House of God
Erfahrungen aus den verschiedensten Ecken des Erdballs, aus England, Frankreich und von der Grünen Insel, die ich nur zweimal besucht habe.«
»Ein wandelndes Lehrbuch«, sagte Quick.
Oben war ich gerade damit fertig, Jimmy durch die Mühle zu drehen, Braunülen und Tuben in ihn zu versenken und seine unheilbare Krankheit zu behandeln, als Mrs. Risenshein einen Herzstillstand hatte, und ich war überrascht, als ich mich selbst fluchen hörte, während ich sie ins Leben zurückrief.
»Ich wünschte, sie würde sterben, damit ich endlich schlafen gehen kann!«
Ich war schockiert, weil mir klar wurde, daß ich gerade einem Menschen den Tod gewünscht hatte, damit ich schlafen gehen konnte. Ein Tier.
Motorrad-Eddie kam von der Intensivstation, um Mrs. Risenshein abzuholen, und ich fragte ihn, wie es ihm ginge.«
Danke für die Nachfrage. Es geht prima. Hier, Bob«, sagte er mit einer Kopfbewegung zu seinem BMS , »schieb das Bett auf Intensiv, ja, Junge? Gib ihr fein Sauerstoff und paß auf, daß der Tubus offen bleibt, ich will nur mal kurz rauf in den achten Stock und runterspringen, um mich umzubringen.«
Er ging, und Molly, sauber und hübsch und sexy und dienstfrei, ging auch. Und ich war verzweifelt, sie gehen zu sehen. Ich wollte mit ihr gehen. Wieder rief der Kleine an.
»Wie geht es Lazarus?« fragte er.
»Stabil. Wo bist du?«
»Bei Angel. Ich habe Angst. Wie geht es Risenshein?«
»Du brauchst keine Angst zu haben. Risenshein hatte einen Herzstillstand und ist jetzt auf der Intensivstation.«
»Oh, nein! Ich komme sofort!«
»Wenn du das tust, bringe ich dich um. Leg Angel flach.«
»Hallo, Roy«, sagte eine gesund betrunkene Stimme, »Ich bin« … Gestikulieren … »betrunken.«
»Schön. Hör zu, Angel, ich mache mir Sorgen um den Kleinen. Der packt es nicht, wenn er nicht etwas mehr Selbstvertrauen bekommt. Er ist ein prima Junge, aber er braucht etwas mehr Selbstvertrauen. Chuck und ich machen uns echte Sorgen, Selbstmord und so, wir machen uns wirklich Sorgen.«
»Sessmord!«… Gestikulieren … »Wauuu! Was kannich tun?«
Ich sagte Angel ganz genau, was sie tun könnte, um den Kleinen vor dem Selbstmord zu bewahren.
»Sessmord!«… Gestikulieren … »Du meinss, er iss freiii?«
»Noch nicht, Angie, du mußt ihn befreien, laß ihn fliegen.«
»Fliegen lassen« … Gestikulieren … »fliegen siegen« und der Hörer wurde aufgelegt.
Heiß, verschwitzt, den getrockneten, salzigen Schweiß wie Sand auf meinen Augenlidern, mit meiner Grippe, die sich in Unwohlsein, Photophobie, Myalgie, Übelkeit und Durchfall auslebte, fluchend, weil ich im
House
war, während Molly draußen war und Berry draußen war – wo und mit wem? – und während der Kleine wegen seiner »Sessmordgefahr« verführt wurde, versuchte ich meinen Bericht über den jungen und schon so bald toten Jimmy zu beenden. Rundlich, grinsend, seine Pfeife paffend, erschien Howard.
»Was zum Teufel willst du hier oben?«
»Oh, ich dachte, ich könnte bei Jimmy ein bißchen Nachsorge machen. Toller Fall. Ich denke, den hat’s erwischt, was? Oh, und ich wollte dich wegen dieser Schwester fragen, die von Intensiv, Angel. Prima Mädchen, ich dachte, ich könnte mal mit ihr ausgehen.«
Ich sah, wie er an seiner Pfeife zog und haßte ihn, weil er selbst im
House of God
sein Lebensglück aus dieser Pfeife sog. Ich sagte:
»Oh, du hast also noch nichts von dem Kleinen und Angel gehört?«
»Nein. Du meinst …«
»Genau. Genau in diesem Augenblick. Und, Howard, du solltest sehen, was die mit ihrem Mund macht.«
»Mit ihrem … ihrem was?«
»Ihrem Mund«, sagte ich und wußte, daß Howard bis morgen im ganzen Haus Gottes rumgepafft hatte, was Angel mit ihrem Mund mache. »Weißt du, sie legt ihre Lippen um seinen …«
»Also, davon will ich nichts hören und danke, daß du mich gewarnt hast, bevor ich sie gefragt habe. Aber ich wüßte gern, warum Jimmies Blutdruck nur vierzig systolisch war, als ich ihn eben gemessen habe.«
»Was?« sagte ich und rannte in Jimmies Zimmer, wo ich feststellte, daß er vierzig systolisch war und Jimmy echt versuchte zu sterben. Ich geriet in Panik. Ich wußte nicht, wo ich anfangen sollte, um ihn zu retten. Ich sah Howard lässig in der Tür lehnen und grinsend seine Pfeife anzünden und sagte:
»Howard, hilf mir doch.«
»Oh, gern. Und was soll ich tun?«
Ich wußte nicht, was er tun sollte oder was ich tun sollte, doch dann dachte ich an den Dicken und sagte: »Ruf den
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