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House of God

House of God

Titel: House of God Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Samuel Shem
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Ball.«
    Und wir gingen grinsend davon, die Arme um unsere verschwitzten Schultern gelegt, stolz über unseren Sieg. Später, als wir zusammen tranken, sagte ich:
    »Mann, bist du ein Spieler. Hast du im
College
gespielt?«
    »Jap.
Small College All-American,
mein letztes Jahr. Erstes Team.«
    »Jetzt weiß ich es endlich«, sagte ich. »Deine Gleichgültigkeit, das ist alles nur Mache. Nichts, was du tust, ist dir egal.«
    »Türlich nich, Mann, türlich nich.«
    »Warum tust du dann so?«
    »Is auf der Straße die einzige Möglichkeit. Wenn du nich für dich behältst, was du bist und wer du bist und was du hast und wie man dich ausnutzen kann, wirst du erst richtig platt gemacht. Wie Potts von Jo. Ich kann mich zwar verletzt fühlen, Mann, aber das soll keiner sehen. Wenn du überleben willst, mußt du cool sein.«
    »Komisch. Wo ich herkomme, ist es genau umgekehrt. Du mußt deinen Schmerz zeigen, damit man dich in Ruhe läßt. Was hältst du davon?«
    »Was ich davon halte? Ich denke, gut, gut, Mann, gut.«
    Die wenigen Male, die Potts zum Basketball mitkam, waren peinlich. Er war ungeschickt und schüchtern, ängstlich darauf bedacht, niemandem wehzutun und fürchtete sich, frei zu stehen. Wenn er hätte werfen können, paßte er lieber. In einer Auseinandersetzung hatte immer der andere recht. Er schrie selten. Und als der Ahorn rot zu werden begann, als auf den braunen Feldern immer öfter Touch-Football gespielt wurde, als der Morgentau zu Rauhreif wurde, da ging es Potts immer schlechter. Aus unserem Leben war er nahezu ausgeschlossen, von seiner Frau wurde er oft wochenlang allein gelassen. Und er sorgte sich um seinen unglücklichen Golden Retriever. Jo und der Gelbe hetzten ihn, und er fürchtete sich vor jedem Risiko. In der Medizin gibt es nur eine Möglichkeit, wirklich etwas zu lernen: Man muß in den harten Stunden, in denen man mit seinen Patienten allein ist, etwas wagen. Und darum kam Potts nicht voran. Beschämt und eingeschüchtert verließ er schließlich unsere Station und wandte sich, so wie es der Rotationsplan vorsah, seiner nächsten Aufgabe zu.
    Sein Nachfolger war Runt, der Kleine. An seinem ersten Tag saßen Chuck und ich in der Stationszentrale, hatten die Füße hochgelegt und tranken Ginger Ale aus den hohen hauseigenen Eiskübeln. Da wir wußten, wie aufgeregt er sein würde, zogen wir eine Spritze mit Valium auf und klebten sie unter seinem Namen ans Schwarze Brett, mit der Anweisung:
    »Bei Ankunft in die rechte Hinterbacke injizieren.«
    Über das schwarze Brett kommunizierten die
House Privates
mit den
Interns
über ihre Patienten. Unter meinem Namen war im ganzen
House
ein seltsames Kürzel aufgetaucht: ABI . Niemand wußte, wer es dorthin geschrieben hatte. Es sollte die Abkürzung für ›Absolut Bester
Intern
‹ sein. Dem Gerücht nach existierte eine solche Auszeichnung, die vom Fisch und vom Leggo gesponsert wurde. Da das Zeichen nur bei meinem Namen stand, fing man an, mich mit »der ABI « anzureden, und oft wurde ich mit »hier kommt der ABI « begrüßt. Als ich den Fisch fragte, ob ich tatsächlich als ABI ganz vorn im Rennen läge, antwortete er, er wisse nichts von einem solchen Wettbewerb. Ich hätte vom Leggo davon gehört, sagte ich, und daß der Wettbewerb angeblich zur »besonderen Tradition des
House
« gehöre. Später fragte ich den Leggo, der ebenfalls sagte, er wisse nichts von diesem Wettbewerb, und ich antwortete, ich hätte vom Fisch davon gehört, und daß er zur »besonderen Tradition des
House
« gehöre. Dann beschwerte ich mich beim Fisch, daß ich meinen Namen nicht gern im ganzen
House
mit diesem ABI verschmiert sähe. Und der Fisch versprach, den Sicherheitsdienst darauf anzusetzen. Nach ein paar Tagen konnte man einen Rausschmeißer in nachgemachter
West Point
Uniform an einer Ecke lauern sehen, wohl in der Hoffnung, den zu überraschen, der ständig ABI unter meinen Namen schrieb.
    Die
Privates
aber ärgerten sich am meisten über das ABI , und unter ihnen ärgerte sich am allermeisten Klein-Otto Kreinberg, der
Private,
dessen Name in Stockholm keinem ein Begriff war. Da Otto niemals mit
Interns
sprach, das Schwarze Brett somit für ihn das einzige Kommunikationsmittel mit den
Interns
darstellte, und da das ABI keinen Platz mehr für Mitteilungen freiließ, wütete Klein-Otto.
    Einmal, als Chuck und ich gerade in der Stationszentrale saßen, sahen wir Otto hereinkommen, fluchen, das ABI wegwischen, eine Nachricht für mich hinschreiben und

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