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House of God

House of God

Titel: House of God Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Samuel Shem
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er überlebt. Ich häng den Hörer ein, geh auf die Knie und bete: Bitte, lieber Gott, bring diesen Kerl um! Ich lag auf den Knien, ich meine – wirklich auf den Knien!!!«
    »Er ist gestorben,« sagte Hooper. »
Resident
war Jo. Sie wollte, daß weitergepumpt wird, aber ich sagte: Meiner Meinung nach ist der Junge seit zehn Minuten tot, und bin gegangen.«
    »Hooper, du bist ein großer Mann«, sagte Motorrad-Eddie.
    »Ich möchte dich küssen.«
    »Küß mich ruhig, küß mich, wenn du willst, aber wenn so ein menschliches Wrack wie der in Sausalito aufgetaucht wäre, das weiß ich genau, der hätte seine eigene Obduktionserlaubnis unterschreiben müssen, um überhaupt aufgenommen zu werden.«
    »Das finde ich ein bißchen stark«, sagte Howie grinsend.
    »Halt dich fern von Sausalito, wenn du deinen Herzstillstand hast.«
    Potts kam herein, spät, machte sich ein dünnes Sandwich und setzte sich. Mir fiel wieder ein, daß der Gelbe im Sterben lag. Potts wurde von ihm gejagt, war an ihn gefesselt, und wann immer wir Potts sahen, sahen wir den Gelben. Potts zog sich immer mehr in sich selbst zurück. Er war nicht zu unserem Footballspiel gekommen. Er sah aus wie ein Baum, dem ein Ast abgerissen worden war, das rohe Holz rauh und weiß. Niemand sprach mit ihm über den Gelben. Auch nicht mit dem Kleinen. Aber wenn der Kleine sich tatsächlich angesteckt hatte, dann hatte er, bevor er starb, wenigsten noch ein paar herrlich unanständige Sachen mit Angel gemacht. Ich fragte Potts, wie es ihm ginge.
    »Ich weiß nicht. Ich denke OK . Otis liebt den Herbst, die Blätter. Ich glaube, ich leiste hier keine gute Arbeit, weißt du.«
    »Sie leisten hier alle sehr gute Arbeit«, sagte der Leggo, der sich zu uns gesellt hatte, »aber als Gruppe bekommen Sie nicht genügend Autopsien. Sie glauben ja nicht, wie wichtig die Autopsie ist! Sehen Sie, die Autopsie ist das Herz, nein, die Blume, die rote Rose der Medizin. Stellen Sie sich vor, der große Virchow, der Vater der Pathologie, hat mit seinen eigenen Händen fünfundzwanzigtausend Autopsien durchgeführt. Sie ist von höchster Bedeutung, um ›Krankheit‹ zu begreifen. Dieser Tscheche zum Beispiel, der mit diesem Spitznamen, wie wurde er noch genannt, Dr. Fishberg?«
    »Er wurde nicht, er wird der Gelbe genannt, Sir.«
    »Ja, nehmen Sie den Gelben …«
    Der Leggo fuhr fort, am Beispiel des Gelben zu erklären, wie wichtig es für uns sei, die Obduktionserlaubnis zu bekommen, wenn er sterben würde. Und jedes seiner Worte schien den armen, schweigenden Potts zu zerreißen.
    »Als ich
Intern
war«, sagte der Leggo fröhlich, »bekamen wir fünfundsiebzig Prozent Autopsien. Natürlich machten wir sie damals selbst. Aber wissen Sie, wir fanden nichts dabei. Wir halfen damit ja der medizinischen Wissenschaft auf die Sprünge.«
    Der Leggo meinte, wir
Interns
bekämen nicht genügend Autopsien, und da er wisse, »wie schwer es ist, von der Familie in der Stunde des Verlustes eine Erlaubnis zu erhalten«, habe er an »einen Anreiz, einen Preis« gedacht. »Der
Intern,
der die meisten Autopsien des Jahres beibringt, erhält eine Reise für zwei Personen mit Dr. Fishberg und mit mir nach Atlantic City zum AMA Kongress im Juni.«
    Totenstille. Niemand wußte, was er dazu sagen sollte, bis Howie, paffend und grinsend, meinte:
    »Verdammt gute Idee, Chef, aber vielleicht sollte die Reise besser zum Amerikanischen Pathologenkongreß gehen?«
    »Ich finde, es sollte nicht heißen die meisten Autopsien,« sagte ich, überzeugt davon, daß der Leggo scherzte. »Ich meine, das würde schließlich eine Prämie für jeden Toten bedeuten. Der
Intern
mit den meisten Todesfällen würde gewinnen, und das wäre doch ein Anreiz, Behandlungen abzusetzen, oder schlimmer noch, Patienten zu töten, um den Preis zu gewinnen!«
    »Jawohl«, sagte Eddie, »warum nicht die Prozentzahl der Todesfälle?«
    Weder der Leggo noch der Fisch lachten, und am Ende der Veranstaltung, war sich niemand sicher, ob sie es ernst gemeint hatten oder nicht.
    »Natürlich meinen die es ernst«, sagte Hyper Hooper, »und ich gewinne. Die Schwarze Krähe! Atlantic City, ich komme. Salzbonbons auf dem Holz-Steg lutschen.« Er grinste und sang:
Under the bo-o-orrdwalk, down by the seeeeeee …
    So wurde die Schwarze Krähe, wenn sie es denn ernst meinten, zur Realität, jedenfalls so real wie der ABI . Hyper Hooper, der sowieso vom Tod fasziniert war, hob jetzt richtig ab, und wir anderen, die dem Tod noch immer

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