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House of God

House of God

Titel: House of God Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Samuel Shem
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rauheren Hals. Hustend fuhr ich ins
House.
Ich spürte nichts, ich fühlte nichts außer den Verspannungen in meinem Rücken. Ich würde dem BMS in sein prämortales Koma folgen. Jo war gerade damit fertig, die Ausscheidungen der letzten Nacht zu untersuchen, und ich bestand darauf, daß sie meine Lunge abhorchte, bevor wir mit der Visite anfingen. Alles sei sauber, sagte sie. Trotzdem war ich so besorgt, daß ich mich nicht konzentrieren konnte und mich selbst zum Röntgen anmeldete. Zusammen mit dem Radiologen sah ich mir die Aufnahmen an. Er meinte, sie seien unauffällig. Wegen eines Herzstillstands wurde ich auf die Station gepiepst und rannte hinauf.
    Es war der BMS . Fünfzehn Personen waren in das Zimmer geströmt: Ein orientalischer Anästhesist beatmete ihn; eine Schwester kniete über ihm und machte Herzmassage, und bei jeder systolischen Kompression hob sich ihr Rock bis zur Taille. Außerdem waren da der
Chief Resident
der Chirurgie, mit drahtigem, schwarzen Brusthaar, das sich aus dem V-Ausschnitt seines grünen OP -Anzugs kräuselte, und natürlich Pinkus und Jo. Pinkus war von seinem Morgenlauf gerufen worden, er trug noch seine Laufschuhe und Sporthose und sah zerstreut aus dem Fenster. Jo, ganz und gar Eiswasser, den Blick auf den EKG -Monitor geheftet, warf immer neue Medikamente in die Schlacht und bellte den Schwestern Befehle zu. Und der BMS mittendrin war jenseits von Gut und Böse.
    Trotz aller Anstrengungen starb der Junge. Wie auf einer schicken Party, so fing man gewöhnlich auch bei einem Herzstillstand nach einer halben Stunde an, sich zu langweilen. Die Leute wollten aufhören, es gut sein und den Patienten sterben lassen. Das Herz sollte dem toten Gehirn folgen wie ein Automotor, der, nachdem die Zündung schon abgestellt ist, noch einige Umdrehungen macht. Jo, verärgert bei dem Gedanken, sie könne versagt haben, schrie:
    »Bei diesem Jungen ziehen wir eine Vier-Sterne-Therapie durch!« und wollte nicht aufhören. Als das Herz schließlich ganz stehenblieb, befahl Jo, noch eins draufzugrillen. Aber als vier Schüsse aus dem Defi nichts bewirkten, hielt sie inne, auf dem Grund ihrer medizinischen Trickkiste angekommen. Jetzt sah die Chirurgie ihre Chance, dem Drama noch ein Blutbad hinzuzufügen.
    »He, wollen Sie, daß ich den Brustkorb öffne?« fragte der Chief
Resident
lüstern. »Manuelle Herzmassage?«
    Jo zögerte, und sagte dann in die Stille hinein:
    »Jawoll! Dieser Junge ist auf eigenen Füßen hier hereinmarschiert. Wir versuchen alles! Vier Sterne!«
    Der Chirurg schnitt den Brustkorb von Achselhöhle zu Achselhöhle auf und zog die Rippen auseinander. Er ergriff das Herz und pumpte es mit der Hand. Pinkus verließ den Raum. Ich stand da wie angefroren. Der BMS war tot, das war klar. Was sie da machten, taten sie ausschließlich für sich selbst. Der Chirurg, dessen Hand ermüdete, bat mich, zu übernehmen. Benommen tat ich es. Ich legte meine Hand um die Rückseite des jungen, leblosen Herzens und drückte. Der sehnige Muskel war hart und glitschig, ein mit Blut gefüllter Lederbeutel, der in der dampfenden Brusthöhle herumrollte, verbunden mit den Röhren der großen Gefäße. Warum tat ich das? Meine Hand schmerzte. Ich gab auf. Das Herz lag wie eine gräulich-blaue Frucht an einem Baum aus Knochen. Zum Kotzen. Das Gesicht des BMS war blau und wurde weiß. Die klaffende Wunde in seiner Brust war hellrot und gerann nun schwarz. Wir hatten seinen Körper zerstört, als er schon tot war. Als ich den Raum verließ, hörte ich Jo herrisch rufen:
    »Irgendein BMS Student hier? Das ist eine Chance, die ihr während eurer Ausbildung nicht oft bekommt. Herzmassage bei offenem Brustkorb. Sehr lehrreicher Fall. Na, kommt schon.«
    Verstört zog ich mich in den Aufenthaltsraum zurück, wo die Schwestern schwatzend Doughnuts aßen, als wäre da draußen nichts geschehen.
    »Ich freue mich, daß Sie ihre Koronararterien nicht mit Doughnuts ruinieren, Roy«, sagte Pinkus. »Ich habe versucht, es den Mädchen klarzumachen, aber sie wollen nicht hören. Sie sind natürlich gut dran, das Östrogen senkt bei ihnen das Risiko.«
    »Ich hab keinen Hunger«, sagte ich. »Ich glaube, ich habe mir eingefangen, was der BMS hatte. Ich werde sterben. Ich habe gerade meine Atemfrequenz gemessen: zweiunddreißig pro Minute.«
    »Sterben?« fragte Pinkus. »Hmm. Sagen Sie, hatte dieser BMS ein Hobby?«
    Die Oberschwester nahm die Akte, blätterte zu der speziell von Pinkus eingeführten Seite und

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