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House of God

House of God

Titel: House of God Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Samuel Shem
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nichts. Sie wird dich in Stücke reißen.«
    »Sie will es hören«, sagte Potts, »sie hat gesagt, sie will es hören.«
    »Sie will es gar nicht hören«, antwortete ich, »bestimmt nicht.«
    »Ich will es hören«, hatte Jo gesagt, »offen heraus, klar?«
    »Sie will es hören, das hat sie gesagt«, sagte Potts.
    »Will sie nicht. Wenn du es ihr sagst, wird sie dich in Stücke reißen.«
    Potts sagte Jo, daß er glaube, es wäre nicht richtig, von ihm zu verlangen, daß er Lazarus am Leben erhielt, und Jo riß ihn in Stücke. Das Beispiel, das sie anführte, um ihn ins Unrecht zu setzen, war der Gelbe.

7
    Nachdem wir fünf heiße Wochen lang von Jo herumgescheucht worden waren, hatten Chuck und ich eine Menge gelernt. Eine unserer größten Fertigkeiten bestand darin, jede Krankenakte so phantastisch zu frisieren, daß sie Jo zufriedenstellte. Sie konnte damit den Fisch zufriedenstellen und der wiederum den Leggo und dieser dann wieder wen immer er zufriedenstellen mußte. Darüber hinaus hatten wir gelernt, vor Jo zu verbergen, was wir tatsächlich mit den Gomers machten, nämlich gar nichts, und das gründlicher als jeder andere
Intern
im
House of God.
Wenn sie unsere wunderbaren Ergebnisse in den Krankenakten las und dann sah, wie gut es den Gomers ging, sagte Jo manchmal voller Stolz:
    »Gute Arbeit. Das ist wirklich verdammt gute Arbeit. Ich habe Ihnen doch gleich gesagt, der Dicke hat keine Ahnung, wie man Patienten behandelt, oder?«
    Ohne es zu merken, hatten wir uns mit unserem Verhalten selbst einen Strick gedreht. Unsere Krankenakten waren für die Visiten mit Jo so wundervoll frisiert, daß, wenn Jo sie dem Fisch und der Fisch sie dem Leggo vorlegte, alle staunten. Das war ärztliche Betreuung! Diese Fußnoten! Diese Heilerfolge! Also beschloß der Leggo, Chuck und mich zu belohnen.
    »Womit werden sie denn belohnt?« fragte der Fisch den Leggo.
    Sie sollen die größte Belohnung erhalten, die sich ein
Intern
nur wünschen kann«, sagte der Leggo. »Als ich
Intern
war, haben wir uns um die schwersten Fälle gestritten, um dem Chef zu zeigen, was wir konnten. Das soll ihre Belohnung sein. Wir lassen sie zeigen, was sie drauf haben. Wir geben ihnen die harten Brocken. Sagen Sie ihnen das.«
    »Wir geben ihnen die harten Brocken«, sagte der Fisch zu Jo.
    »Sie geben Ihnen die harten Brocken«, sagte Jo zu uns.
    »Die harten Brocken?« fragte ich. »Wer ist das?«
    »Die schwersten Fälle, die ins
House
kommen.«
    »Was? Warum?«
    »Mann, was haben wir falsch gemacht?«
    »Nichts«, sagte Jo. »Im Gegenteil. Das ist Leggos Art, sich zu bedanken. Er fordert Sie mit den harten Brocken heraus. Ich finde das großartig. Sie werden sehen, was wir jetzt für Fälle bekommen.«
    Wir sollten es bald sehen. Es waren die schlimmsten, die Katastrophen im
House of God,
meistens junge Männer und Frauen mit schrecklichen Krankheiten, deren Behandlung eigentlich schon der Beginn des Sterbens war. Krankheiten mit so gräßlichen Namen wie Leukämie, Melanom, Hepatom, Lymphom, Karzinom und alle die anderen Horrendome, für die es weder in dieser Welt noch in der nächsten eine Heilung gab. Und so gingen Chuck und ich in die Falle, die wir uns selbst gestellt hatten und machten, ohne es zu wollen, aus 6 -Süd die schwerste Station im
House.
Obwohl wir genau das Gegenteil beabsichtigt hatten, mußten wir nun lernen, mit den schlimmsten Krankheiten umzugehen, mit denen das
House
aufwarten konnte. Wir schwitzten und wir fluchten und wir haßten es, aber wir halfen uns gegenseitig – ich ihm bei den Fakten und Zahlen und er mir bei den praktischen Dingen –, wir wagten etwas und lernten dabei. In dem Maße, in dem wir uns auf sterbende Junge konzentrieren mußten, gingen die Großen Darmangriffe gegen Kopfschmerzen zurück, und der Gomerverkehr nahm ab. Rokitansky wurde in sein Pflegeheim zurückgeschickt und Sophie in Putzels Continental nach Hause gefahren. Ina und Anna, die Überbleibsel unserer falschen aggressiven Behandlung, waren noch auf Station und kehrten langsam in die einlullende Hülle ihrer Demenz zurück. Dr. Sanders, so stellte sich heraus, hatte die Hodgkinsche Krankheit in fortgeschrittenem Stadium, unheilbar. Er bekam Chemotherapie und wurde nach Hause geschickt, um mit seinem Bruder in West Virginia einen letzten Ausflug zum Fischen zu machen. Der Gelbe lag flach und still in seinem Bett, so welk wie die ersten gelben Blätter im Herbst.
    Irgendwann stellten Chuck und ich fest, daß wir beide gern

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