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House of God

House of God

Titel: House of God Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Samuel Shem
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der ventrikulären Tachykardie. Wie besessen versengte Jo Pedleys Brustkorb noch einige Male, bis Pinkus erschien und der Grillparty ein Ende setzte. In der letzten Woche war Pedley immer noch in ihrem pathologischen Herzrhythmus geblieben. Abgesehen von den schwärenden Verbrennungen auf der Brust ging es ihr gut, eine LAD in GAZ . Pinkus und Jo witterten eine Publikation und schöpften aus Pinkus’ Erfahrungsschatz: Kardio-Pharmako-Therapeutika. Pedley hatte ohne jeden Erfolg jedes Herzmittel bekommen und zu der Zeit, als ich auf die Station kam, war Pinkus bei allen anderen Medikamenten angelangt, die er nur zu geben wagte, angefangen bei Mitteln gegen so ganz und gar nichtkardiale Erkrankungen wie systemischen
Lupus erythematodes
(eine Autoimmunschwäche) bis
tinea pedis
(Fußpilz). Pedley, eine Gefangene der Medizin, litt unter den Nebenwirkungen dieser Medikamente und wollte nur noch nach Hause. Doch täglich zwangen Pinkus und Jo sie zu neuen Versuchen. An diesem Tag war es »Norplace«, ein Derivat des Fettes, das man benutzte, um Ollies EKG -Elektroden am Thorax der Patienten festzukleben.
    »Hallo, Liebes! Wie geht es unserem Mädchen denn heute?« fragte Pinkus.
    »Ich möchte nach Hause. Es geht mir gut, junger Mann. Lassen Sie mich gehen.«
    »Haben Sie ein Hobby, Liebes?« fragte Pinkus.
    »Das fragen Sie mich jeden Tag«, sagte Pedley, »und jeden Tag sage ich Ihnen, daß mein Hobby mein Leben außerhalb dieses Hauses ist. Wenn ich gewußt hätte, daß mich der Genuß von chinesischem Essen hierherbringen würde, hätte ich Putzel niemals angerufen. Warten Sie nur, bis ich den in die Finger kriege! Er besucht mich nicht, wissen Sie. Er hat Angst vor mir.«
    »Meine Hobbys sind Laufen und Angeln«, sagte Pinkus. »Laufen, um fit zu bleiben und Angeln, um Ruhe zu finden. Ich höre, Sie haben Jo letzte Nacht Sorgen gemacht.«
    »Sie hat Sorgen, nicht ich. Lassen Sie mich gehen.«
    »Es gibt ein neues Mittel, und ich möchte, daß Sie es heute ausprobieren, Liebes«, sagte Pinkus.
    »Keine Medikamente mehr! Beim letzten habe ich gedacht, ich sei wieder ein fünfzehnjähriges Mädchen in Billings in Montana. Ich bin voller Vertrauen hierher gekommen, und Sie verpassen mir Trips nach Montana! Keine Medikamente mehr für Pedley!«
    »Dieses hier wird helfen.«
    »Mir fehlt nichts, wogegen es helfen sollte!«
    »Bitte, Mrs. Pedley, probieren Sie es für uns aus«, bettelte Jo vollkommen ehrlich.
    »Nur, wenn ich zum Mittagessen Fischsuppe kriege.«
    »Gemacht«, sagte Jo und wir verließen Mrs. Pedley.
    Im Korridor wandte sich Pinkus an mich und sagte:
    »Es ist wichtig, ein Hobby zu haben. Was haben Sie für eins, Roy?«
    Bevor ich Gelegenheit hatte zu antworten, peitschte Jo unsere Karawane vorwärts. Von den anderen fünf Patienten konnte keiner sprechen. Jeder litt an den Schmerzen irgendeiner schrecklichen, unheilbaren, schleichenden Krankheit, die fast mit Sicherheit tödlich war und gewöhnlich die wichtigsten Organe wie Herz, Lungen, Leber, Nieren und Hirn in Mitleidenschaft zog. Der jämmerlichste Fall war ein Mann, bei dem es mit einer Pustel am Knie angefangen hatte. Ohne eine Kultur anzulegen, hatte sein
Private,
Entenarsch-Donowitz, ihm das falsche Antibiotikum gegeben, das genau jene Bakterien vernichtete, die die Streuung der resistenten Staphylokokken in der Pustel verhinderten. Die Staphylokokken breiteten sich daraufhin wie wild aus und vergifteten den ganzen Körper. Aus einem glücklichen, erfolgreichen, fünfundvierzig Jahre alten Finanzmakler war ein epileptisches, stummes, entkräftetes Skelett geworden, das nicht mehr sprechen konnte, weil ein Monat am Beatmungsgerät ihm ein Loch durch den Knorpel seiner Luftröhre gefressen hatte. Bei unserer Visite sah er mich zu Tode erschrocken und um Rettung flehend an. Seine einzige Hoffnung war jetzt die Hoffnung auf einen Traum, sein einziger Trost eine Zeit, in der er von seiner Stimme und seinem erfüllten Leben träumte, ein Traumtrost bis zum täglichen Erwachen in den Alptraum seines versauten Lebens. Es war offenkundig ein Behandlungsfehler von Donowitz. Aber niemand hatte dem Mann, der mit einer Pustel am Knie zum Arzt gegangen war, gesagt, daß er Donowitz auf Millionen verklagen konnte. In der Tür zu seinem Zimmer hörte ich von Jo seine Geschichte, so leidenschaftslos und trocken wie die Mitteilungen von Ollie. Ich sah, wie sein Blick mich, den Neuen, festhielt, vielleicht könnte ich ein Wunder herbeiführen. Er flehte mich an,

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