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House of God

House of God

Titel: House of God Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Samuel Shem
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gehen. Kaum war er gegangen, und kaum hatte sich der Rausschmeißer für einen Moment umgedreht, stand am Schwarzen Brett unter meinem Namen wieder ABI .
    Weil das Zeichen überall auftauchte, verbrachte ein Zwerg wie Otto immer mehr Zeit mit dem Schwamm am Schwarzen Brett. Und als die Schwämme verschwanden, schwoll Klein-Otto an vor lauter Wut. Und je wütender Otto wurde, desto wütender wurde ich auf den Fisch und den Leggo und beklagte mich über den Mißbrauch, den man mit meinem Namen trieb. Auf meine Klagen hin stellte man immer mehr Rausschmeißer ein, die an immer mehr Ecken lauerten. Wegen dieser großen Aufmerksamkeit, die nun der Auszeichnung zukam, fingen die anderen
Interns
an, sich beim Fisch und beim Leggo zu beklagen, weil ausgerechnet dieser Basch, der so viel Zeit damit verbrachte herumzusitzen, die Füße in schwarzen Turnschuhen hochgelegt, eine Dose Ginger Ale in der Hand, unmöglich ganz vorn im Rennen um den ABI liegen konnte, auch wenn dieser Wettbewerb nur auf den Schwarzen Brettern des
House
existierte.
    »Hombre?«
    »Hallo, Hazel«, sagte Chuck. »Komm her, Mädchen.«
    Hazel von der Hauswirtschaft stand in der Tür. Ich hatte sie zwar schon gesehen, wenn sie mit dem Mop herumwirbelte und Mülleimer leerte, aber noch niemals so: Sie trug enge weiße Leggings und eine grüne Uniform, die über ihrer Brust spannte, so daß die Knöpfe am Stoff zerrten und kleine, verlockende Aussichten auf schwarze Brüste in einem weißem BH boten. Ihr Gesicht war umwerfend: rubinroter Lippenstift auf dunklen Lippen, hellbrauner Afro-Kopf, Wimperntusche, Lidschatten, falsche Wimpern und ein ganzer Karneval von Ohrringen. Ihre Zunge lag wie ein Kissen auf dem Sofamund, und ihre Zähne sahen aus wie Mondsteine.
    »Du hast dein warmes Wasser und saubere Laken, Chuck?«
    »Prima, Hazel, einfach prima, Mädchen. Danke.«
    »Und dein Wagen? Vielleicht braucht er ’ne Überholung?«
    »Oh, ja, Hazel, mein Wagen läuft nich gut. Muß viel dran gemacht werden. Mein Wagen braucht ’ne Überholung. Bald. Weiß du, meine Stoßstange hat’s nötig. Genau. Meine Stoßstange.«
    »Stoßstange? Ho ho! Frecher Kerl! Und wann willst du deinen Wagen in die Garage stellen?«
    »Also, mal sehen, morgen, Mädchen, wie wär’s morgen?«
    » OK «, sagte Hazel kichernd. »Morgen. Stoßstange? Frecher Kerl. Adiós.«
    Ich war überrascht. Ich wußte, daß Chuck sich für Hazel interessierte, aber ich hatte keine Ahnung gehabt, daß die Sache schon so weit ging. Als der kubanische Knallkörper gegangen war, hing noch ein Brandgeruch in der Luft, scharf, heiß und rot.
    »Hazel ist doch gar kein spanischer Name«, sagte ich.
    »Also, Mann, weißt doch wie das is. Is nich ihr Name.«
    »Wie heißt sie denn?«
    »Jesulita. Und wir reden auch nicht über’s Auto.«
    Jesulita. Ja, auch das hatte angefangen: Sex im
Internship.
In dem Maße, wie unsere Kompetenz zunahm und unser Unmut wuchs gegen die Art, in der wir von Jo und den Schleckern gedrillt wurden, hatten wir mehr oder weniger unbewußt mit den attraktiven Frauen des
House,
wie Chuck es ausdrückte, »was angefangen«.
    Ich dachte an Molly – eine schöne Frau, die von der romantischen Liebe enttäuscht worden war und die in der Katholischen Schwesternschule eine Eins in der geraden Beuge gemacht hatte – und daran, wie ich in diese Affäre geraten war. Es hatte ziemlich harmlos angefangen. Eines Tages fand ich sie in Tränen aufgelöst in der Stationszentrale und fragte sie nach dem Grund. Sie sagte, sie fürchte, bald sterben zu müssen, weil sie ein Muttermal am Schenkel habe, am Oberschenkel, das angefangen habe zu wachsen. Ich sagte, laß mal sehen, und wie ungezogene Kinder gingen wir in ein Dienstzimmer, wo sie auf dem unteren Bett ihre Strumpfhose herunter zog und es mir zeigte.
    Oh Gott, war das ein herrlicher Oberschenkel! Und natürlich sah ich das wundervoll geblümte Höschen über dem gewölbten blonden
mons.
Und sicher war es ein schlimmes, schwarzes Muttermal, und sie würde sterben. Ich hatte natürlich keine Ahnung von Muttermalen, tat aber so, als wäre ich ein Experte und benutzte meinen Dr. Basch-Titel, um sie noch am selben Morgen in der Hautklinik unterzubringen. Dem
Resident
in der Dermatologie lief der Speichel aus dem Mund, als er diesen
mons
und das geblümte Höschen statt der gewohnten verwelkten und verkrätzten Wunden der Gomers sah. Er machte eine kleine Biopsie und teilte ihr innerhalb von vierundzwanzig Stunden mit, daß es sich um

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