House of God
fragte, ob er gedacht hätte, ich sei übergeschnappt, sagte er:
»Übergeschnappt? Ha, Roy, ich finde, du hast diesem Wichser genau das gegeben, was er verdient.«
Beim Kartenflip dachte ich daran, wie Putzel mir die Abschiebung von Harry dem Pferd verputzelt hatte, und beschloß, zum Gegenangriff überzugehen und ein Gerücht in die Welt zu setzen. Ich fragte Eddie, ob er schon davon gehört hätte, daß einige
Interns
Putzel umbringen, ihm eine Kugel in den Kopf jagen wollten.
»He, das ist starke Medizin! Genau, was dieser Wichser schon lange verdient.«
»Warum ’ne Kugel?« fragte Hyper Hooper. »Setzt doch sein Sigmoidoskop unter Strom. Wenn er dann auf den Startknopf drückt, explodiert es.«
»Hören Sie zu«, sagte Dickie, »Sie müssen Putzel in Ruhe lassen. Schaffen Sie dieses Gerücht aus der Welt, auf der Stelle.«
»Machen Sie sich Sorgen um Ihr
Fellowship?
« fragte ich höhnisch.
»Ich mache mir Sorgen um mein A-Team. Wenn Sie so weitermachen, werden Sie es nicht schaffen. Glauben Sie mir, ich weiß es. Ich war dabei.«
»Immer in die Jugularis rein«, sagte Motorrad-Eddie, als hätte er nicht gehört, was Dickie gesagt hatte, »das präparierte Sigmoidoskop. Krawuumm.« Als er sich die Szene vorstellte, wurden seine Augen groß; er leckte sich die Lippen und brüllte:«
Kraa-wuuumm!«
Zwei Nächte später, als ich wieder Dienst hatte, bestand Berry darauf, mich zu besuchen. Besorgt über das, was sie mein »manisches« Verhalten nannte und über meine Beschreibungen dessen, was die Gomers mir antaten und ich ihnen, dachte sie, es könnte helfen, wenn sie es sich selbst ansah. Auch wollte sie den Dicken kennenlernen. Humberto und ich führten sie in Gomer-City herum. Sie sah sie alle. Zu Anfang versuchte sie, mit den Gomers zu sprechen, als wären sie menschliche Wesen, erkannte jedoch bald die Vergeblichkeit und wurde still. Nach unserem letzten Besuch, im Rosenzimmer, wo ich darauf bestand, daß sie sich durch mein Stethoskop das asthmatische Atmen einer der Rosen anhörte, sah sie völlig verstört aus.
»He, ein toller Fall, diese letzte Rose, nicht wahr?« sagte ich sarkastisch.
»Es macht mich traurig«, sagte Berry.
»Nun, das Zehn-Uhr-Essen wird dich aufheitern.«
Beim Essen hörte sie uns zu, wie wir das Gomerspiel spielten, einer rief eine Antwort, zum Beispiel neunzehnhundert und zwölf, eine Antwort, die ein Gomer gegeben hatte, und die anderen mußten Fragen stellen, zu denen diese Antwort passen könnte: »Wann hatten Sie zuletzt Stuhlgang?« oder »Wie oft sind Sie hier schon aufgenommen worden?« oder »Wie alt sind Sie?« oder »Welches Jahr haben wir?« oder auch »Wer sind Sie?«, »Wer bin ich?« und »Yippeee?«
»Krank«, sagte Berry nachher in einem düsteren, ja ärgerlichen Ton, »das ist krank.«
»Ich habe dir gesagt, daß die Gomers schrecklich sind.«
»Nicht sie, ihr seid krank. Sie machen mich traurig, aber die Art, wie ihr sie behandelt, euren Spaß mit ihnen treibt, als wären sie Tiere, das ist krank. Ihr Jungs seid krank.«
»Ach, du bist es nur nicht gewöhnt«, sagte ich.
»Du meinst, wenn ich in deinen Schuhen steckte, wäre ich auch so geworden?«
»Jap.«
»Vielleicht. Nun, lassen wir das. Bring mich zu deinem Anführer.«
Wir fanden Dickie in Gomer-City, wo er Max, den Parkinson, manuell ausräumte. Mit zwei Paar Handschuhen und Operationsmaske gegen den Gestank gruben Teddy und Dickie einen endlosen Strom von Fäkalien aus Max’ Megakolon, während vom Kopfende her ein monotones »Klumpen raus Klumpen raus« ertönte. Aus Teddys Radio träufelte Brahms. Der Gestank nach frischer Scheiße war überwältigend.
»Dickie«, sagte ich von der Tür her, »darf ich Ihnen Berry vorstellen.«
»Was?« fragte der Dicke überrascht. »Oh, nein. Hallo Berry. Basch, Sie
Schlemiel,
Sie wollen ihr doch wohl nicht diesen Anblick zumuten. Raus hier. Ich komme sofort.«
»Ich bin hier, um so etwas zu sehen«, sagte Berry, »erzählen Sie mir, was Sie da machen.«
Sie ging hinein. Dickie erklärte ihr, was sie machten, aber als die Gestankwelle sie traf, schlug Berry die Hand über den Mund und rannte aus dem Zimmer.
Dickie wandte sich verärgert an mich:
»Basch, manchmal benehmen Sie sich wie ein Matrose mit Hirnstillstand, wie ein Bekloppter. Teddy, mach das fertig. Ich muß mit dieser armen Frau reden, die sich mit diesem jungen Blödmann Basch eingelassen hat.«
Als Berry aus der Damentoilette kam, sah sie aus, als hätte sie geweint. Sie
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