fäusten in das Bett und fauchte immer und immer wieder:
    »Ich hasse es ich hasse es.«
    Aber es war Harry das Pferd, der mir dann wirklich den Rest gab. Humberto und ich hatten alles sorgfältig geplant: Wir hatten Harry versichert, er könnte bleiben. Nachts wollten wir ihn mit Valium ausschalten und am Morgen selbst ins Pflegeheim fahren. Wir hatten niemandem davon erzählt, nicht einmal Dickie. Früh morgens wurde ich von der Schwester geweckt, die mir sagte, Harry sei in einem ganz verrückten Herzrhythmus und habe Brustschmerzen und sähe so aus, als würde er gleich sterben. Ob sie Reanimationsalarm geben sollte? Ich schrie und weckte Humberto, der mir vom oberen Bett vor die Füße fiel. Ich rannte los, Humberto dicht hinter mir, blieb dann plötzlich stehen, so daß Humberto wie ein Stummfilm-Polizist in mich hineinlief, und sagte:
    »Bleib hier, Freund. In deinem Ausbildungsstadium solltest du sowas nicht sehen.«
    Ich rannte zu Harry, der sich die Brust hielt und rief: »He Dok warten Sie …«
    Auge in Auge mit ihm schrie ich ihn an:
    »Wer hat es Ihnen gesagt, Harry? Wer hat Ihnen gesagt, daß Sie ins Pflegeheim zurück müssen?«
    Da er wußte, daß er jetzt bleiben konnte, sagte er:
    »P…Ppp…Putzel.«
    »Putzel? Putzel ist nicht Ihr Arzt, Harry. Klein-Otto ist Ihr Arzt. Sie meinen Dr. Kreinberg, richtig?«
    »Nein…Pppp…Putzel.«
    Putzel? Und so hatte Harry es geschafft, wieder einmal gerade soviel von seinem Ventrikel zu infarzieren, um weitere sechs Wochen in Gomer-City bleiben zu können. Das war zwei Wochen länger als ich und Eddie und Dickie und Hooper. Und dann würden neue junge
Interns
und
Residents
da sein, die er sehr viel leichter zum Narren halten konnte, weil sie es ihm sehr wahrscheinlich sagen würden, wenn es so weit war, ihn abzuschieben. Er würde sich in aller Ruhe wieder in den Infarktrhythmus versetzen und wieder einmal sehr viel Zeit gewinnen. Ich hatte verloren. Harry das Pferd hatte gewonnen.
    Auf dem Weg zurück ins Bett kam ich am Zimmer von Saul, dem Schneider mit der Leukämie, vorbei. Die Quälerei, gegen seinen Willen eine neue Remission zu versuchen, hatte seinen Zustand stark verschlechtert. Er lag im Koma und war nach gesetzlichen Kriterien bereits tot. Er würde sich nicht erholen, und doch konnte ich ihn noch lange am Leben erhalten. Ich sah die blassen Umrisse an. Ich horchte auf die Schleimblasen, die mit seinen Atemwellen aufschäumten, kamen und gingen. Er konnte mich nicht mehr anflehen, mit ihm Schluß zu machen. Seine Frau litt, sah ihre Rente dahinschmelzen und war bitter geworden.
    »Genug ist genug«, sagte sie. »Wann lassen Sie ihn endlich sterben?«
    Ich könnte mit ihm Schluß machen. Ich war versucht, es zu tun. Der Gedanke war nicht wegzukriegen. Ich hastete an seiner Tür vorbei. Ich versuchte zu schlafen, aber die phantasmagorische Nacht sprudelte weiter, und als ich gegen Morgen am Fahrstuhl stand und darauf wartete, daß er herunterkam, damit ich zum täglichen Kartenflip nach Gomer-City rauffahren konnte, hatten mich so viele Dinge fertiggemacht, daß ich Gefahr lief, vor Wut zu platzen.
    Der Fahrstuhl rührte sich nicht. Ich wartete und bearbeitete den Knopf. Nichts bewegte sich. Da rastete ich endgültig aus. Ich hämmerte gegen die Fahrstuhltür, trat unten und donnerte oben gegen das polierte Metall und brüllte:
    »Komm runter du Scheißkerl, komm runter …!!!«
    Ein Teil von mir hätte gern gewußt, was zum Teufel ich da tat, aber ich hämmerte weiter und trat und schrie wie eine akromegalische Mißgeburt in den Wehen, die auf ihren Fötus einbrüllt:«
    Komm runter du Scheißkerl, komm endlich runter!!!«
    Glücklicherweise kam Motorrad-Eddie vorbei und führte mich zum Kartenflip. Als ich ihn

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