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House of God

House of God

Titel: House of God Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Samuel Shem
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Molly.«
    »Mädchen, mein Name is Chuck.«
    Ich dachte, es ist doch alles wahr, was über Schwestern und
Interns
erzählt wird und sagte:
    »Ich bin Roy.«
    »Euer erster Tag, Jungs?«
    »Ja. Hab mir grade überlecht, ob ich lieber zur Armee geh.«
    »Ich bin auch neu«, sagte Molly. »Habe erst letzten Monat angefangen. Ganz schön gruselig, was?«
    »Kamman wohl sagen«, meinte Chuck.
    »Kopf hoch, Jungs, wir schaffen es schon. Bis dann.«
    Chuck sah mich an, und ich sah ihn an, und er sagte:
    »Macht Spaß, hier mit den Gomers rumzumachen, oder?«
    Wir sahen Molly nach, wie sie den Korridor hinunterging. Sie blieb stehen, um Potts zu begrüßen, der mit einem jungen tschechischen Patienten sprach, einem von einem Leberleiden ganz gelben Mann. Der Gelbe flirtete mit Molly und musterte sie, als sie sich kichernd weiter den Korridor hinunterwiegte. Potts kam zu uns und sah sich die Laborwerte vom Morgen an.
    »Lazlows Leberfunktionen werden schlechter«, sagte er.
    »Sieht mächtig gelb aus«, sagte Chuck. »Laß mal sehn. Zu hoch. Wenn ich du wäre, Potts, ich würde ihm Roide geben.«
    »Roide?«
    »Steroide, Mann, Steroide. Wessen Patient is er denn?«
    »Meiner. Er ist zu arm, um sich einen
Private Doctor
leisten zu können.«
    »Also, ich würde ihm Roide geben. Kann sein, daß er ’ne fulminante Hepatitis hat. Dann stirbt er dir, außer, du pumpst ihn jetzt mit Roiden voll.«
    »Ja«, sagte Potts, »aber so hoch sind die Werte auch wieder nicht, und Steroide haben viele Nebenwirkungen. Ich warte lieber noch einen Tag.«
    »Wie du willst. Sieht aber verdammt gelb aus, oder?«
    Ich dachte daran, was der Dicke über die Jungen, die sterben, gesagt hatte und stand auf, um etwas zu tun. Als ich zur Stationszentrale zurückkam, sah ich zwei LAD in GAZ , die durch ihre dicken Brillengläser das Schwarze Brett beäugten, auf dem die Namen der neuen
Interns
der Station standen. Sie nannten meinen Namen, und ich fragte sie, ob sie mich suchten. Klein, einen ganzen Kopf unter mir aneinander gedrängt, äugten sie zu mir herauf.
    »Oh ja«, sagte die eine.
    »Oh, sind Sie nicht dieser große, junge Arzt?«
    »Gutaussehend und groß«, sagte die andere. »Ja, wir wollten hören, wie es unserem Bruder Itzak geht.«
    »Itzak Rokitansky. Der Lehrer. Brillant ist er gewesen.«
    »Wie geht es ihm, Dr. Basch?«
    Ich fühlte mich wie in einer Falle, wußte nicht, was ich sagen sollte. Ich widerstand dem Impuls, »prrachvell« zu sagen:
    »Nun … ich bin erst einen Tag hier. Es ist zu früh, um etwas zu sagen. Wir werden abwarten müssen.«
    »Es ist sein Gehirn«, sagte die eine. »Sein wundervolles Gehirn. Wir sind froh, daß Sie sich um ihn kümmern werden. Wir kommen morgen wieder. Wir besuchen ihn jeden Tag.«
    »Wir verbringen viel Zeit damit, die zu besuchen, die krank sind. Auf Wiedersehen, Dr. Basch. Vielen Dank.«
    Ich ging und hörte noch, daß sie über mich sprachen, zufrieden darüber, daß ich der Arzt ihres Bruders sein würde. Ich war gerührt. Ich war ein Arzt. Zum ersten Mal an diesem Tag fühlte ich Begeisterung, Stolz. Sie glaubten an mich, an mein Können. Ich würde mich um ihren Bruder und um sie kümmern. Um die ganze Welt. Warum nicht? Stolz ging ich den Gang entlang. Mit einem gewissen Sachverstand befühlte ich die Chromteile meines Stethoskops, als wüßte ich, was ich hier tat. Weit gefehlt.
    Das Gefühl hielt nicht lange an. Ich wurde immer müder, verstrickte mich mehr und mehr in die zahllosen Kontrasteinläufe und Laboruntersuchungen. Die Abrißbirne des Zock-Flügels hatte seit zwölf Stunden meine Gehörknöchelchen vibrieren lassen. Ich hatte keine Zeit für Frühstück, Mittag- oder Abendessen gehabt. Ich hatte nicht einmal Zeit gehabt, zur Toilette zu gehen. Jedes Mal, wenn ich ging, rief mich der erbarmungslose Piepser zurück. Ich war entmutigt, zermürbt. Bevor er nach Hause ging, kam der Dicke zu mir und fragte, ob ich noch irgend etwas mit ihm besprechen wollte.
    »Ich kapiere das nicht«, sagte ich. »Das hat doch nichts mit Medizin zu tun. Dafür habe ich nicht studiert. Nicht, um Einläufe anzuordnen.«
    »Der Große Darmangriff ist wichtig«, sagte Dickie.
    »Gibt es hier denn keine normalen Patienten?«
    »Das sind normale Patienten.«
    »Das kann nicht sein. Hier sind doch fast nur alte Leute!«
    »Sophie ist noch jung. Sie ist achtundsechzig.«
    »Alte Leute und Kontrasteinläufe, das ist doch verrückt. So hatte ich mir das nicht vorgestellt, als ich heute morgen

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